Es sollte eine kleine, bescheidene Feier werden, die Verabschiedung von drei Lehrkräften an der Grabfeld-Mittelschule Bad Königshofen. Dann wurde doch noch ein richtiges, dem Anlass angemessenes Ereignis daraus. Elisabeth Bauer (Stadtlauringen), Kurt Beck (Herbstadt) und Armin Spiller (Bad Königshofen) wurden nach rund 40 Dienstjahren aus dem aktiven Dienst in die Freistellungsphase der Altersteilzeit beziehungsweise in den Ruhestand verabschiedet. Ihre drei Kollegen Eva Böhm, Edgar Hillenbrand und Michael Benz sowie der Lehrerchor sorgten für die musikalische Umrahmung.
Schulleiter Richard Wagner lobte das Trio als engagierte Pädagogen, die ihren Beruf mit Freude und großem Erfolg ausgeübt und viele große Veränderungen im bayerischen Schulsystem miterlebt hätten. Schulamtsdirektorin Ruth Krauß war im Vorfeld poetisch aktiv, trug ihre Laudatio, mit Humor und Respekt zugleich gespickt, in gereimten Versen vor. Alle drei seien echte Volksschullehrer der alten Lehrerbildungsgeneration, die hauptsächlich in der Hauptschule unterrichtet hätten und den doppelten Auftrag, zu unterrichten und zu erziehen, mit großem Engagement erfüllt hätten. Bauer sei vor acht Jahren an die Grabfeldschule versetzt worden, weil es in ihrer Sulzfelder Schule, wo sie zweieinhalb Jahrzehnte im Einsatz war, keine Hauptschüler mehr gab. Kurt Beck, seit 1972 im Schuldienst, wurde 1978 vom Schulverband Herbstadt/Trappstadt hierher versetzt. Und Armin Spiller kam 1980 an die Schule, die er selbst als Schüler besucht hatte. Zwei Mal vier Jahre wirkte er in Ankara (ab 1988) und Stockholm (ab 1999) an der dortigen deutschen Schule im Auslandsdienst. Angelika Kernwein hob für den BLLV die Treue, ideelle und finanzielle Unterstützung der Standesvertretung der bayerischen Lehrerinnen und Lehrer hervor.
Dann gingen die zu Verabschiedenden selber ans Mikrofon und versetzten in drei kurzweiligen Viertelstunden durch ihre Rhetorik, ihren Humor und ihre offenen Worte Kollegium und Gäste, unter ihnen Bürgermeister Thomas Helbling, in Verzückung. Elisabeth Bauer, selbst leidenschaftliche Fußballerin und Fußballfachfrau, gab für einige Zeit der „Grabfeldschule“ den Namen „Spielfeldschule“. Verblüffend ihre treffgenauen Vergleiche von Schule und Fußballsport, Spielfeld und Klassenzimmer, Transfer und Versetzung, Spielführer und Schulleiter, Sponsoren und Schulverbandsvorsitzender, Hausmeister und Platzwart. „Danke auch meinem Privatmasseur“, ihrem Ehemann Werner, „der mir öfter die Krämpfe aus den Waden streichen musste, wenn ein anstrengender Spieltag vorbei war.“
Wehmütige Erinnerungen beschäftigten Kurt Beck bei seiner Rede, besonders die Zeit, als er als Junglehrer nach Herbstadt versetzt wurde, „als die Kinder noch pflegeleichter, die Eltern umgänglicher und ein Lehrer angesehen und zusammen mit Pfarrer und Bürgermeister eine Respektsperson war.“ Aus Schmunzeln wurde Gelächter in der Aula, als er von den Gepflogenheiten rund um den Weißen Sonntag erzählte, der zum Glück in den einzelnen Ortschaften an drei Sonntagen stattfand, an dem aber je acht bis zehn Kinder daheim zu besuchen waren. Minutiös schilderte er seinen Tagesplan, mit dem er allen Einladungen gerecht wurde. Vom Kalorienüberschuss abgesehen „lernte man so die verwandtschaftlichen Verhältnisse kennen und baute zu den Eltern Kontakt auf.“
Drei Fragen zum Schluss
Armin Spiller, Jahrgang 1947, war das Schlusswort vorbehalten. Er beantwortete „drei FAQ-Fragen, „Frequently Asked Questions, häufig gestellte Fragen: 1. Warst du gerne Lehrer? 2. Gehst du gern in Rente? 3. Vermisst du etwas, wenn du in Rente gehst?“ Zu 1.: „Wenn man diesen Beruf 38 Jahre lang ohne gravierende physische und psychische (heftiges Kopfzucken) Schäden durchsteht, dann muss man ihn lieben.“ Zu 2.: „Ja. Aber dass ich jetzt automatisch zum Versorgungsempfänger werde, der sich ständig um andere sorgte – ob das gut geht?“ Zu 3.: „Mit Sicherheit nicht das Zeugnisschreiben, rund 2000 Mal, aber meine lieben Kolleginnen und Kollegen.“ Auch Spiller gewährte Einblick in sein Herz für Junglehrer. Als er letztes Jahr am zweiten Tag eine junge Kollegin fragte, „in welcher Klasse unterrichten Sie denn?“ antworte sie ihm: „Du kannst ruhig Du zu mir sagen. War das nicht schön!“