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Wechterswinkel
Barrierefreiheit – ein Gewinn für alle
An den Informationsständen konnten sich die Besucherinnen und Besuchern der Podiumsdiskussion Tipps, Rat und Informationen verschiedenster Anbieter einholen
Foto: Melanie Hofmann | An den Informationsständen konnten sich die Besucherinnen und Besuchern der Podiumsdiskussion Tipps, Rat und Informationen verschiedenster Anbieter einholen
Bearbeitet von Rainer Dehmer
 |  aktualisiert: 08.05.2024 02:50 Uhr

Wie barrierefrei lebt es sich im Landkreis Rhön-Grabfeld? Diese Frage stand kürzlich im Zentrum einer Podiumsdiskussion im Kloster Wechterswinkel zu der die Fachstelle für Senioren und Menschen mit Behinderung eingeladen hatte. Das teilt das Landratsamt in einem Schreiben mit, dem folgende Informationen entnommen sind. Die Veranstaltung war eingebettet in die bis zum 5. Mai stattfindende bayernweite Aktionswoche „Zu Hause daheim“, die sich auf das möglichst lange Wohnen in den eigenen vier Wänden konzentriert.

Der Behindertenbeauftragte des Landkreises, Thomas Bruckmüller, begrüßte die Gäste mit einer wichtigen Botschaft vorneweg: Nur, wenn alle Menschen – mit und ohne Einschränkung - die gleichen Chancen haben, ist Teilhabe überhaupt erst möglich. Wie breit gefächert das Spektrum an Barrieren tatsächlich ist, zeigte sich sehr schnell an diesem Nachmittag.

Armin Kraus von der bayerischen Architektenkammer berät seit knapp zwei Jahrzehnten unter anderem in Bad Neustadt zu baulichen und digitalen Barrieren. In einem Vortrag fasste er mit Unterstützung verschiedenster auch internationaler Beispiele zusammen, wie bauliche Barrieren abgebaut werden können. Das Spannungsfeld DIN-Normen auf der einen Seite und Denkmalschutz auf der anderen Seite brachte er ebenso ins Feld wie Maßnahmen in Privatwohnungen, die im Alter oder aufgrund von Einschränkungen angepasst werden müssen.

Der zweite Referent hat weniger die baulichen, als vielmehr die Schranken in den Köpfen der Menschen in den Fokus seines Kurzvortrages gesetzt. André Hahn ist nicht nur der 2. Vorstand der Lebenshilfe Rhön-Grabfeld, sondern vor allem Vater. Seine heute 19-jährige Tochter ist schwerbehindert. Er skizzierte anhand der Entwicklung seiner Tochter von der Geburt an bis heute, welchen verschiedenen Barrieren die Familie über die Jahre begegnet ist.

Die fachlich informative und emotional mitfühlende Mischung der beiden Vorträge bildete einen gelungenen Einstieg in eine kontrovers geführte Podiumsdiskussion, die unter der Frage stand: „Wie barrierefrei ist der Landkreis Rhön-Grabfeld?“ Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus unterschiedlichen Fachdisziplinen gingen dieser Frage auf den Grund. Moderator André Kessler begrüßte hierzu die weitere stellvertretende Landrätin Eva Böhm, Christina Horovitz von der Lebenshilfe Rhön-Grabfeld, Volker Tesar von Blickpunkt Auge, den Behindertenbeauftragten des Landkreises, Thomas Bruckmüller, Dirk Brosge vom VdK sowie Ralph Milewski, der selbst Rollstuhlfahrer ist und hier aus Betroffenensicht berichtete. 

Die Barrierefreiheit im Internet war Volker Tesar ein zentrales Anliegen. Für Sehbehinderte sei es eine große Herausforderung, sich etwa in der Navigation einer Homepage zurechtzufinden. Hier braucht es Orientierungshilfen. Die Podiumsteilnehmenden waren sich einig, dass grundsätzlich nicht nur über Barrieren gesprochen werden darf, sondern auch gehandelt werden muss.

Dirk Brosge wies auf die Barrierefreiheits-Berater hin, die der VdK hierfür im Einsatz hat und die bereits zahlreiche Ortsbegehungen mit dem Fokus auf die Barrierefreiheit im Landkreis durchgeführt haben. Sein Verband spricht sich dafür aus, dass bei Neu- und Umbauten die Barrierefreiheit den gleichen Stellenwert haben muss wie der Brandschutz.

Eva Böhm betonte, dass das Thema Barrierefreiheit im Landkreis Rhön-Grabfeld einen festen Platz hat und ein zentrales Anliegen ist. Es sei wichtig die Präsenz dieses Themas zu steigern, um es zur Selbstverständlichkeit zu machen. Angebote wie verschiedenste Beratungsangebote, die eigene Projektstelle für Menschen mit Behinderung am Landratsamt, das Mobilitätsangebot callheinz oder barrierefreie Onlineauftritte die ständig weiterentwickelt werden sind nur einige Beispiele. Es gilt weiterhin das Bewusstsein für die verschiedensten Hindernisse zu schärfen und gemeinsam Lösungen zu finden.

Abgerundet wurde der Nachmittag durch Informationsstände im Foyer des Klosters. Dabei waren der VdK, Maria Bildhausen, der Pflegestützpunkt Rhön-Grabfeld sowie die Wohnberatung des Landkreises. Die Arbeitsgemeinschaft der NES-Allianz stellte außerdem ihre „Kontaktbörse gemeinsames Wohnen“ vor. Hierbei können Personen in Austausch kommen, die sich für gemeinschaftliche Wohnprojekte wie (barrierefreie) Hausgemeinschaften oder weitere neue Wohnkonzepte interessieren.

 
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