
Mit einem Rundgang durch den Garten begann die Übergabe der ersten Zertifizierungsplakette und - urkunde 2021 im Landkreis auf dem Grundstück von Sabine Rhein in Bad Königshofen. Sie ist die erste von vier Kandidaten in diesem Jahr, sie hat alle Kriterien erfüllt und ist ein Vorbild für andere Gartenbesitzer, wie Georg Hansul, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege, betonte.
Hansul wurde begleitet vom stellvertretenden Landrat Josef Demar, vom stellvertretenden Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins im Landkreis, Hans-Bernd Bader, und dem Zertifizierer Uwe Steigemann, der gemeinsam mit Franz Mock den Garten von Sabine Rhein bewertet hatte. Hansul erklärte, was einen Naturgarten kennzeichnet. Zu den Kern-Kriterien, die alle erfüllt werden müssen, gehört der Verzicht auf chemisch-synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel, es darf kein Torf verwendet werden und es muss eine hohe ökologische Vielfalt herrschen.
Neben Gemüse- und Kräuterbeet gehört auch ein "wildes Eck" dazu
Mindestens sieben Punkte musste man bei den Kann-Kriterien sammeln, dazu gehören in der Abteilung "Naturgartenelemente" variantenreiche Hecken und Gehölze sowie Obst- und Laubbäume, aber auch einfach blühende Stauden und Blumen, sowie Wiese, ein "Wildes Eck" und das Zulassen von Wildkraut. In der Abteilung "Bewirtschaftung und Nutzgarten" kann man Punkte sammeln durch ein Gemüse- und Kräuterbeet, einen Kompost, durch naturnahe Bodenpflege, einen Obstgarten und Beerensträucher, Regenwassernutzung und ressourcenschonende Materialwahl. Sabine Rhein hat genügend Punkte gesammelt, wie die Zertifizierer im Frühsommer festhielten, es gab auch Empfehlungen für Verbesserungen.

Was mit Wohlwollen bemerkt wurde, waren die begrünten Dächer der Nebengebäude, die große Regenwasserzisterne sowie die Unterschlupfmöglichkeiten für Insekten, Vögel, Fledermäuse (als Sommerquartier) und Igel. Hühner und eine Katze fühlen sich hier wohl, demnächst soll noch ein Teich angelegt werden.
Ein kleiner Ausflug in die Gartengeschichte
Josef Demar gratulierte und verwies auf die Bedeutung der Gärten für die Gesellschaft, die historisch gesehen viele Wandlungen erlebten. Ursprünglich dienten sie hauptsächlich der Ernährung mit Obst und Gemüse, Kräuter kamen dazu. Später wurden auch Blumen gezüchtet, die zur Ehre Gottes und zur Freude der Betrachter gedacht waren. In der Barockzeit entstanden Gärten zum Lustwandeln, in der Neuzeit gab es immer mehr Freizeitgärten zur Erholung und Entspannung.

Parallel dazu entwickelte sich der Trend zum pflegeleichten Garten, der im "Schottergarten" seinen unrühmlichen Höhepunkt erlebt. "Die Artenvielfalt blieb auf der Strecke", sagte Demar. Mit der Zertifizierung sollte die Naturgarten-Philosophie weitergetragen und eine Anerkennung ausgedrückt werden. "Wer die Welt retten will, muss vor der eigenen Haustür anfangen", meinte Demar und lobte Sabine Rhein, weil sie sich der Zertifizierung des Bayerischen Landesamts für Gartenbau und Landespflege unterzogen hat. Die ist nämlich keineswegs kostenfrei, wie Hansul bedauernd ergänzte, sondern kostet für Nichtmitglieder eines Obst- und Gartenbauvereins 80 Euro, für Mitglieder 40 Euro.
"Das ist es mir Wert", bemerkte die Gartenbesitzerin, denn sie möchte mit gutem Beispiel vorangehen, vielleicht findet das Nachahmer, hofft sie. Die schöne Naturgarten-Plakette brachten die Männer gleich an ihrem Haus an. Hansul erinnerte an die "Verbrauchermesse BioRegioRhön" im Landkreis Rhön-Grabfeld in Wechterswinkel am 10. Oktober, dort kann man sich an einem Stand über Naturgärten informieren.