Die monatelange Suche nach Investoren blieb ohne Ergebnis. Die AIO Formen- und Werkzeugbau GmbH in der Lohstraße in Mellrichstadt muss ihren Geschäftsbetrieb einstellen.
Wie Insolvenzverwalter Matthias Reinel mitteilt, wurden im Rahmen des Insolvenzverfahrens über 350 potenzielle Interessenten für eine Übernahme angesprochen und mit Informationen über den Geschäftsbetrieb versorgt. Zudem fanden Betriebsbesichtigungen mit verschiedenen Interessenten statt. Zuletzt wurde mit einem großen deutschen Automobilzulieferer über dessen Einstieg in Mellrichstadt verhandelt. „Trotz intensiver Verhandlungen gelang es leider nicht, eine für alle Beteiligten tragfähige Lösung zu finden“, bedauert der Rechtsanwalt.
Am 11. November 2015 hatte die Firma AIO Insolvenz angemeldet. Wie Geschäftsführer Dieter Pfister damals auf Nachfrage dieser Zeitung berichtete, war die Auftragslage im Herbst unerwartet eingebrochen. 80 Arbeitnehmer und neun Auszubildende waren zu diesem Zeitpunkt betroffen, heißt es laut Auskunft der HWR Insolvenzverwaltung.
Drei Insolvenzen
AIO war aus der Maintools Formenbau GmbH & Co. KG hervorgegangen, die vor zweieinhalb Jahren Insolvenz anmelden musste. Die Firma Maintools wiederum hatte 2011 das Mellrichstädter Unternehmen Weißenberger übernommen, nachdem dieses Insolvenz angemeldet hatte.
Am 1. Januar 2016 war schließlich das Insolvenzverfahren über das Vermögen der AIO Formen- und Werkzeugbau GmbH eröffnet und Rechtsanwalt Matthias Reinel von der HWR Insolvenzverwaltung zum Insolvenzverwalter bestellt worden.
Nachdem neben besagten 350 Interessenten „kein anderweitiger Übernehmer des Geschäftsbetriebs vorhanden ist, muss die Produktion der AIO Formen- und Werkzeugbau GmbH nach Durchführung einer Ausproduktion eingestellt werden“, teilt Reinel mit. Die Arbeitsverhältnisse der betroffenen Arbeitnehmer müssen durch Kündigung beendet werden, soweit möglich, wird die Belegschaft bei der Suche nach neuen Beschäftigungsverhältnissen unterstützt. Über diesen Schritt wurden die Arbeitnehmer im Rahmen einer Betriebsversammlung unterrichtet.
Keine neuen Aufträge
Etwa bis Ende März werden die vorhandenen Aufträge abgewickelt, neue Aufträge werden nicht mehr angenommen, gibt die HWR Insolvenzverwaltung auf Anfrage dieser Redaktion Auskunft.
Die Gründe für das Scheitern der Auffanglösung sind laut Matthias Reinel vielschichtig. „Insbesondere das letztlich dritte Insolvenzverfahren innerhalb kurzer Zeit hat bei vielen Beteiligten zu einem nachhaltigen Vertrauensverlust geführt. Ferner wurden vor allem in Zusammenhang mit den Vorinsolvenzen notwendige Sanierungs- und Restrukturierungsschritte aus vielfachen Gründen nicht umgesetzt.“
Das vorhandene Vermögen wird nach der Betriebseinstellung in Absprache mit den Sicherungsgläubigern verwertet werden. „An dieser Stelle muss ausdrücklich der in diesem Verfahren absolut überdurchschnittliche Einsatz sowohl der Belegschaft wie auch der Geschäftsleitung herausgestellt werden, der eine mehrmonatige Fortführung des Geschäftsbetriebs im eröffneten Insolvenzverfahren ermöglicht hat“, so Reinel. Insbesondere den Arbeitnehmern, dem Betriebsrat sowie der beteiligten IG Metall gelte daher der Dank der Insolvenzverwaltung für die konstruktive Zusammenarbeit.
„Umso bedauerlicher ist daher auch der beschriebene Schritt zur Betriebseinstellung, der aber aus wirtschaftlicher Sicht alternativlos war.“