Wer täglich die Bundesstraße in Richtung Gersfeld oder sogar noch darüber hinaus nach Fulda bewältigen muss, braucht ein gutes Nervenkostüm. Nicht selten verbringt man einige Zeit hinter einem Lkw oder langsamer fahrenden Pkw. Ebenfalls nicht selten beobachtet man Überholmanöver, bei denen man die Luft anhält. Nun könnte es Licht am Ende des Tunnels geben. Das Staatliche Straßenbauamt in Schweinfurt führt gerade Voruntersuchungen für einen streckenweise dreispurigen Ausbau der Bundesstraße durch.
"Wir suchen derzeit Stellen, wo es technisch möglich ist, eine zusätzliche Spur zu errichten", erläutert Manfred Rott, Abteilungsleiter im Staatlichen Bauamt und zuständig für den Landkreis Rhön-Grabfeld, gegenüber dieser Zeitung. Das Bauamt strebt zwischen Bad Neustadt und der hessischen Landesgrenze abschnittsweise jeweils zwei Spuren in eine Fahrtrichtung an. Die Mindestlänge der Strecken liegt bei 1,5 Kilometern. Die Bundesstraße soll demnach keinen durchgehenden dreispurigen Ausbau erhalten, sondern je zwei Überholmöglichkeiten in diesem Abschnitt. Die Kosten der Baumaßnahme übernimmt komplett der Bund.
Wie sieht das Zeitfenster aus?
Zeitliche Angaben zu einem Baubeginn könne er nicht machen, sagt Rott. "Wir wissen die Stellen noch nicht." Allein die technische Planung inklusive der dazu notwendigen Verfahren könnte rund zwei Jahre dauern. Berücksichtigt werden müssen unter anderem Belange des Naturschutzes, Besitzverhältnisse oder auch die Lage von Ein- und Ausfahrten. Und wenn daraufhin noch Genehmigungsverfahren notwendig werden sollten, würden nochmals zwei Jahre ins Land gehen. Das Ganze kann also noch dauern.
Die Voruntersuchungen geschehen in enger Abstimmung mit dem Landratsamt Rhön-Grabfeld. "Ich freue mich, dass eine langjährige Forderung von uns nun ganz konkret angegangen wird", zeigt sich Landrat Thomas Habermann sehr zufrieden mit der Entwicklung. Auf diesem Straßenabschnitt erschwere die Topografie ein Überholen auf längerer Strecke. Insofern würde eine weitere Spur wesentlich zur Sicherheit des Verkehrs beitragen und darüber hinaus einen zeitlichen Gewinn zur A 66 beziehungsweise A 7 mit sich bringen.
Als wichtig sieht es der Landrat an, dass sowohl der Bund als auch das Land Bayern, vertreten durch das Staatliche Bauamt in Schweinfurt, hinter dem Projekt stehen. "Alle wollen diese Maßnahme." Eingebunden werden in das Verfahren natürlich auch die betroffenen Gemeinden, versichert Habermann.
Voraussetzungen für einen dreispurigen Ausbau
Was sind die Voraussetzungen dafür, dass überhaupt ein dreispuriger Ausbau genehmigt wird? Das sei zum einen die Leistungsfähigkeit einer Straße, das heißt die Verkehrsbelastung, führt Manfred Rott aus. Ist die Strecke stauanfällig? Ergibt sich immer wieder ein zäher Verkehrsfluss? Das treffe auf die B 279 nicht zu. Auch nicht in die Waagschale geworfen werden kann die Steigung der Straße. Die Bundesstraße verfügt in diesem Abschnitt über keine Steigungen, auf denen sich der Verkehr über längere Zeit stauen kann.
Ausschlaggebend sei jedoch die dritte Bedingung, die Verkehrssicherheit. Zwischen Bad Neustadt und Gersfeld käme es immer wieder zu Verkehrsunfällen, die auf Überholvorgänge zurückzuführen sind. "Unser Ziel ist es, den Überholdruck zu nehmen, der entsteht, wenn Autofahrer länger hinter einem Fahrzeug herfahren müssen. Wenn diese wissen oder durch ein Verkehrsschild erfahren, dass in zwei Kilometern eine Zusatzfahrbahn kommt, auf der man überholen kann, verzichten sie eher auf gefährliche Überholmanöver", so Rott.
Planungen auf hessischer Seite
Wie sieht es auf hessischer Seite aus? Sind in Richtung Fulda ebenfalls bauliche Maßnahmen vorgesehen? Hier gibt es nach Auskunft von Joachim Schmidt von Hessen Mobil keine Bestrebungen. Für Erleichterung wird jedoch die Errichtung einer neuen Anschlussstelle zur A 7 bei Döllbach zwischen Gersfeld und Fulda sorgen.Aber auch hier müssen sich die Autofahrer noch etwas gedulden. Laut Schmidt befinde man sich diesbezüglich noch in der Entwurfsplanung, die dann im Jahr 2021 nochmals dem Bundesverkehrsministerium zur Bestätigung vorgelegt wird. Die Baurechtschaffung erfolge danach durch ein Planfeststellungsverfahren. Über den zeitlichen Verlauf dieses Verfahrens könne derzeit noch keine Prognose gegeben werden. Ein konkreter Baubeginn kann somit nicht genannt werden. Auch zur Baudauer könnten zum jetzigen Zeitpunkt noch kein Angaben gemacht werden.