
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) erforscht schon seit Längerem, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Arbeitswelt und die einzelnen Berufsgruppen haben wird. Stefan Böhme, Mitarbeiter des IAB, informierte in einer Infoveranstaltung im Mehrgenerationenhaus in Bad Königshofen über die Ergebnisse.
Veränderungen durch die Digitalisierung
Zuvor ging Doris Küfner-Schönfelder von der Agentur für Arbeit Schweinfurt unter dem Titel "Arbeitswelt 4.0 – und wo bleibt die Frau?" auf die ständigen Veränderungen ein. Die Digitalisierung bringe Chancen und Risiken, Arbeitsabläufe verändern sich, einige Berufe entfallen, neue kommen dazu.
Arbeiten im "Home-Office" oder unterwegs bringen mehr Möglichkeiten Beruf und Familie zu vereinbaren mit sich, Büros werden zunehmend papierlos, Selbstbedienungskassen oder -terminals dienen der Personaleinsparung. Darauf sollten sich die Frauen einstellen, besonders, wenn sie Wiedereinsteiger sind, Aufstiegsmöglichkeiten suchen oder zur "stillen Reserve" gehören - das sind Hausfrauen, die beim Arbeitsamt nicht auftauchen, meinte Stefan Böhme.
Mangel an Fachkräften
Die Arbeitslosenquote werde in den nächsten Jahren leicht ansteigen, prognostizierte Böhme. Sie lag im Jahr 2018 bayernweit bei 2,9 Prozent, in Rhön-Grabfeld bei unterdurchschnittlichen 2,5 Prozent. Als Faustregel gilt: Je geringer die Qualifikation, desto größer ist die Gefahr, den Job zu verlieren. Ungelernte Kräfte, die beispielsweise in der Fertigung arbeiten, sind leichter zu ersetzen als qualifizierte Ingenieure oder Fachkräfte, an denen derzeit ein Mangel besteht.
Die Forschung hat sich mit dem Substituierbarkeitspotenzial (Ersetzbarkeit) in den Berufsgruppen beschäftigt. Die Digitalisierung als Treiber des technischen Fortschritts wirkt sich sehr unterschiedlich aus. Allerdings sind davon die Frauen in ihren typischen Berufen in den Bereichen Gesundheit, Dienstleistungen, Erziehung, Büro und Gastgewerbe weniger betroffen. Überall, wo menschliche Zuwendung und Kreativität erforderlich ist, gibt es keinen Ersatz.
Neue Arbeitsfelder und lebenslanges Lernen
"Frauen sind im Aufschwung Verlierer, in der Krise Gewinner", trug Böhme vor. Klar sei, dass die Digitalisierung mit Ängsten besetzt ist, wie jede Veränderung. Die Aussagen von Pessimisten, 40 bis 50 Prozent aller Arbeitsplätze könnten zukünftig entfallen, teilt er nicht. Es kämen wieder neue Arbeitsfelder dazu, allerdings sei lebenslanges Lernen angesagt.
Das allgemeine Substituierbarkeitspotenzial in Bayern liegt laut Forschungsergebnissen bei 26,3 Prozent, Rhön-Grabfeld ist mit 29,7 Prozent noch im "grünen Bereich", wie es Böhme formulierte. Unter den Schlusslichtern ist Dingolfing-Landau mit 51,8 Prozent. Für die Industriestadt Schweinfurt werden 41,6 Prozent prognostiziert, für den Gesundheitsstandort Bad Kissingen dagegen nur 22,6 Prozent.
Kurse und Ausbildungsmöglichkeiten
Den Weiterbildungsbedarf unterstützt die Bundesagentur für Arbeit durch Kurse und Ausbildungsmöglichkeiten, wobei die Arbeitnehmerin gefördert und der Arbeitgeber für den Ausfall entschädigt wird, informierte Iris Zwierlein, Ansprechpartnerin für die Weiterbildungsförderung in Rhön-Grabfeld. Frühzeitig am Ball bleiben, sich höher qualifizieren, einen anderen, zukunftsfähigeren Beruf erlernen oder als Ungelernte einen Berufsabschluss anstreben – dabei unterstützt die Agentur für Arbeit.
Beratungen bietet Zwierlein unter Tel. (09771) 6364810 an. Online-Tipp: Aktuelle Infos über die Zukunftsfähigkeit gibt es unter www.jobfuturomat.de.