Trachten sind schon lange keine Alltagskleidung mehr, sie werden in Unterfranken aber zu besonderen Anlässen immer noch getragen und gehören zum Kulturgut der Regionen. Eine Sonderausstellung mit Alltags- und Festtagstrachten des Bezirks Unterfranken ist zurzeit im Archäologischen Museum in der Schranne in Bad Königshofen zu sehen. Das nahmen Museumsleiter Andreas Rottmann und die pädagogische Leiterin der vhs Rhön und Grabfeld Renate Knaut zum Anlass, einen Tag "Tracht international" zu veranstalten.
Trachten wurden oft vererbt
Einst zeigten Trachten die soziale, gesellschaftliche und religiöse Zugehörigkeit und setzten sich in Franken ab 1800 durch. Sie unterschieden sich in Stoffen und Mustern der Kleider und Schürzen, der Schultertücher, der Hosen, Schuhe und Kopfbedeckungen. Alltagskleidung war schlicht und zweckmäßig, die Festtagstrachten waren aufwändig hergestellt und wurden oft von einer Generation zur anderen weitergegeben.
Einige Exemplare konnte man im Erdgeschoss des Museums besichtigen. Was daraus in heutiger Zeit geworden ist, führte unter anderem die Familie Helmerich aus Merkershausen vor, die in der Tracht des Musikvereins als Ensemble "Hauswurz" fränkische Musikstücke aufführte. Der überlieferten Tracht nachempfunden ist das dunkle Kleid mit farbiger Schürze, weißer Bluse und dunkler Jacke, die Männer tragen Kniebundhosen in beige, weiße Kniestrümpfe, weiße Hemden mit Weste und Jacke, dazu einen Dreispitz, der zeitweise in Mode war.
Familienquartett meistert ersten Auftritt mit Bravour
Seinen allerersten Auftritt hatte das Familienensemble und kam so gut an, dass einige Gäste, denen fränkische Tänze bekannt waren, sogar ein paar Tanzrunden drehten. Das Familienquartett mit Vater Markus Helmerich (Flügelhorn), Mutter Sabine (Klarinette), Sohn Moritz (Tuba) und Tochter Anna (Klarinette) hatte sichtlich Spaß an dem Auftritt und wird sicher noch öfters zu hören sein.
In seiner Begrüßung wies Andreas Rottmann darauf hin, dass im Landkreis viele Menschen unterschiedlichster Herkunft leben würden, einige davon hätten traditionelle Kleidung mitgebracht, sie waren dazu eingeladen, diese vorzustellen.
Vater und Tochter Chaudhry zeigen Festgewänder aus Pakistan
Renate Knaut hatte sich von Miri Redjepov eine eindrucksvolle Festtagstracht aus dem Kosovo geliehen mit viel Goldstickerei, einer Pumphose mit Stulpen, Bluse und Jacke. Ata Chaudhry, der vor 20 Jahren aus Pakistan nach Deutschland kam, zeigte die schlichte traditionelle Bekleidung der pakistanischen Männer mit schwarzer Hose und langärmeligem Hemd, dazu einer braunen langen Weste. "Ich bin inzwischen deutsche Kleidung gewohnt", berichtete er.
Chaudhrys siebenjährige Tochter Laiba zeigte ein Festtagsgewand für Kinder mit schönen Stickereien. Indische Kleidung zeigte Nazanin Sidigi, die selbst aus Afghanistan stammt. Ihre Vorstellungskraft mussten die Anwesenden einsetzen bei den Beschreibungen der Kleidung aus Äthiopien, die durch weiß-blaue Borten an Säumen, Ausschnitt und Ärmeln ihr charakteristisches Aussehen erhält. Ein Kimono konnte leider nicht vorgeführt werden, die Anzieh-Prozedur ist sehr kompliziert, wovon man sich per Video überzeugen konnte.
Internationale Leckereien wurden während der Veranstaltung angeboten und einige Gäste nutzten die Gelegenheit, auch die neue Dauerausstellung in der Schranne und das Museum für Grenzgänger zu besuchen. Die Veranstaltung war Bestandteil der Angebote innerhalb der "Farben des Grabfelds", in der Kurse und Workshops, veranstaltet von den Museen in der Schranne, der vhs und dem jukunet (Netzwerk für Jugendkultur) zusammengefasst sind, im Rahmen von "Kultur macht stark" und gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.