An zehn Bürgerinnen und Bürger aus Unterfranken verlieh Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek in Würzburg die Auszeichnung "Weißer Engel" für ihr ehrenamtliches Engagement in den Bereichen Gesundheit und Pflege, davon leben drei im Landkreis Rhön-Grabfeld: Anita Zehfuß aus Wollbach, Lana Rebhan und Inge Keßler, beide aus Bad Königshofen.
"Wir zeichnen Menschen aus, die ihre eigenen Interessen zurückstellen, um für andere da zu sein. Ehrenamtlich Tätige leisten einen unschätzbar wertvollen Beitrag für das Gemeinwesen. Dieser Einsatz und die gelebte Mitmenschlichkeit verdienen große Anerkennung", sagte Holetschek in der Feierstunde.
"Es war sehr schön und feierlich", berichtete Inge Keßler. Wie Holetschek in seiner Laudatio erwähnte, hat sie sich sowohl auf kommunaler Ebene als auch im gesundheitlichen und sozialen Bereich schon jahrelang engagiert und wurde bereits 2009 mit der Kommunalen Verdienstmedaille gewürdigt. Die Auszeichnung "Weißer Engel" erhält Inge Keßler, weil sie sich aufopferungsvoll um ihren Mann kümmert. "Es ist für sie selbstverständlich, ihre eigenen Interessen und Wünsche hintanzustellen. Sie gibt jeden Tag ihr Bestes, um die Lebensqualität ihres Mannes zu verbessern und aufrechtzuerhalten. Ihre Pflegeleistung ist in hohem Maße anerkennenswert", sagte der Minister.
Inge Keßler wollte eigentlich nicht gern im Mittelpunkt stehen, sie ließ sich trotzdem zu einem Interview überreden, um andere Betroffene zu ermutigen.
Inge Keßler: 2016 hatte mein Mann seinen zweiten Schlaganfall. Von da an habe ich mich um ihn gekümmert, da musste ich mein politisches Engagement als Stadträtin und meine Ehrenämter natürlich zurückstellen. Ich kann ja meinen Mann nicht stundenlang alleine lassen und zu Sitzungen oder in die Kirche gehen.
Keßler: Ich stehe um fünf Uhr auf, weil um sechs Uhr die Mitarbeiterin der Sozialstation kommt. Dann gibt es Frühstück, das sich – wie alle Mahlzeiten - wegen der kleinen Häppchen, die mein Mann schlucken kann, lange hinzieht. Da mein Mann kaum sprechen kann, habe ich Aphasie-Übungsbücher gekauft. Wir lesen zusammen, füllen Lückentexte aus, machen Übungen, so geht der Tag vorbei. Ich habe den ganzen Tag zu tun, mein Mann kann im Rollstuhl sitzen und ist in den Alltag mit eingebunden. Er hält natürlich einen Mittagsschlaf, in der Zeit mache ich meine Besorgungen.
Keßler: Wir bekommen viel Besuch, die Leute haben uns nicht vergessen. Herbert war ja Lehrer und ich hatte auch viele Kontakte, unter anderem mit ehemaligen Spätaussiedlern, die besuchen uns mittlerweile mit ihren Kindern. Ich selbst komme nur noch selten irgendwo hin.
Keßler: Die Caritas-Sozialstation kommt morgens und abends. Ich bin froh, dass es sie gibt, das ist doch eine große Entlastung. Zweimal in der Woche kommt ein Physiotherapeut. Ich habe einen Lifter, weil ich meinen Mann nicht hochheben kann. Beim Duschen und bei Notfällen hilft mein Sohn, der aus Würzburg herfährt.
Keßler: Im Moment bin ich zufrieden, wir brauchen keine weitere Hilfe.
Keßler: Ja, ich pflege ihn gern. Er war immer gut zu mir. So kann ich ihm einiges zurückgeben und ich merke, dass er mir sehr dankbar ist.
Keßler: Man braucht viel Geduld und muss immer die Ruhe bewahren. Vor allem sollte man sich nicht scheuen, um Hilfe zu bitten, wenn es nötig ist, und Hilfe anzunehmen. Vor allem: Man muss aus jeder Situation das Beste machen.
Keßler: Im großen Ganzen bin ich zufrieden. Finanziell lege ich trotz Pflegeversicherung monatlich einen Betrag darauf. Ich wünschte mir, dass sich die Pflegekräfte nicht so abhetzen müssen, sie stehen unter großem Zeitdruck. Die Patienten reagieren aber oft nicht so, wie vorgesehen. Ich bin meinem Sohn sehr dankbar für seine Unterstützung, er ist immer da, wenn wir ihn brauchen, und sei es mitten in der Nacht.