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Bad Neustadt
Bad Neustadt: Als der Traum vom Fliegen wahr wurde
Der Flugplatz auf dem Grasberg aus Pilotensicht.
Foto: Bildrechte: Aero-Club Bad Neustadt | Der Flugplatz auf dem Grasberg aus Pilotensicht.
Claudia Stengele
 |  aktualisiert: 13.02.2024 22:53 Uhr

Die Leidenschaft zur Fliegerei lässt Piloten nie mehr los. Zu schön ist die Freiheit, über allem zu schweben. Ihren persönlichen Traum vom Fliegen zu verwirklichen, ist den Bad Neustädtern seit nunmehr 70 Jahren möglich, denn der Aero-Club Bad Neustadt wurde bereits im August 1950 gegründet und feiert in diesem Jahr sein siebzigjähriges Bestehen.

Zunächst nur träumen, doch bald schon fliegen

In der Nachkriegszeit war das Fliegen den Deutschen seitens der Alliierten verboten. Aber man traf sich, träumte gemeinsam von der Fliegerei und plante das Wiederaufleben der Luftfahrt. Am 1. August 1950 wurde die "Interessengemeinschaft für Segelflug" Bad Neustadt in der Gaststätte Zwinger-Bräu gegründet. Fliegen durften die Deutschen allerdings erst ab 1953.

Alles begann mit einem Segelflugzeug, später kamen zahlreiche weitere Flugzeuge hinzu.
Foto: Bildrechte: Aero-Club Bad Neustadt | Alles begann mit einem Segelflugzeug, später kamen zahlreiche weitere Flugzeuge hinzu.

Als einziges Fluggelände in Grenznähe war die Wasserkuppe zugelassen und so pilgerten die Neuschter Flieger, viele mit dem Fahrrad, von Mai bis Oktober auf die Kuppe, um in die Luft zu kommen. Mit dem Schulgleiter SG-38 wurde fleißig auf der Wasserkuppe geflogen.

Vom Steinbruch zum Flugplatz

1958 war es endlich soweit. Flugbetrieb auf dem Grasberg, der damals aus Steinbrüchen bestand und unter großen Mühen von den Vereinsmitgliedern befliegbar gemacht wurde, war endlich möglich. Im Winter zuvor hatte man eine Schleppwinde gebaut und das Ausbildungslager im Sommer sorgte für ein flottes Vorankommen der Piloten. In den ersten beiden Jahren musste das vereinseigene Flugzeug vom Typ Rhönlerche jeden Abend abgerüstet werden, um es auf dem Transportanhänger zum Quartier in die Stadt zu bringen.

In den 1970er Jahren entstand eine neue Flugzeughalle mit Clubheim und Tower. 
Foto: Bildrechte: Aero-Club Bad Neustadt | In den 1970er Jahren entstand eine neue Flugzeughalle mit Clubheim und Tower. 

Im Jahr darauf erfolgte der Hallenbau und im Sommer danach gab es einen Barackenanbau als Vereinsheim. Es wurde gemütlich auf dem Berg. Nach und nach wuchsen der Flugzeugpark und die Zahl der Mitglieder. In den 1970er Jahren entstand eine neue Flugzeughalle mit Clubheim und Tower. In dieser Zeit unterstützte die US-Army großzügig den Ausbau des Flugplatzgeländes. In zwei Einsätzen wurde wochenlang mit schwerem Gerät die Landebahn geebnet. In den neunziger Jahren entstanden eine befestigte Landebahn und die Tankstelle. Zwei weitere Hallen wurden gebaut.

Unzählige Piloten wurden in all den Jahren auf dem Grasberg ausgebildet. Vom Frühjahr bis zum Herbst wurden die Flugschüler zu Segelfliegern, Motorsegler- und Motorflugpiloten geschult. Über den Winter war Theorieunterricht angesagt. Für die professionelle Motorflugausbildung sorgte über 20 Jahre eine Flugschule. Es gab bereits 1963 einen ersten Flugtag in Bad Neustadt, bei dem die Bevölkerung Segelfliegerluft schnuppern konnte.

Immer wieder erweiterten die Mitglieder ihren Flugplatz.
Foto: Bildrechte: Aero-Club Bad Neustadt | Immer wieder erweiterten die Mitglieder ihren Flugplatz.

Das alljährliche Fest auf dem Grasberg war legendär

Legendär waren allerdings 30 Jahre "Fliegen & Musik", das gemeinsame Fest mit der Musikkapelle Mühlbach zu Pfingsten auf dem Grasberg. Drei Tage gute Blasmusik, lecker essen, trinken und fliegen wurde für die Bad Neustädter und auswärtige Besucher Tradition. Als Höhepunkt feierte man am Pfingstsonntag den Feldgottesdienst auf dem Flugplatz mit Blick auf den Kreuzberg und bei Regen in der Flugzeughalle.

Als Höhepunkt des Grasbergfestes feierte man am Pfingstsonntag den Feldgottesdienst auf dem Flugplatz mit Blick auf den Kreuzberg.
Foto: Bildrechte: Aero-Club Bad Neustadt | Als Höhepunkt des Grasbergfestes feierte man am Pfingstsonntag den Feldgottesdienst auf dem Flugplatz mit Blick auf den Kreuzberg.

Leben im Einklang mit der Natur war dem Aero-Club Bad Neustadt seit jeher ein großes Anliegen. Der Flugplatz wurde in den 1980er und 1990er Jahren sukzessive mit einer naturnahen Heckenbepflanzung eingefriedet. In einer beispiellosen Pflanzaktion wurden 12 000 Pflanzen gesetzt. Die naturbelassenen Randstreifen und Brachflächen des Geländes werden erst nach der Brut der Wiesenbrüter gemäht. Bereits 2003 wurde der Aero-Club mit der "Blauen Flagge Luftsport" für vorbildlichen Umweltschutz ausgezeichnet.

Die nächste Generation von Piloten wächst heran

Da die aktuellen Umstände keine großen Feierlichkeiten erlauben, fand nur eine kleine, interne Feier zum 70. Geburtstag des Aeroclubs Anfang August statt. Auch in diesem Jahr haben wieder junge Flugschüler ihre Ausbildung begonnen, die nächste Generation von Piloten wächst heran und der Verein entwickelt sich weiter: für die nächsten 70 Jahre.

Schon lange sind auf dem Flugplatz auf dem Grasberg auch Motor-Flugzeuge am Start. 
Foto: Bildrechte: Aero-Club Bad Neustadt | Schon lange sind auf dem Flugplatz auf dem Grasberg auch Motor-Flugzeuge am Start. 
 
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Kommentare
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  • chrihand
    Nicht nur die aktuellen Umstände erlauben keine angemessene Feiern.
    Die völlig überzogenen und an der Realität vorbei erlassenen Beschränkungen für Flugtage sorgten für das Ende von "Fliegen & Musik".
    Sehr zum Nachteil des Aero-Club, auch bezüglich Nachwuchs.

    Ich habe diese Flugtage mehrfach besucht.
    Sie waren stets sehr gut frequentiert und boten ein hervorragendes Programm.
    Sehr auffällig war hierbei stets die Organisation des gesamten Flugbetriebes, besonders in Hinblick auf Sicherheit. Schlicht und einfach vorbildlich!
    Legt man die Auflagen des LBA zugrunde, dürfte beim Bergrennen Hausen kein einziger Zuschauer anwesend sein....
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