Eine versehentlich angesprungene Sprinkleranlage verdirbt eine ganze Lkw-Ladung Käse, die neue Puddingsorte kauft niemand bis zum Ablaufdatum, eine Million Getränkedosen haben keinen Abnehmer gefunden, sind aber als "Winteredition" nicht mehr verkaufbar. Die Abfall-Biogasanlage in Herbstadt wird in diesen Fällen dringend gebraucht, denn die Hersteller müssen für die ordnungsgemäße Beseitigung sorgen. "Das ist unser Geschäft, wir sind ein zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb und damit ein zuverlässiger Dienstleister für die Region bis nach Würzburg, Fulda, Erfurt und Bayreuth", sagt Mathias Klöffel, Geschäftsführer der Bio-Rest GmbH.
Es mussten zwei Gruppen gebildet werden
Wegen der Corona-Beschränkungen war keine öffentliche Einweihung des Betriebs, der seit Dezember 2021 läuft, möglich. Auf Einladung der Energieinitiative Rhön und Grabfeld e. V. gab es jetzt eine Führung durch das Gelände, zu der so viele Interessenten begrüßt werden konnten, dass zwei Gruppen gebildet wurden. Die zweite Gruppe führte Technischer Leiter Burkhard Bähr.
Die Grundidee war, die Lebensmittel, die vernichtet werden müssen, und die Bioabfälle aus den braunen Tonnen des Landkreises für die Erzeugung von Biogas zu nutzen. Das in der Anlage gewonnene Methangas, das die Bakterien im Fermenter erzeugen, wird mithilfe von zwei Blockheizkraftwerken zu elektrischer Energie und Wärme. Der Strom wird eingespeist, die Wärme wird selbst verbraucht, zum Pasteurisieren der Gärreste, die wieder als Dünger auf die Felder ausgebracht werden können, und zum Erwärmen der Hallen und Produkte. So entsteht ein Kreislauf.
50 Prozent der Anlieferungen bestehen momentan aus Speiseresten aus der Gastronomie, Abfällen von Supermärkten, Fettabscheidern und Molkereien. Der Rest wird durch eine Mischung der nicht mehr brauchbaren Lebensmittel abgedeckt. Die Entsorgung wird bezahlt, außerdem gibt es Einnahmen durch die Stromerzeugung. Die Besucher staunten, was dort alles angeliefert wird, von 4000 Brötchen und Paletten voller eingelegter Gurken bis zu verunglücktem Rasendünger, Mandel-Drinks und verpacktem Seelachs. Während die Interessenten ausrechneten, wie viel Pfand man für eine Million Getränkedosen kassieren könnte, machte Klöffel klar, dass man diese eben nicht mehr in den Handelskreislauf bringen darf. Bestehen Dosen aus Aluminium, kann man am Ende des Gewinnungsprozesses den Wertstoff verkaufen.
Elf Millionen Euro hat die Anlage gekostet, fünf Mitarbeiter sorgen für den reibungslosen Ablauf. Ein großes Gemeinschaftsprojekt ist die Abfall-Biogasanlage, zu den Gesellschaftern der Bio-Rest GmbH gehören 20 Landkreisgemeinden, die "Bioenergie Bad Königshofen", die Agrokraft Großbardorf und Streutal und der Maschinenring, 70 Landwirte stehen hinter der "Bio-Rest Agrar GbR" dazu kommen mehrere Unternehmen aus dem Landkreis. Hauptsächlich die Landwirte haben gemeinsam den nötigen Eigenanteil von rund 2,5 Millionen Euro aufgebracht, der Rest wurde finanziert.
Aus rund 18.000 Tonnen Bioabfällen entstehen pro Jahr mehr als sechs Millionen Kilowattstunden Ökostrom. Viele Fragen hatten die Besucher, unter anderem, warum die Inhalte der braunen Tonnen nicht mehr angenommen werden. Der Geschäftsführer berichtete von schlecht sortierten Abfällen mit vielen Störstoffen, die aussortiert und dann teuer entsorgt werden mussten. Außerdem setzen sich Erde und Sand von den enthaltenen Gartenabfällen in den Geräten ab und stören die Produktion. 300 Tonnen Sand mussten kürzlich aus dem Fermenter entfernt werden.
Mitarbeiter stammen aus der Landwirtschaft
Ob nicht eher die Tafeln etwas bekommen sollten, fragten die Zuhörer. Klöffel verwies auf deren Hygienevorschriften. Sie dürfen keine abgelaufenen oder verunreinigten Lebensmittel weitergeben. Natürlich sei es bedauerlich, bestätigte auch Burkhard Bähr, wenn palettenweise abgelaufenes Fleisch geliefert wird. "Dafür sind Tiere gestorben und dann muss das entsorgt werden", sagt er.
Warum die fünf Mitarbeiter alle aus der Landwirtschaft stammen, erklärte Klöffel ebenfalls. "Ein Bauer macht erst Feierabend, wenn er fertig ist", sagte er. Man brauche Männer aus der Praxis, die es gewohnt sind, schnelle Entscheidungen zu treffen und mit anpacken. Eine Hausaufgabe gab er den Besuchern mit auf den Weg. Wenn sie Essen gehen, sollten sie fragen, wo die Reste entsorgt werden und auf die Abfall-Biogasanlage hinweisen. Die Anlage hat ihre Kapazitätsgrenze noch nicht erreicht.