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Bad Neustadt
Auslandstagebuch: Mit dem Motorrad durch die Mongolei
Selbstverständlich haben unsere Motorräder auch Namen bekommen! (Von links) Manfred mit Jacky, ich mit James und Lukas mit Feli. Melanie (Zweite von links) ist bei Lukas mitgefahren.
Foto: Mia Lüsebrink | Selbstverständlich haben unsere Motorräder auch Namen bekommen! (Von links) Manfred mit Jacky, ich mit James und Lukas mit Feli. Melanie (Zweite von links) ist bei Lukas mitgefahren.
Mia Lüsebrink
 |  aktualisiert: 27.04.2023 08:28 Uhr

So frei und unbeschwert das Leben im Ausland ist - früher oder später läutet jemand die Zeit der Abschiede ein. Bevor sich mein Freundeskreis in Ulaanbaatar Ende Mai aber schlussendlich zerschlagen hat, haben wir zu viert noch die mongolische Steppe unsicher gemacht.

In einer spontanen Aktion an einem Sonntagnachmittag habe ich das Motorradfahren gelernt und mir dann zusammen mit zwei Österreichern ein Motorrad, stilecht von höchster chinesischer Qualität, ausgeliehen. Bepackt mit Zelten, Schlafsäcken und allem, was von sonst noch zum Überleben in der Steppe braucht, haben wir uns zu dritt auf den Weg in den Nordwesten der Mongolei gemacht. Unser Ziel: der Khuvsgul See, von den Menschen hier auch "Ozean" genannt und das größte Trinkwasserreservoir der Mongolei. Nicht ganz überraschend hat sich bereits am ersten Tag herausgestellt, dass sich mehr als ein Nachmittag Übung wohl positiv auf das (Anfänger-)Fahrerlebnis ausgewirkt hätte und, dass jede Menge Gepäck die ganze Sache nicht unbedingt einfacher macht.

Die Holzarbeiter haben uns abends am Lagerfeuer Gesellschaft geleistet. Zwar haben wir keine gemeinsame Sprache gesprochen, kommunizieren kann man aber auch mit Händen und Füßen!
Foto: Mia Lüsebrink | Die Holzarbeiter haben uns abends am Lagerfeuer Gesellschaft geleistet. Zwar haben wir keine gemeinsame Sprache gesprochen, kommunizieren kann man aber auch mit Händen und Füßen!

Schnee erschwert die Planung

Trotzdem sind wir zwei Tage und fast 700 Kilometer Asphalt und Staubpiste später gesund und munter in Mörön angekommen, haben dort die vierte im Bunde eingesammelt und uns dann auf die letzte Etappe zum Khuvsgul See gemacht. In der Zentralmongolei haben sattgrüne Wiesen unseren Weg gesäumt. Wir haben steinige Hügel voller blühender Büsche und Blumen passiert und sind an Salzseen, über denen kreischende Möwen ihre Bahnen gezogen haben, entlanggefahren. In den Bergen rund um den Khuvsgul See hat der Frühsommer jedoch noch keinen Einzug erhalten und die Schneedecke links und rechts der Straße war auch Ende Mai noch geschlossen. Unser eigentlicher Plan war es, an der Westseite des Sees so weit wie möglich nach Norden zu fahren. Allerdings hat uns das Tauwetter und der damit völlig matschige Untergrund einen Strich durch die Rechnung gemacht und so haben wir unser Lager an der Südspitze des Sees aufgeschlagen. In der Zeit dort haben wir uns mit drei Holzarbeitern, die die mongolische Gastfreundschaft nicht besser hätten verkörpern können, angefreundet, sind gewandert, haben die Seele baumeln lassen und waren zwischen Eisschollen schwimmen - der Khuvsgul See liegt nämlich auf guten 1600 Metern und ist erst im Spätsommer komplett eisfrei.

Zu unserem großen Glück kennt sich Lukas wunderbar mit Motorrädern aus und so war die gerissene Kette nur halb so dramatisch. Problematisch waren eher Ort und Zeit der Zwangspause.
Foto: Mia Lüsebrink | Zu unserem großen Glück kennt sich Lukas wunderbar mit Motorrädern aus und so war die gerissene Kette nur halb so dramatisch. Problematisch waren eher Ort und Zeit der Zwangspause.

Nach zwei wunderschönen und sehr entspannten Tagen haben wir recht widerwillig die Motorräder wieder beladen und uns auf den Weg Richtung Süden gemacht. Damit zum Ende kein Stress aufkommt, haben wir für den Weg zurück nach Ulaanbaatar drei Tage eingeplant, was sich später als äußerst sinnvoll herausgestellt hat. Während die Reise bis hierhin noch reibungslos verlaufen ist, sind wir auf dem Rückweg von Problem zu Problem gestolpert. Wir wurden von einem wenig kooperativem Polizisten ohne Englischkenntnisse gefühlte Ewigkeiten aufgehalten, ein Motorrad ist von jetzt auf gleich nicht mehr angesprungen, dem anderen ist der Sprit ausgegangen und am dritten Motorrad ist die Kette erst runtergesprungen und eine Weile später Mitten im Nirgendwo und kurz vor Sonnenuntergang gerissen.

Höllenritt nach zwölf Stunden vorbei

Spätestens dann hat das Abenteuer so richtig begonnen. In einer Nacht und Nebel Odyssee durch die Steppe und das nächstgelegene Dorf haben die Jungs eine neue Kette organisiert, wir Mädels die Zelte aufgebaut und inständig gehofft, dass das angesagte Unwetter wenigstens noch bis zur Rückkehr der Jungs auf sich warten lässt. Es war fast Mitternacht, bis wir an diesem Abend zu viert und allesamt unbeschadet am Lagerfeuer saßen und das Gewitter langsam über die Berge gezogen ist. Nach einem fast zwölfstündigen Höllenritt über Buckelpisten und Asphalt im strömenden Regen sind wir am nächsten Tag wieder in Ulaanbaatar angekommen. Zwar waren wir nass bis auf die Knochen, komplett durchgefroren und hungrig für zehn, aber glücklich und zufrieden und immer noch - beziehungsweise wieder - bester Laune.

Im Spätsommer ist die Betonhalbinsel ein Fähranleger im Khuvsgul See, Ende Mai haben wir sie jedoch zum Zeltplatz umfunktioniert.
Foto: Mia Lüsebrink | Im Spätsommer ist die Betonhalbinsel ein Fähranleger im Khuvsgul See, Ende Mai haben wir sie jedoch zum Zeltplatz umfunktioniert.

In den kommenden Tagen habe ich schweren Herzens meine drei Reisebegleitungen in die Heimat verabschiedet. Aber besser als mit diesem Roadtrip hätte man die gemeinsame Zeit in der Mongolei wohl nicht abschließen können.

Für alle Neugierigen: In meinem Blog unter www.mlsbrnk.blogspot.com kann man das ganze Abenteuer Tag für Tag nachlesen!

Meine Sicht aus dem Zelt an einem Morgen.
Foto: Mia Lüsebrink | Meine Sicht aus dem Zelt an einem Morgen.
 
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