
Bad Neustadt ging für zwei Tage auf historische Zeitreise – und wieder einmal lockte ein Mittelaltermarkt mit verkaufsoffenem Sonntag in die "Neuschter" City. Die Fäden für das besondere Erlebnis knüpften Susanne Kaiser vom Tourismus und Stadtmarketing mit ihrem Team und der wortgewandte Herold des Mittelaltermarkts, Carolan Lieb.
Dieser merkte bei der offiziellen Eröffnung an, dass bei der Auswahl der Marktstände auf Qualität und Authentik geachtet worden sei: "Softeis gab es im Mittelalter noch nicht, und man hätte schon einen guten Alchimisten gebraucht, ansonsten hätte wohl der Scheiterhaufen gerufen".

Aber auf dem Markt sollte es auch kulinarisch an nichts fehlen, es musste nur in die gute alte "Ritterszeit" passen. Die Musiker "Irregang" aus dem Kreis Jena spielten auf, Jonny Robels aus Giesing streichelte die Seiten seiner Harfe und setzte durch seinen bretonischen Gesang erste Höhepunkte.
Bad Neustädter Herold
Und dann kam der Herold, der über das geschichtsträchtige Treiben wachte, zu Wort: "Wir sind wieder hier und haben die Pest überlebt", und er forderte ein lautes "Handgeklappere" der zahlreichen Zuhörer ein. Die vom Magistrat verfassten 365 Marktregeln kürzte er ab und hob heraus, dass Marktfriede herrschen möge – und auch die "Weiber" mögen sich benehmen.
Bad Neustadts zweiter Bürgermeister Norbert Klein wünschte allen viel Vergnügen bei der Reise in die Vergangenheit, in die Zeit der Ritter, des Minnesangs und der Gaugler. Gemeinsam mit Kurdirektor Horst Mikliss und den beiden Stadtmarketing Burgfräuleins Juliane Schmitt und Julia Müller wurde allen Markttreibern viel Erfolg gewünscht.

Dann startete der friedvolle und vergnügliche Kreuzzug von Stand zu Stand in der guten Stube der Stadt. Ein kleines, hölzernes und per Muskelkraft betriebenes Riesenrad, Harlekin-Spiele wie Mäuseroulett, ein besonderes Ritterturnier für Kinder oder ein Zielwurftest beim "Eierknacker" sorgten für Kurzweile.
Handwerkern über die Schulter schauen war bei einem Steinmetz oder Schmied angesagt. Eine neue Armbrust oder Ritterhelm für den Mann, die passende Tunika für die Dame und ein außergewöhnliches Schmuckstück dazu standen unter anderem auf der breiten Angebotspalette. Sogar ein Gesichtskettenschutz mit Mundschutz konnte erworben werden.

Die Schminkfee zauberte jedem auf Wunsch für acht Silberlinge ein besonderes Outfit ins Gesicht, und der Duft von Naturseifen mischte sich unter den der offenen Feuerstelle mit Grillgut.
Heiß wurde es am Abend bei einer Feuershow mit "Widuwavi Feuertanz", die im richtigen Leben Silvia Heinz heißt und aus Bad Bereburg kommt. Wer am Sonntag den Markt wieder verlassen hat, dem hieß es "Zurück in die Zukunft", denn die Geschäftswelt öffnete ihre Pforten und Familienshoppen war angesagt. Erst Regenguss, dann blauer Himmel – und alle strömten gerade zu in die Stadt.

"Da ist der Teufel los" oder "Neustadt ist es gar nicht gewohnt, was hier los ist", so ein paar Stimmen. "Die Kirche im Mittelalter" mit spannenden Vorträgen und musikalischer Untermalung durch eine rekonstruierte Theophilius-Orgel aus dem Jahr 1125, deren Tasten Stefan Hiby bediente, mischten sich pure Spannung mit Hörgenuss in der Karmeliten-Kloster Kirche.
