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Bad Neustadt
Azubi-Shuttle in Rhön-Grabfeld: Deutschlandweit einmalig
Vier Kleinbusse bringen quer durch ganz Rhön-Grabfeld 25 Auszubildende von ihrem Wohnort zu ihrem Arbeitsplatz und wieder zurück. Was sagt dazu eine 16-Jährige aus Aub?
Junge Leute sollen den Beruf erlernen können, den sie wollen, betonte Landrat Thomas Habermann bei der Inbetriebnahme des Azubi-Shuttles in Rhön-Grabfeld. Dieser wurde zum einen ins Leben gerufen, um genau das zu ermöglichen und zum anderen, um die heimischen Unternehmen bei der Nachwuchsgewinnung zu unterstützen.
Foto: Oliver Berg/dpa (Symbolbild) | Junge Leute sollen den Beruf erlernen können, den sie wollen, betonte Landrat Thomas Habermann bei der Inbetriebnahme des Azubi-Shuttles in Rhön-Grabfeld.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 09.02.2024 08:17 Uhr

Katharina Gorbach wohnt in Aub bei Bad Königshofen. Sie hat gerade die Schule absolviert und sucht eine Lehrstelle im kaufmännischen Bereich. Diese findet sie bei der Firma Metallbau Engelmann in Wollbach. Zwischen Aub und Wollbach liegen 30 Kilometer. Sie ist 16 Jahre alt und hat noch keinen Führerschein und eine Busverbindung zwischen den beiden Orten besteht nicht. Was nun? Ausbildungsplatz ade? Abhilfe kam in Form des Azubi-Shuttles, den der Landkreis Rhön-Grabfeld erstmalig zum diesjährigen Ausbildungsbeginn anbietet. Mit diesem konnte Katharina Gorbach nun ihre gewünschte Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement antreten.

Am Dienstag, 1. September, pünktlich zum  diesjährigen offiziellen Ausbildungsbeginn, ging im Landkreis Rhön-Grabfeld der Azubi-Shuttle an den Start. Auch Katharina Gorbach (3. von rechts) aus Aub, die bei der Firma Metallbau Engelmann in Wollbach den Beruf einer Kauffrau für Büromanagement erlernt, greift auf den Service des Shuttles zurück. Auf dem Bild (weiter von links): Kreishandwerksmeister Bruno Werner, Handwerkskammerpräsident Walter Heußlein, Busfahrer Mathias Brüderlein, Klaus und Jutta Engelmann sowie Landrat Thomas Habermann.
Foto: Sigrid Brunner | Am Dienstag, 1. September, pünktlich zum diesjährigen offiziellen Ausbildungsbeginn, ging im Landkreis Rhön-Grabfeld der Azubi-Shuttle an den Start. Auch Katharina Gorbach (3.

Der Startschuss für den Azubi-Shuttle erfolgte aus gegebenem Anlass just in Wollbach bei der Firma Engelmann. Der Präsident der Handwerkskammer von Unterfranken, Walter Heußlein, war eigens zugegen. Auch das Medieninteresse war über den Landkreis hinaus groß. Ein Grund dafür war sicherlich, dass dieses Projekt in Deutschland bislang einzigartig ist, wie Landrat Thomas Habermann und Jörg Geier, Leiter der Stabsstelle Kreisentwicklung, herausstellten.

Sinn und Zweck des Azubi-Shuttles

Was ist der Azubi-Shuttle und welchen Sinn und Zweck verfolgt er? Immer wieder kommt es vor, dass junge Leute nicht die von ihnen gewünschte Ausbildung antreten können, da keine Zug- oder Busverbindung von ihrem Zuhause zum Arbeitgeber besteht. Oft sind die Jugendlichen noch zu jung, um über einen Führerschein zu verfügen. Mit dem Azubi-Shuttle können sie ab sofort alle Orte und Ausbildungsbetriebe in Rhön-Grabfeld erreichen. Zunächst vier Kleintransporter befördern insgesamt 25 Auszubildende auf individuell angepassten Routen in ihre jeweiligen Lehrbetriebe. Voraussetzung ist, dass es keine bereits bestehende ÖPNV-Verbindung gibt. Mit diesem Projekt sollen sowohl Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz suchen, als auch die heimischen Betriebe unterstützt werden, die es immer schwerer haben, geeignete Mitarbeiter zu finden.

