
Bei der neuen Ausstellung im Landratsamt Rhön-Grabfeld geht es um gelebte Geschichte. „Vergessene Dörfer der Rhön“ lautet der Titel. Walter Kömpel aus Oberbach hatte gemeinsam mit dem verstorbenen Matthias Elm aus Speicherz Informationen, Bilder und Skizzen zusammengetragen, um sichtbar zu machen, was auf dem Areal des heutigen Truppenübungsplatzes Wildflecken eigentlich vorher angesiedelt war.
Folgender Text ist einer Pressemitteilung des Landratsamtes entnommen: Dieser Plan kam ihnen auf einem der jährlichen Wandertage in den Sinn, an denen das Gelände für Interessierte geöffnet wird, berichtete Kömpel. Wo heute Soldatinnen und Soldaten für den Ernstfall üben, gab es nämlich bis zur Absiedelung in den 1930er Jahren zahlreiche kleine Ortschaften und Höfe.
Adamshof, Altglashütten mit Wiesenhaus, Haus Franken und Harfenmühle, Auersberghöfe, Dörrenberg, Ebertshof, Fuchsmühle, Heinrichshof, Neuglashütten, Reußendorf, Rothenrain mit Disbachmühle und Disbachhof, Sarahof, Schmelzhof, Silberhof und Werberg sowie der Wallfahrtsort Maria Ehrenberg sind genau diese Orte, die alleine im bayerischen Teil für den Truppenübungsplatz weichen mussten. Ein unfassbarer Einschnitt in das Leben der dort Beheimateten.
Ein Ort vieler persönlicher Schicksale
Landrat Thomas Habermann dankte den Initiatoren, die ihm Schwerspat (Baryt) mitgebracht hatten, ein Mineral, welches in der Rhön unter Tage bis 1970 abgebaut wurde, für das Sichtbarmachen der Rhöner Geschichte: „Die Ausstellung erinnert uns eindrücklich an ein kaum bekanntes Kapitel unserer regionalen Geschichte. Die Menschen, die hier einst lebten, mussten ihre Heimat verlassen – eine Entscheidung, die ihr Leben tiefgreifend veränderte. Der Truppenübungsplatz Wildflecken ein wichtiger sicherheitspolitischer Standort. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass er seinen Ursprung in großen persönlichen Schicksalen hat.“
Die Ausstellung ist bis einschließlich 15. Mai im Foyer des Landratsamtes während der Öffnungszeiten zu besichtigen. Kostenlose Führungen bietet Walter Kömpel donnerstags von 14 Uhr bis 16 Uhr sowie am 8. Mai von 16 bis 18 Uhr an. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Auch Schulklassen, Vereine oder größere Gruppen können gerne eine gesonderte Führung erhalten. Für die Koordination ist Annette Müller-Mann von der Kreisentwicklung zu kontaktieren (E-Mail: annette.mueller-mann@rhoen-grabfeld.de, Tel.: (09771) 94147).
Wer weitere Informationen, Bilder oder Gegenstände von der Zeit vor dem Truppenübungsplatz besitzt, ist eingeladen, mit Walter Kömpel in Kontakt zu treten. Gerade ist ein Buch über die Thematik in Arbeit. „Ein Blick zurück“ wird ab Mitte Mai in Wildflecken erhältlich sein. Alle Beteiligten arbeiten ehrenamtlich an dem Projekt.
Nach dem Ausstellungszeitraum im Landratsamt wandert „Vergessene Dörfer der Rhön“ weiter in das Rentamt nach Bischofsheim i. d. Rhön. Dort sind die Schautafeln vom 17. Mai bis 7. Juni 2025 zu sehen.