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Bad Königshofen
Bad Königshofen: Bier für 70 Pfennige und Pinkeln an den Weihnachtsbaum
Ein Geschenk als Dankeschön: (vorne,  von links) Rolf Gademann spendiert einen Experimentierkasten, den Silvia Jetschni entgegennimmt, rechts steht Johannes Hey, dabei sind (dahinter von links) Andreas Mettenleiter, Dieter Jetschni, Oskar Groß und Wolfgang Klose.
Foto: Regina Vossenkaul | Ein Geschenk als Dankeschön: (vorne,  von links) Rolf Gademann spendiert einen Experimentierkasten, den Silvia Jetschni entgegennimmt, rechts steht Johannes Hey, dabei sind (dahinter von links) Andreas ...
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 29.11.2021 02:24 Uhr

Entscheidende Weichen hat das Gymnasium Bad Königshofen im Leben von Rolf Gademann gestellt, ohne das dort bestandene Abitur hätte er niemals eine naturwissenschaftliche Karriere einschlagen können. Er ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein sprachlich unbegabter Schüler dennoch studieren und einen wertvollen Beitrag in der Wissenschaft leisten kann. Er erzählt seine Geschichte, um andere zu ermutigen.

Wenn man 70 Jahre alt wird und sein Leben überdenkt, erinnert man sich an entscheidende Ereignisse, die bestimmend für die weitere Entwicklung waren, erklärte Rolf Gademann, der in Würzburg lebt. Geboren 1951 in Schweinfurt, besuchte er das humanistische Celtis-Gymnasium, mit Sprachenfolge Latein, Englisch und Französisch. "Ich war in der Schule nicht besonders erfolgreich", gibt er beim Besuch in Bad Königshofen zu. Seine Leidenschaft galt schon immer den Naturwissenschaften. Prompt blieb er sitzen und fand sich mit seinem jüngeren Bruder in einer Klasse wieder. Das war Anlass für so manche Streiche.

Schlechte Noten in den Sprachfächern hätten fast das Schulaus bedeutet 

Nachdem er wieder in den Sprachfächern total versagte und drohte, auch in der nächsten Klasse sitzenzubleiben, was den Verweis von der Schule bedeutet hätte, zog seine Mutter die Reißleine. In Bad Königshofen war Schulleiter Oskar Groß bereit, den eigentlich schlauen Schüler aufzunehmen, eine Wohnmöglichkeit gab es im Melanchthonheim, dem damaligen Wohnheim für evangelische Schüler.

Die Photosynthese, einer der wichtigsten Prozesse des Lebens, lässt sich mit diesem Gerät messen, erklärt Rolf Gademann.
Foto: Regina Vossenkaul | Die Photosynthese, einer der wichtigsten Prozesse des Lebens, lässt sich mit diesem Gerät messen, erklärt Rolf Gademann.

"Mein Vorteil war, dass ich bei "Jugend forscht" den zweiten Preis auf Bayernebene errungen hatte und Geige spielte", sagt Gademann. So fügte er sich problemlos in das neue Schulleben ein. Sein Beispiel machte Schule und es kamen noch mehrere Schüler aus Schweinfurt nach Bad Königshofen. Als er 18 Jahre alt wurde, suchte er sich eine Privatunterkunft und konnte sein Leben nun freier gestalten. Gern erinnert er sich an die Kneipe, in der das Bier nur 70 Pfennige kostete und an nächtliche Ausflüge ins Freischwimmbad. Man musste nur über den Zaun klettern. Ein besonderes Ritual gab es in der Weihnachtszeit: Man pinkelte nachts an den Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz.

Dann wurde es ernst – das Abitur stand vor der Tür, dem sich Gademann mit drei Fünfern gegenübersah. Eine Fünf konnte er mit einer Eins in Biologie ausgleichen, die anderen beiden verbesserte er durch die mündliche Prüfung – und hatte es geschafft. Dadurch war der Weg geebnet zum Biologie-Studium in Würzburg. Im Studium ging alles glatt, er promovierte und hatte das Glück, einen Kollegen kennenzulernen, der an Messgeräten interessiert war. "Ich bin auf einen fahrenden Zug aufgesprungen", berichtet Gademann rückwirkend.

Bastler und Elektronikentwickler im Dienste der Wissenschaft

Es entstand ein Messgerät für Fotosynthese, ein wichtiges Instrument für Wissenschaftler, die biologische Prozesse erforschen, zum Beispiel, wie Pflanzen mit verschiedenen klimatischen Bedingungen zurechtkommen. Inzwischen hat er mehrere Instrumente entwickelt und arbeitet im Dienste der Wissenschaft als "Bastler und Elektronikentwickler", wie er sich selbst bezeichnet. "Ich denke wissenschaftlich und weiß, was technisch machbar ist", erklärt Gademann seinen Erfolg. Er sei ein ermutigendes Beispiel dafür, dass auch einseitig Begabte Karriere machen und "die Kurve kriegen können."

Ein Dankeschön-Geschenk brachte Rolf Gademann ins Gymnasium Bad Königshofen und traf dort seinen ehemaligen Schulleiter, Oskar Groß, inzwischen 96 Jahre alt. Der Fachschaft Biologie/Chemie, vertreten durch Silvia und Dieter Jetschni sowie Johannes Hey, übergab er einen Experimentierkasten und ein Messgerät im Wert von rund 2000 Euro im Beisein vom jetzigen Schulleiter Wolfgang Klose  und dem Geschäftsführer der Fa. Mekruphy, Andreas Mettenleiter, der die Experimentierkästen herstellt.

 
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