"Das ist eine sehr gute Geschichte", sagte dementsprechend auch Klaus Engelmann bei der offiziellen Inbetriebnahme des Azubi-Shuttles. Sein Metallbaubetrieb arbeitet als Zulieferer für die Industrie und das Handwerk. Wie derzeit viele Unternehmen dieser Sparte, musste auch er für seine Mitarbeiter Kurzarbeit anmelden. "Trotzdem bilden wir aus", betonte er. Er und seine Frau Jutta freuen sich sehr über ihre neue Mitarbeiterin. Der Shuttle sei eine enorme Entlastung, auch für Eltern. Die Eltern von Katharina Gorbach hätten ansonsten jeden Tag 120 Kilometer fahren müssen - oder die junge Frau hätte sich einen anderen Ausbildungsplatz suchen müssen.

Unterstützung für die Unternehmen

Auch Kreishandwerksmeister Bruno Werner zeigte sich dankbar über die Initiative des Landkreises. Vor allem den Handwerksbetrieben sei damit spürbar geholfen. Dem schloss sich Walter Heußlein gerne an. "Hier wurde etwas ganz Tolles auf den Weg gebracht", erklärte er. Er bezeichnete den Azubi-Shuttle als ein "Leuchtturmprojekt", das hoffentlich viele Nachahmer findet. Ein junger Mensch solle den von ihm gewünschten Beruf erlernen können. Gerade im ländlich geprägten Raum stoße man immer wieder an Grenzen, Betriebe und Auszubildende zusammenzubringen. 

Darauf ging auch Landrat Thomas Habermann ein. Dem Landkreis sei sehr daran gelegen, die Nachteile des ländlichen Raumes gegenüber den Großstädten auszugleichen. Auf dem Land fehle die Verdichtung im ÖPNV. Darauf müsse flexibel und individuell reagiert werden. Ein Berufswunsch dürfe nicht am öffentlichen Nahverkehr scheitern. Darüber hinaus wolle man mit dem Shuttle die heimischen Unternehmen bei der Nachwuchsgewinnung unterstützen. "Unser Azubi-Shuttle ist eine große Erleichterung für Auszubildende, Betriebe und Eltern." Abschließend äußerte er an die Azubis die Bitte, den Shuttle wertzuschätzen und sich als Gegenleistung im Betrieb richtig einzusetzen.

Angenehme Atmosphäre

Zum Schluss kam Katharina Gorbach selbst zu Wort. Vor ihrer Einstellung hat sie bei der Firma Engelmann ein Praktikum absolviert, das ihr sehr gut gefallen habe. "Die Kollegen hier sind aufgeschlossen und reden miteinander. Das ist nicht überall so. Die Atmosphäre ist sehr angenehm", erläuterte sie ihren Wunsch, trotz der Entfernung eine Ausbildung bei dem Metallbaubetrieb antreten zu wollen. Jutta Engelmann gab das Kompliment gerne zurück. "Katharina hat gleich einen sehr sympathischen Eindruck gemacht."

Der Azubi-Shuttle im Landkreis Rhön-Grabfeld

Der Azubi-Shuttle in Rhön-Grabfeld wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit rund 170 000 Euro gefördert.Zudem beteiligt sich der Landkreis an den Kosten. Die Auszubildenden buchen ein Jahresticket. Die Kosten hierfür liegen bei monatlich 44 Euro für die einfache Fahrt und bei 66 Euro für die Hin- und Rückfahrt. Das Projekt ist zunächst auf zwei Jahre angelegt. Die Fahrten werden von Mitarbeitern des Kommunalunternehmens des Landkreises durchgeführt. 
Die zu befördernden Auszubildenden wohnen in den unterschiedlichsten Orten im Landkreis, wie beispielsweise Rappershausen, Salz, Kleinbardorf, Alsleben, Eyershausen, Neustädtles, Mühlfeld, Ostheim, Irmelshausen, Aub und Sandberg. Die Organisation und Erstellung der Fahrpläne liegt in den Händen des Nahverkehrsbeauftragten des Landkreises, Ronald Ziegler. Bei den jeweiligen Routen, die quer durch den Landkreis führen, musste er in einer Zeitspanne von 6 bis 8 Uhr fünf verschiedene Ankunftszeiten in den Betrieben berücksichtigen. 
Quelle: sbr
 
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