Rosafarbene Lichter am Nachthimmel über der Rhön ließen am Wochenende die Herzen von Fotografinnen und Fotografen höher schlagen. Handelt es sich dabei wirklich um das in unterfränkischen Breitengraden seltene Naturphänomen der Polarlichter?
Jan Gensler aus Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) fotografierte am Sonntag die Lichterscheinung auf einer Höhe im Stadtteil Herschfeld. Ab 22 Uhr war das Phänomen für 30 Minuten sichtbar, schildert er im Gespräch mit der Redaktion. Am Horizont sieht man die verschneite Rhön (links im Bild der Heidelstein).
Um das nur kurze Zeitfenster für das Foto zu erwischen, informierte sich Gensler in den vergangenen Tagen über soziale Netzwerke und auf einer Homepage, die eine Polarlicht-Vorhersage für Deutschland liefert. Als sich am Sonntagabend die Chance ergab, wurde er hellhörig, packte schnell sein Foto-Equipment zusammen und probierte sein Glück.
Mit Erfolg. Die ersten Aufnahmen zeigten auf seiner Kamera noch ein schwächeres rotes Licht, bis sich dieses innerhalb der nächsten halben Stunde verstärkte. "Da habe ich den richtigen Zeitpunkt erwischt", sagt er einen Tag später. Das bislang letzte Mal habe er vor fünf Jahren Polarlichter vor die Linse bekommen.
Neben dem Schnappschuss von Jan Gensler sind in den sozialen Medien weitere Bilder aus der Region geteilt worden. Auch Sichtungen aus dem Landkreis Main-Spessart erreichten die Redaktion.
Doch sind Nordlichter in Bayern überhaupt möglich? "Das kann durchaus vorkommen", sagt Meteorologe Christian Herold vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Ein Sonnenzyklus dauert elf Jahre. Schätzungsweise viermal innerhalb dieser Zeitspanne kommt laut Herold vor, dass die Lichter im Süden Deutschlands sichtbar sind.
In der Nacht von Sonntag auf Montag sind ihm zufolge in Norddeutschland die Polarlichter mit bloßem Auge zu sehen gewesen. Südlich von Dresden sei das nur noch mit technischer Hilfe möglich gewesen: "Kameras sind lichtempfindlicher als das menschliche Auge", sagt Herold. Sogar eine Handykamera könne genügen, um das Lichtspektakel festzuhalten.
Gute Chancen auf Nordlichter in der Nacht auf Dienstag
Ein Sonnensturm sorgt für Polarlichter über Deutschland. Das Himmelsschauspiel war in der Nacht zu Montag etwa auch in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen zu sehen, wie die Direktorin der Wilhelm-Foerster-Sternwarte in Berlin, Monika Staesche, sagte. Auch in der Nacht zu Dienstag ist laut Staesche mit erhöhter Polarlichtaktivität in Deutschland zu rechnen. Das bestätigt auch Christian Herold vom DWD.
Verantwortlich für das rötliche Leuchten sind nach Angaben von Staesche sogenannte Sonnenstürme. Dabei werden elektrisch geladene Teilchen von der Sonne fort geschleudert. Geschieht dies in Richtung Erde, können die Teilchen bei uns ankommen. Für die rund 150 Millionen Kilometer große Entfernung brauchen sie etwa anderthalb bis zwei Tage. Treten sie dann in die Erdatmosphäre ein, kommt es zum Leuchten. Bei normaler Sonnenaktivität sieht man die Polarlichter nur in den höheren Breiten.
Mit Informationen von dpa