"Der Besengau braucht einen Laden!" Mit diesem Aufruf und einem Sonder-Mitteilungsblatt an alle Haushalte hatte die Gemeindeverwaltung zu einer Infoveranstaltung eingeladen. Dieser Meinung waren wohl auch die zahlreichen Bürger, die sich an diesem Abend in den Gemeindesaal drängten. Nach knapp drei Stunden dann ein eindeutiges Votum: Bastheim hat ihrer Ansicht nach Potenzial für einen Dorfladen. Und dass man sich engagieren will, zeigt ein Blick auf die Liste der mehr als 20 Bürger, die sich einbringen und mithelfen wollen.
Anlass des Infoabends war die Schließung des einzigen noch bestehenden Lebensmittelladens im Zentralort am vergangenen Samstag gewesen. Mit der Zusammenkunft wollten die Gemeinde die Bevölkerung für die Problematik sensibilisieren. "Wenn wir alle an einem Strang ziehen, gelingt es uns, einen Dorfladen nicht nur auf die Beine zu stellen, sondern ihn auch dauerhaft zu betreiben !", appellierten zweiter Bürgermeister Werner Fuchs und Verwaltungsleiter Klaus-Dieter Hahn an den Gemeinschaftsgeist.
Neue Wege
Klaus-Dieter Hahn erinnerte daran, dass es in Bastheim und in den Ortsteilen noch gar nicht vor allzu langer Zeit Filialen von Geldinstituten, der Post, Bäckereien, Metzgereien, Getränkemärkte und auch Läden", gegeben hat. Und heute ? Den letzten Laden in Bastheim habe man verzweifelt zu erhalten versucht. Viel Zeit und Energie hätte die Gemeinde eingesetzt, um auch in der Zukunft einen Laden in Bastheim zu haben. Doch letztlich waren alle Bemühungen vergebens. Nun gelte es, einen neuen Weg zu beschreiten, eventuell einen Dorfladen zu gründen.
Zu diesem Zweck hatte man Volker Hahn eingeladen. Seit über zehn Jahren ist er Geschäftsführer eines der ersten Dorfläden Bayerns in Heilgersdorf bei Seßlach. In seinem Vortrag ging er auf die Entwicklungstendenzen im Einzelhandel ein. "Sage und schreibe 480 Millionen Kilometer werden tagtäglich gefahren, um Einkäufe zu erledigen !", betonte er. Dabei seien Dorfläden schnell und fußläufig erreichbar. Regionalisierung, ein verstärktes Qualitätsbewusstsein und der Ausbau zum Treffpunkt seien Chance für einen Laden im Ort, wo doch "heutzutage oft nur noch der Friedhof als Kommunikationszentrum für die Dorfbevölkerung fungiert", so Hahn provokant.
Auf die Nischen kommt es an
Man müsse neben den Waren des täglichen Bedarfs auch Nischen ausbauen. Anhand eines Preisvergleichs machte er deutlich, dass "es nicht so ist, dass Sie im Dorfladen unbedingt weniger und teurer als im Discounter einkaufen," Allerdings müsse man auf eine gute Preis-Leistungs-Spanne achten. Anhand des Dorfladens in Heilgersdorf erläuterte er die Schritte, die nötig sind, um so ein Projekt auf gesunde Füße zu stellen.
Nach dem Motto "Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner !", hätten die 450 Einwohner ihr Problem angepackt. Mit einer Fragebogenaktion wurden Grundlagen für die weiteren Schritte gefunden. "Reden Sie mit den Kunden und nicht über ihn !", so Hahns Tipp. Und: "Das A und O eines gut funktionierenden Ladens ist die Freundlichkeit und Diskretion der Mitarbeiter." Nach der Auswertung der Fragebögen müsse eine Machbarkeitsstudie erstellt, müssten Fördermöglichkeiten abgeklopft, Lieferantengespräche geführt und natürlich das Unternehmen selbst gegründet werden. Dabei schlug er die Bildung einer Unternehmergesellschaft (UG) vor.
Was muss man beachten?
Dabei würden die Bürger Genossenschaftsanteile, zum Beispiel zu je 200 Euro/Anteil, erwerben und als stille Gesellschafter fungieren. Dabei wäre die Haftung der Bürger nur auf den jeweils eingebrachten Anteil beschränkt. Mit dem angesammelten Kapital könnte dann die Ladeneinrichtung und der Erstwarenbestand erworben werden.
Das Gebäude, die ehemalige VR-Bank-Filiale, würde die Gemeinde der UG gegen ein Mietentgelt zur Verfügung stellen. Die Gesamtheit aller Gesellschafter würde in einer Versammlung dann einen Aufsichtsrat und eine Geschäftsführung aus ihrer Mitte wählen, die für das operative Geschäft zuständig wären.
"Natürlich ist viel Engagement nötig. Man muss sich immer wieder was Neues einfallen lassen" , stellte Volker Hahn fest. Aber man habe dann eine eigene Einkaufsmöglichkeit und einen sozialen Treffpunkt im Ort, der nicht nur für die älteren Dorfbewohner, sondern für die ganze Dorfgemeinschaft positiv wäre. Ein Stück Lebensqualität. "Es ist ein hartes Geschäft - und es wird auch so bleiben !". Aber es würde sich lohnen und der Dorfladen würde sich tragen, wenn jeder nur für rund zehn Euro in der Woche dort einkauft, machte der Fachmann deutlich.
Mit der Projektgruppe gemeinsam wird nun der Fragebogen erarbeitet und die Aktion gestartet. Noch vor den Osterferien möchte Volker Hahn das Ergebnis der Fragebogenaktion in einer Versammlung vorstellen.