Vier weitere Künstler folgen der Einladung von Christine Wehe-Bamberger zur Ausstellung Charakter-Fest in das Atelierhaus "Altes Gut".
In ihr Atelierhaus "Altes Gut" hat die Künstlerin Christine Wehe-Bamberger nach langer Pause wieder zu einer Ausstellung eingeladen und freute sich bei der Eröffnung über das rege Interesse. Zum Thema "Mensch" präsentieren unter dem Titel "Charakter-Fest" fünf Künstlerinnen und Künstler ihre Werke und beleuchten es aus sehr unterschiedlicher Sicht.
In Hof und Scheune sind die Exponate aufgebaut, am Eingang begrüßen Skulpturen von Peter Wittstadt, aufgehängte Kleidungsstücke bewegen sich an der Scheunenwand. Letztere gehören zur Rauminstallation von Wehe-Bamberger "Sehen und gesehen werden" und "Auf die Guten und die Frommen lässt der Herr die Reste kommen", die zum Nachdenken anregen. Wie viele Kleidungsstücke fristen ein verborgenes Leben im Schrank? "Mit unserer Kleidung haben wir die Möglichkeit und die Freiheit zu zeigen, wer wir sind oder wer wir sein wollen", beschreibt Wehe-Bamberger ihre Überlegungen.
Aufruf im Gemeindeblatt
Im Gemeindeblatt hat sie dazu aufgerufen, ihr Kleidung zur Verfügung zu stellen, die jetzt den gegenwärtigen "schwebenden Zustand" der Gesellschaft symbolisieren. Die zweite Installation zeigt den merkwürdigen Kreislauf von Kleidungsstücken, die meistens unter prekären Bedingungen in Ländern wie Bangladesh, Malaysia, Indonesien oder China hergestellt, hier getragen werden und als Kleiderspende in die Länder zurückkehren – ein unsinniger Kreislauf.
Peter Wittstadt ist mit zwei großen ("Waltraut von der Vogelweide", "Homunculus") und mehreren kleinen Skulpturen vertreten, wer sie betrachtet, muss unwillkürlich an "Scheewittchen" und die Aufregung denken, die seine eigenwillige Interpretation der Märchenfigur 2016 in Lohr ausgelöst hatte. Er lässt lieber andere etwas über sich sagen, als dass er sich selbst beschreibt, so wies Dr. Erich Schneider auf den Humor des Künstlers hin, der ein verstehendes Schmunzeln auslöst über die Darstellung der Menschen mit großen und kleinen Macken.
Katja Then zeigt mit "Redwash" eine Videoproduktion und lenkt den Blick auf Wäschestücke in Rottönen, die in der Waschmaschine gereinigt werden und gleichzeitig wie in einem Kaleidoskop immer wieder neue Formen entstehen lassen. "Als Waschzyklus kreist "Redwash" um Kleidungsstücke und Identität, um Geschlecht, Körper und Vergänglichkeit", sagt die Künstlerin dazu. "Am Rudern" heißt ihre Boden-Installation, die ganz unterschiedliche Assoziationen und Gefühle auslöst.
Gesellschaftskritischer Spiegel der Realität
Um Gefühle geht es auch bei den Bildern von Hans Krakau die an Verlassenheit, Verletzlichkeit, Einsamkeit, Verlorensein, an Träume und Albträume erinnern. In düsteren Farben sind Menschen in einer ganz besonderen Situation dargestellt, die bei denen, die sie betrachten, unterschiedliche Assoziationen erwecken. Gesellschaftskritisch, als Spiegel der Realität sieht Hans Krakau seine Werke.
Eine Porträt-Serie :) von lächelnden Menschen zeigt Ferdinand Wehe, dazu gehört ein Video. Hier ist Berühren ausnahmsweise erlaubt, denn die Portraits sind mit einer Gaze überzogen, die die Gesichter unscharf werden lässt. Beim Berühren entsteht punktuelle Schärfe und lässt verschiedene Interpretationen zu. Ist das Lächeln echt, was verbirgt sich dahinter, tragen wir alle eine Maske, angepasst an gesellschaftliche Zwänge?
Die Künstlerinnen und Künstler, deren Werke das Ergebnis einer Idee und einer langen Reflektion sind, wollen den Betrachterinnen und Betrachtern keine genauen Vorgaben machen, jede und jeder hat andere Gefühle und Assoziationen je nach Stimmung, Erfahrungen und gesellschaftlichem Umfeld. "Es gibt keine endgültige Erklärung", darin sind sich die Künstler einig. Manchmal sind auch Prägungen und Emotionen der Schaffenden eingearbeitet, die sie selbst gar nicht bemerkt haben. Trotz der Vielfalt der Werke passe alles zusammen, sagte Wehe-Bamberger.
Die Ausstellung ist bis zum 29. August Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet, außerdem nach Vereinbarung, Tel. 09761 3970009 oder kunstverkehr@gmx.de. (regi)