Noch immer ist unklar, was aus dem einstigen Mehrgenerationenhaus und Familienbildungshaus der Diözese Würzburg in Bad Königshofen wird. Informationen aus Würzburg zufolge liegt ein Vertrag für den Verkauf vor, allerdings müsse darüber auch noch der Stadtrat entscheiden, da die Kommune das Vorkaufsrecht hat.
Überlegungen eines privaten Unternehmers gingen unter anderem dahin, den vorderen Teil zu erhalten und zum Beispiel als Schülerwohnhaus oder ähnliches zu nutzen. Der hintere Teil wiederum sollte, einschließlich der früheren Kapelle, abgerissen und dort ein neue Schule gebaut werden. Was von alledem verwirklich werden kann, ist bislang jedoch unklar.
Als am 7. Januar in diesem Jahr die Hauskapelle des ehemaligen bischöflichen Kilianeums und späteren Familienbildungshauses der Diözese Würzburg profaniert wurde, war auch klar, dass die Kapelle ausgeräumt wird. Normalerweise werden die sakralen Gegenstände der Diözese übergeben, die sie dann für andere Kircheneinrichtungen nutzt. Viele Gegenstände aus der Hauskapelle im Haus St. Michael sind im Grabfeld geblieben.
Zuvor wurden sie alle dokumentiert und dann eine Liste geführt, um nachvollziehen zu können, wohin sie gekommen sind. So ist das Lesepult des ehemaligen Kilianeums in der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen. Der Osterleuchter kam in die Kirche von Ottelmannshausen, die moderne Monstranz ist in Wülfershausen. Wer schon einmal in der Kirche von Saal an der Saale war, findet dort die Marienfigur aus der Hauskapelle des Familienbildungshauses, die Figur des Heiligen Kilian bekam die Pfarrgemeinde Großeibstadt. Die beiden Bilder im Altarraum nahm Pfarrer Pater Joe in seine Obhut, ebenso verschiedene liturgische Geräte, wie auch Ministrantenkleidung.
Ein kleiner Weihwasserkesser kam in die Hauskapelle des Elisabethaspitals, die vier Altarleuchter aus Bronze schmücken diese ebenso wie nun auch ein eigener Osterleuchter vorhanden ist. Liturgische Priestergewänder kamen in die verschieden Ortschaften des Grabfelds und werden dort künftig genutzt, erklärte Pfarrer Pater Joe.
Kleinigkeiten, wie ein Löschhorn, findet man in der Kirche von Maria Bildhausen. Der Steinaltar aus der Kapelle kommt nach Saal an der Saale und wird dort zunächst untergestellt, ebenso weitere Gegenstände der Hauskapelle. Zahlreiche Kreuze waren im Familienbildungshaus der Diözese in den einzelnen Zimmern. Ein Teil kam in Kirchen, ein anderer Teil wird künftig im "Kreuzgarten" von Untereßfeld zu sehen sein, sagt Pfarrer Florian Herzog.
Bei der Profanierung wurde von Hausmeister Rupert Schneider der Reliquienstein aus dem Altar genommen. Diesen nahm Domkapitular Christoph Warmuth mit nach Würzburg. Auf dem Stein ist eine Inschrift, die besagt, dass 1961 die Kapelle eingeweiht wurde. Im Archiv der Heimatzeitung Bote vom Grabfeld erfährt man, dass dies durch Weihbischof Alfons Kempf, den damaligen Direktor, Heinz Keller, und Stadtpfarrer Karl Merz geschah.
Ein weiterer Reliquienstein kam in den alten Altar des früheren Kreiskrankenhauses Königshofen, der im Elisabethaspital steht. Das einstige Kilianeum verfügte über zahlreiche große Gemälde mit biblischen Motiven, die von Bad Königshofener Künstler gemalt wurden. Ein Teil davon ist im Archiv des Vereins für Heimatgeschichte, ebenso das Gemälde des Heiligen Michael, Schutzpatron des Hauses. Ein Großteil kam nach Würzburg.
Nicht mehr auffindbar ist eine große Darstellung des Schutzheiligen, die in den 1960er und 1970er Jahren noch an der Außenwand angebracht war. Historische Bilder belegen, dass das spätere Familienbildungs- und Mehrgenerationenhaus in den 1960er Jahren Knabenseminar und damit ein Ableger des Priesterseminars in Würzburg war.