Katharina Gorbach wohnt in Aub bei Bad Königshofen. Sie hat gerade die Schule absolviert und sucht eine Lehrstelle im kaufmännischen Bereich. Diese findet sie bei der Firma Metallbau Engelmann in Wollbach. Zwischen Aub und Wollbach liegen 30 Kilometer. Sie ist 16 Jahre alt und hat noch keinen Führerschein und eine Busverbindung zwischen den beiden Orten besteht nicht. Was nun? Ausbildungsplatz ade? Abhilfe kam in Form des Azubi-Shuttles, den der Landkreis Rhön-Grabfeld erstmalig zum diesjährigen Ausbildungsbeginn anbietet. Mit diesem konnte Katharina Gorbach nun ihre gewünschte Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement antreten.
Der Startschuss für den Azubi-Shuttle erfolgte aus gegebenem Anlass just in Wollbach bei der Firma Engelmann. Der Präsident der Handwerkskammer von Unterfranken, Walter Heußlein, war eigens zugegen. Auch das Medieninteresse war über den Landkreis hinaus groß. Ein Grund dafür war sicherlich, dass dieses Projekt in Deutschland bislang einzigartig ist, wie Landrat Thomas Habermann und Jörg Geier, Leiter der Stabsstelle Kreisentwicklung, herausstellten.
Sinn und Zweck des Azubi-Shuttles
Was ist der Azubi-Shuttle und welchen Sinn und Zweck verfolgt er? Immer wieder kommt es vor, dass junge Leute nicht die von ihnen gewünschte Ausbildung antreten können, da keine Zug- oder Busverbindung von ihrem Zuhause zum Arbeitgeber besteht. Oft sind die Jugendlichen noch zu jung, um über einen Führerschein zu verfügen. Mit dem Azubi-Shuttle können sie ab sofort alle Orte und Ausbildungsbetriebe in Rhön-Grabfeld erreichen. Zunächst vier Kleintransporter befördern insgesamt 25 Auszubildende auf individuell angepassten Routen in ihre jeweiligen Lehrbetriebe. Voraussetzung ist, dass es keine bereits bestehende ÖPNV-Verbindung gibt. Mit diesem Projekt sollen sowohl Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz suchen, als auch die heimischen Betriebe unterstützt werden, die es immer schwerer haben, geeignete Mitarbeiter zu finden.
"Das ist eine sehr gute Geschichte", sagte dementsprechend auch Klaus Engelmann bei der offiziellen Inbetriebnahme des Azubi-Shuttles. Sein Metallbaubetrieb arbeitet als Zulieferer für die Industrie und das Handwerk. Wie derzeit viele Unternehmen dieser Sparte, musste auch er für seine Mitarbeiter Kurzarbeit anmelden. "Trotzdem bilden wir aus", betonte er. Er und seine Frau Jutta freuen sich sehr über ihre neue Mitarbeiterin. Der Shuttle sei eine enorme Entlastung, auch für Eltern. Die Eltern von Katharina Gorbach hätten ansonsten jeden Tag 120 Kilometer fahren müssen - oder die junge Frau hätte sich einen anderen Ausbildungsplatz suchen müssen.
Unterstützung für die Unternehmen
Auch Kreishandwerksmeister Bruno Werner zeigte sich dankbar über die Initiative des Landkreises. Vor allem den Handwerksbetrieben sei damit spürbar geholfen. Dem schloss sich Walter Heußlein gerne an. "Hier wurde etwas ganz Tolles auf den Weg gebracht", erklärte er. Er bezeichnete den Azubi-Shuttle als ein "Leuchtturmprojekt", das hoffentlich viele Nachahmer findet. Ein junger Mensch solle den von ihm gewünschten Beruf erlernen können. Gerade im ländlich geprägten Raum stoße man immer wieder an Grenzen, Betriebe und Auszubildende zusammenzubringen.
Darauf ging auch Landrat Thomas Habermann ein. Dem Landkreis sei sehr daran gelegen, die Nachteile des ländlichen Raumes gegenüber den Großstädten auszugleichen. Auf dem Land fehle die Verdichtung im ÖPNV. Darauf müsse flexibel und individuell reagiert werden. Ein Berufswunsch dürfe nicht am öffentlichen Nahverkehr scheitern. Darüber hinaus wolle man mit dem Shuttle die heimischen Unternehmen bei der Nachwuchsgewinnung unterstützen. "Unser Azubi-Shuttle ist eine große Erleichterung für Auszubildende, Betriebe und Eltern." Abschließend äußerte er an die Azubis die Bitte, den Shuttle wertzuschätzen und sich als Gegenleistung im Betrieb richtig einzusetzen.
Angenehme Atmosphäre
Zum Schluss kam Katharina Gorbach selbst zu Wort. Vor ihrer Einstellung hat sie bei der Firma Engelmann ein Praktikum absolviert, das ihr sehr gut gefallen habe. "Die Kollegen hier sind aufgeschlossen und reden miteinander. Das ist nicht überall so. Die Atmosphäre ist sehr angenehm", erläuterte sie ihren Wunsch, trotz der Entfernung eine Ausbildung bei dem Metallbaubetrieb antreten zu wollen. Jutta Engelmann gab das Kompliment gerne zurück. "Katharina hat gleich einen sehr sympathischen Eindruck gemacht."