Die Gefahr, die von Atomkraftwerken und Atommüll ohne Endlager ausgeht, ist noch lange nicht vorbei. Darauf machten die Veranstalter des Schweigekreises anlässlich des Gedenktages an die Katastrophe von Fukushima vor fünf Jahren, der BN-Kreis- und Ortsverband sowie die Energie-Initiative Rhön und Grabfeld e. V., aufmerksam.
Auf dem Marktplatz trafen sich interessierte Bürger und Mitglieder der Veranstalter, um der 19 000 Toten und der unzähligen Heimatvertriebenen in Japan zu gedenken, gleichzeitig erinnerte man an die Katastrophe von Tschernobyl, die vor 30 Jahren geschah. „Atomkraftwerke sind tickende Zeitbomben“, gab der BN-Kreisvorsitzende Helmut Bär in seiner Ansprache zu bedenken. Sie sind nicht nur durch Erdbeben gefährdet, sondern auch durch technisches oder menschliches Versagen sowie Terroranschläge oder Flugzeugabstürze.
Das ungelöste Endlagerproblem – es warten in Deutschland 15 000 Tonnen und weltweit geschätzte 300 000 Tonnen radioaktiver Müll auf eine sichere Lagerstätte – zeige, wie unverantwortlich die Atomnutzung gegenüber den nächsten Generationen sei, so Bär.
Atomkraftwerke haben eine Lebensdauer von ungefähr 40 Jahren, allerdings wurden kürzlich in Frankreich die Laufzeiten von 58 AKW's auf 50 Jahre verlängert. Bär berichtete von Störfällen in jüngster Zeit in den AKW's Grundremmingen und Fessenheim, sowie in einem Belgischen AKW, wo eine Zwangsabschaltung nötig wurde. Er appellierte an die Bundesregierung die Energiewende zu forcieren, statt sie zu behindern. „Wir wollen saubere, umweltfreundliche Energieerzeugung. Wir stehen für Effizienz, Einsparung und Klimaschutz“, so Bär. Dazu gehöre auch die Windkraft. Er rief dazu auf, die eigene Energiewende voranzubringen und unabhängig von den Energieunternehmen zu werden.
Der Vorsitzende der Energie-Initiative, Helmut Schwartl, erklärte, warum einige der Veranstalter einen weißen Overall trugen, der angeblich als „Schutzbekleidung gegen leichte Gefahren“ dient. Als „leichte Gefahr“ sahen die Verantwortlichen der Firma TEPCO in Japan auch das Restrisiko beim Betreiben eines AKW's an, die Wirklichkeit sah anders aus. Vor fünf Jahren wurde bereits durch ein starkes Seebeben das an der Küste stehende AKW stark beschädigt, durch die folgende Flutwelle kam es zur Katastrophe, die Kernschmelze trat ein.
Ein glücklicher Umstand sorgte dafür, dass große Teile von radioaktiven Stoffen durch den Wind aufs Meer hinausgetrieben wurden, sonst wäre auch die Hauptstadt Tokio betroffen gewesen. Es gelangten Unmengen radioaktives und hochgiftiges Cäsium 137 und Jod 131 ins Meer und wahrscheinlich fließt immer noch radioaktives Kühlwasser ins Meer, weil das gesamte Wasser gar nicht aufgefangen und gelagert werden kann.
Unbewohnbare Landstriche, rund 200 000 Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten und die Folgen für die Weltmeere seien unabsehbar – welche Folgen hat das für uns? Wie Schwartl ausführte, sei Wildschweinfleisch in Bayern immer noch belastet mit dem vor 30 Jahren in Tschernobyl ausgetretenen Cäsium und wer untersucht, ob der Fisch, der auf den Tellern landet, nicht auch verseucht ist? Erfreuliche Folge der Katastrophen war in Deutschland die Bereitschaft der Politik aus der Atomenergie auszusteigen, denn ein Supergau sei nirgends auszuschließen, so Schwartl, und es gebe keine Versicherung die dann zahlen würde. Er forderte, alle acht in Deutschland noch laufenden Atomkraftwerke so schnell wie möglich abzuschalten. Er rief die Anwesenden dazu auf, alles zu tun, damit die Energiewende gelingt, mit Energiesparen, effizienter Verwendung der Energie und dem Einsatz von erneuerbaren Energien.
Anlässlich des Gedenktages wird der Film „Die Wolke“ am Dienstag, 22. März, im Kino in Bad Königshofen gezeigt. Beginn ist um 20.15 Uhr.