Die Frage ist nicht, ob Fredi Breunigs „Domms Gebabbel“ schon langsam Kult ist. Eher die, ob die politische Prominenz überhaupt noch am Sälzer Hobby-Kabarettisten vorbeikommt? Denn längst ist die Teilnahme am Frühschoppen mit dem volkstümlichen Kabarettisten zur Pflichtübung lokaler Volksvertreter geworden, nun gesellte sich mit Barbara Stamm gar die erste Protagonistin aus der bayerischen Machtzentrale in das Gästehaus von Wargolshausen; und zwar im roten Kleid!
Als Überraschungsgast – das Publikum wusste zuvor nichts von Breunigs Gesprächspartnerin – nahm sie an Tisch und Bowle-Schüssel Platz und musste ganz in Pelzig-Manier Fragen beantworten, die sie gewöhnlich wohl kaum gestellt bekommt. „Wie bringen sie ihre Tochter zur Räson, wenn sie im Landtag schwätzt?“ Das sind Dinge, die den braven Landmann interessieren. Kein Diskurs mit unbequemen Anspielungen auf bayerische Politik. So etwas braucht's nicht auf der Bühne des vollbesetzten Gästehauses.
Breunig blieb in seinem Element und verblüffte mit seinen unkonventionellen Fragen für Momente den Gast aus der Mainmetropole, die einräumte, dass sie zum ersten Mal in Wargolshausen ist. Nachdem sich die Mutter dreier Kinder dann auf den Stil eingestellt hatte, begann ein munteres amüsantes Wechselspiel, in dem Breunig dank seiner Schlagfertigkeit stets den Faden in der Hand hielt, zumal er sich durch die Persönlichkeit seines Gesprächspartner kein bisschen beeindrucken ließ.
Das wäre auch fatal gewesen, denn von seiner Unbefangenheit gegenüber ländlichen VIPs lebt sein Programm ja gerade. Das bekommen auch stets Habermann, Weiß und Co zu spüren – aber immer in vertretbaren Grenzen. In der Rolle des einfältigen aber nie bösartigen Rhöner Landmanns stellt er vermeintlich allzu menschlichen Schwächen bloß – „sie kommen grad von der Freisprechungsfeier, gab's wohl was Gscheits zum Essen?“, erkundigt er sich beim verspätet eingetroffenen Landrat.
Und Breunig kennt Land und Leute. Hier begrüßt er den Clan der Hasenpuschs, der mit 23 Mann und Frau aus allen Himmelsrichtungen gekommen ist und den Breunig-Frühschoppen zu einem Familientreffen macht. Dort ist ein alter Bekannter vom Fußballplatz und über diesen und jenen weiß er eine Anekdote zu berichten. Manches steht im Lokalteil der Zeitung und wird von ihm höhnisch kolportiert, stets mit dem Charme des Einfältigen, der das Einfache, Verständliche in den Ereignissen sucht.
Besonders wird der Drang zur Simplifizierung offensichtlich, wenn er das Weltgeschehen betrachtet. Die für den Laien kaum nachvollziehbare Euro-Krise kann er mit dem „Grabfelder“ wunderbar erklären. Der Tod von Dr. Sommer – seinem Aufklärer und Idol aus „Bravo“-Tagen – erschüttert ihn und erinnert ihn an seine ersten Erfahrungen mit dem weiblichen und dem eigenen Geschlecht. Das Manager-Gehalt eines Winterkorns rechnet er in Bratwürsten und Maßbier um.
Schließlich noch der Clou, als er Nicht-Musiker auffordert, auf die Bühne zu kommen, um mit ihm eine Kapelle zu bilden, um dann per Playback Blasmusik-Gassenhauer zu dirigieren.
Es war einfach eine Riesengaudi. Das Publikum konnte sich kaum noch halten. Breunig dürfte die Erwartungen noch übertroffen haben. Immer wieder gelingt es ihm, Neues auf die Bühne zu bringen. Dazu schaut er sich aber in erster Linie in seinem Umfeld um, wo im Grunde nichts Spektakuläres passiert. Aber gerade in dem Unspektakulären findet er die komischen Saiten – und dafür liebt ihn sein Publikum. Noch Fragen?