Viele Musikliebhaber geistlicher Musik hatten am Samstagabend den Weg in die Kirche St. Kilian in Mellrichstadt gefunden. Gemessenen Schrittes bewegten sich die rund 40 schwarz gekleideten Damen und Herren in den Altarraum. Marianne Fritz, die Vorsitzende des Sängervereins Mellrichstadt, begrüßte zu einem außergewöhnlichen Konzert. Karl-Heinz Malzer am Dirigentenpult hatte das Programm zusammengestellt, Orgelstücke mit eingebaut und den Organisten Tobias Kerscher mitgebracht.
In vier Blöcke hatte der Dirigent das Konzert eingeteilt, jeweils unterbrochen durch drei Orgelspiele. Mit „Suavissime Jesu – Gütigster Jesu“ von Ruggiero Giovanelli fand sich alter und moderner Stil wieder. Bei „Was betrübst du dich, meine Seele“ von Johann Hermann Schein war die Betrübnis am Anfang zu spüren, wechselt aber dann in eine gewisse Leichtigkeit mit raschem Tempo. „Unsere Trübsal“ von Johann Ludwig Bach beendete den ersten Block. Mit Macht griff dann Tobias Kerscher in die Tasten der Orgel. Kanonendonner ließ mit der „Cannonade“ von Claude-Bénigne Balbastre aufhorchen. Dazwischen waren leicht beschwingte Töne zu hören die aber auch sehr laut werden konnten. Pauken, Trommeln, Kanonenschüsse und dann wieder Donnerbrausen, sehr publikumswirksam entfaltete die Orgel ihre ganze Klangfülle. Im zweiten Block erklang Felix Mendelsohn Bartholdys „Richte mich Gott“, „Wanderers Nachtlied“ von Hans Koessler, in dem süßer Friede erbeten wird nach Schmerz und Lust, und von Max Reger „Wir glauben an einen Gott“, ein Credo in Kurzform.
Mit der „Communion- Fantaisie“ aus „Hommage a Frescobaldi“ von Jean Langlais ließ es der Organist zurückhaltender angehen, eher getragen. Plötzlich wurde das Spiel sehr lebhaft, das Ende war überraschend und abrupt.
Auch modernere Weisen waren zu hören
Der nächste Block war eher in der Moderne angesiedelt. „Hilf mir Gott“ von Albert Becker mit einer Lobpreisung am Ende, „Sweet and low“ von Sir Joseph Barnby, süß und leicht, wie es der Titel versprach, eben ein Wiegenlied, zeitlos und voll Wärme, sehr gut zum Ausdruck gebracht. Aus „Hoheslied“ dann der englische Titel „I sat down under his shadow“ von Sir Edward Cuthbert Bairstow. Und ein letztes Mal erklang die Orgel. „Festmusikk“ von Mons LeidvinTakle, einem norwegischen Komponisten, erinnerte zu Beginn fast an eine Rummelplatzmusik. Schnelle und rasante Tonfolgen schwirrten im Kopf, einfach brillant. Ebenso rasend wie das Orgelspiel war dann auch der Applaus.
Im letzten Teil kam Zeitgenössisches zur Aufführung. „Lord God of Israel“ von Knut Nystedt, ein geistliches Chorwerk im modernen Stil, entsprungen aus alter Musik, „Little Lamb“ von John Kenneth Taverner. Seine Musik spiegelt die schweren Zeiten in seinem Leben wieder. „Cantate Domino“ von Vytautas Miškinis ist ein Lobpreis auf den Herrn, zeitweise fröhlich, dann in andächtiger Ruhe, kräftig am Schluss. Ein Sprechgesang war das „Ave Maria“ von Jaako Mäntyjärvi, einem finnischen Komponisten, fast gemurmelt von den Damen, während die Herren dazu sangen, dann lautes Sprechen der Damen, mit lateinischem Text und Summen der Herren im Hintergrund, um mit abschließendem Amen zu enden. Der letzte Beitrag von Javier Busto hieß „O magnum mysterium“. Dieses große Geheimnis, das die Jungfrau würdig war, den Herrn Jesus Christus zu tragen, begann wieder fast wie ein Sprechgesang sehr leise und endete schließlich mit einem jubelnden Alleluja über die Geburt Jesu. Und dann gab es kein Halten mehr. Standing Ovations und nicht enden wollender Applaus der begeisterten Zuhörer dankten für ein außergewöhnliches Konzerterlebnis. Mit dem „Ave Maria“ von Josef Gruber wurde noch eine sehr zu Herzen gehende Zugabe gewährt.