Noch nicht richtig im Boden, musste eine junge Linde schon ihre erste Bewährungsprobe absolvieren, denn eisiger Wind pfiff über den Höhenzug der "Alten Wart" bei Junkershausen, wo der Auftakt zu einer landkreisweiten Pflanzaktion stattfand. Immerhin gelangte der Stamm unter anderem mit der prominenten Unterstützung des bayerischen Umweltministers Thorsten Glauber in die Erde. Aus seinem Etat stammte der weitaus überwiegende Teil der Mittel für 3500 Bäume, die in den nächsten drei Jahren überall im Landkreis gesetzt werden sollen.
Das Vorhaben wird koordiniert durch Projektmanagerin Sarah Walz, die bereits mit einigen Gemeinden in Kontakt getreten ist, um Standorte für die Bäume zu bestimmen. Vorgesehen sind die Pflanzung von Solitärbäumen. also Einzelbäumen in der Landschaft, aber auch Gruppen von kleinen Streuobstbeständen in besonders markanten Bereichen. Im Herbst soll es noch eine große Pflanzaktion bei verschiedenen Landkreisgemeinden geben.
Linde dient als neue Landmarke
Die Initiative soll nicht nur einen weitflächigen Biotopverbund unterstützen, sondern auch landschaftsoptische Auflockerungen erzeugen. An einem besonders exponierten Standort wie auf der Anhöhe zwischen Junkershausen und Bahra dient die Linde als neue "Landmarke" und ersetzt eine gleichartige, über 200 Jahre alte Vorgängerin, die vor einigen Jahren einem Sturm zum Opfer gefallen und einst als Zeichen des Friedens gepflanzt worden war.
Schwer wiegt auch die Symbolkraft der Aktion, hob BBV-Kreisgeschäftsführer und Initiator Michael Diestel hervor. Er räumt ein, dass er die Idee von Künstler Joseph Beuys abgeschaut hat, der während einer Documenta in Kassel die Stadtverantwortlichen überzeugt hatte, mehrere Tausend Eichen in der hessischen VW-Metropole zu pflanzen. Inzwischen sind die Bäume gut gewachsen und prägen das Stadtbild.
Baumpflanzung an der ehemaligen Grenze besonders symbolträchtig
Richard Mergner, Vorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern, der gemeinsam mit dem Bayerischen Bauernverband und der Agrokraft GmbH als Projektträger fungiert, begrüßt vor allem die Unterstützung des Bayerischen Umweltministeriums, das in der jüngsten Vergangenheit zunehmend Initiativen wie die im Landkreis Rhön-Grabfeld finanziert. Mit Blick auf die Geschehnisse in der Ukraine hält er den Ort und das Ereignis aber auch für besonders symbolträchtig. Er erinnerte dabei daran, dass sich der Standort nur wenige Kilometer entfernt von der einstigen Trennungslinie der beiden Machtsysteme befindet, die jetzt in einem ernsten Konflikt stehen.
Das gemeinsame Auftreten der Projektbeteiligten hat den Staatsminister beeindruckt und zur Bereitstellung der Fördergelder veranlasst, erwiderte Thorsten Glauber. Die Aktion, die auch von zahlreichen Sponsoren aus dem Landkreis unterstützt wird, habe Modellcharakter für ganz Bayern, weil sie die Potenziale einer Region vereine und gleichzeitig einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für Natur- und Artenschutz darstelle.
Aktion mit positivem Impuls
Für BBV-Kreisobmann Mathias Klöffel dient die Aktion ebenso wie für den stellvertretenden Landrat Josef Demar als Zeichen gemeinsamer Interessen und als Hinweis, dass "in der Region etwas mit Vorzeigecharakter passiert". Hollstadts Bürgermeister Georg Menninger bedauerte, dass die Gemeinde mit der Autobahn schon einige Beeinträchtigungen erfahren habe und bald auch noch mit der Suedlink-Stromtrasse erfahren wird. Daher freue er sich, dass nun eine Aktion mit positiven Impuls die Gemarkung aufwerte.
BN-Kreisvorsitzender Helmut Bär wertete die Aktion als Hinweis, dass Gruppen gegensätzlicher Interessen durchaus zur Zusammenarbeit bereit sind und sprach damit auch Bert Kowalzik an, Vorsitzender des Vereins zum Schutz der Umwelt und des Kulturerbes Rhön-Grabfeld. Der hartnäckige Widersacher des in unmittelbarer Nähe im Bau befindlichen Windparks Wargolshausen/Wülfershausen hatte vergeblich versucht, das Wort zu ergreifen und sein Statement dem Minister zu Gehör zu bringen.