Heimarbeit gibt es, seitdem der Mensch existiert. Seit einem Jahr hat das Thema aber wieder eine neue Qualität gewonnen, nur nennt sie sich jetzt Homeoffice. Doch vielfach ist der Mensch darauf nicht mehr eingestellt und es kommt in den eigenen vier Wänden zu besonderen Stilblüten der Arbeit: Der Computer im Schlafzimmer oder auf dem Flur; die Kinder, die um Hilfe bei den Hausaufgaben bitten; der Hund, der Gassi geführt werden muss. Die einen kommen damit gut klar, die anderen leiden darunter. Für die, die damit nicht so gut klarkommen, gibt es jetzt einen Ausweg, und der heißt Coworking.
Coworking ist eine neue Form von mobilem Arbeiten an einem gemeinsam genutzten Ort. Oder anders ausgedrückt: Es wird die Möglichkeit geboten, den Arbeitsplatz von Zuhause an einen Ort zu verlegen, der alle Voraussetzungen für ein entspanntes und konzentriertes Arbeiten bietet. Dazu braucht es im Prinzip nur einen Schreibtisch, einen Stuhl und einen guten Internetanschluss.
Coworking kann zur wirtschaftlichen Belebung beitragen
Dieses Angebot zielt aber nicht unbedingt auf die besonderen Bedingungen der Corona-Pandemie. Vielmehr wird laut einer Bertelsmann-Studie zunehmend in Ballungsräumen - inzwischen aber vermehrt auch im ländlichen Raum - diese neue Arbeitsform genutzt.
Damit kann auch das Pendeln zwischen dem Wohnort und der weit entfernten Arbeitsstätte vermieden werden. Coworking kann zudem zu einer wirtschaftlichen Belebung strukturschwacher Regionen beitragen, heißt es ebenfalls in der Studie. Und sie kann ein neues Betätigungsfeld für Betriebe werden, die durch die Pandemie gezwungen sind, ihre Mitarbeiter nach Hause ins Homeoffice zu schicken. Wie im Falle von Andreas Renk.
Zusätzliche Arbeitsplätze im gemütlichen Ambiente eingerichtet
Der Informatiker betreibt seit 2010 in einer alten Villa an der Salzpforte von Bad Neustadt die Firma "Confirado", ein Büro für Softwareentwicklung, das sich auf die Herstellung von Produktkonfiguratoren spezialisiert hat. Durch die Pandemie waren die Mitarbeiter gezwungen, ihre Arbeitsplätze nach Hause zu verlegen. Nur zeitweise erschienen sie an ihrem angestammten Schreibtisch, die meiste Zeit standen die Büroräume leer. "Eigentlich Unsinn", dachte sich der IT-Mann und griff die Idee Coworking auf.
So richtete er auf zwei Stockwerken zusätzliche Arbeitsplätze in einem gemütlichen Ambiente ein. Diese Plätze können stundenweise oder auch über längere Zeiträume angemietet werden. In einem Aufenthaltsraum und einer Teeküche können soziale Kontakte hergestellt werden, was unter den geltenden Abstandsregeln derzeit allerdings kaum möglich ist. Auch kann Renk aus diesem Grund nicht alle Plätze vermieten. Deshalb geht er davon aus, dass seine Geschäftsidee erst nach der Pandemie richtig Fuß fassen wird.