Auch Cordula Kappner aus Zeil am Main, die seit Jahrzehnten Nachforschungen über das Leben der jüdischen Bürger im Landkreis Haßberge anstellt, war auf der Spurensuche von Joseph Sachs und hatte herausgefunden, dass Sachs nach Amerika ausgewandert war.
Elisabeth Böhrer forschte weiter und fand heraus, dass Joseph Sachs in Bad Kissingen gestorben und in Kleinbardorf begraben ist, weil Rödelmaier, wo er und seine Großeltern wohnten, zu diesem Bezirksfriedhof gehörte. Joseph Sachs ist der Vater von Samuel Sachs, der eine Goldman Tochter geheiratet hat. Im Jahre 1882 wurde Samuel Sachs von seinem Schwiegervater in die Firma aufgenommen, die sich dann in Goldman Sachs umbenannte und die bekannte Karriere in Amerikas Bankenlandschaft machte.
Beide Familien, Goldmann und Sachs, waren befreundet. Dass die Familie Sachs wohlhabend war, zeigt auch der große und prächtig gestaltete Grabstein am Friedhof von Kleinbardorf. Das Problem der langen Suche war das Geburtsdatum, das um zehn Jahre gegenüber dem auf dem Grabstein angegebenem differierte. Der Grund: Auf Grabsteinen im Judentum wird mehr auf das konkrete Sterbedatum als das Geburtsdatum Wert gelegt.
Dokument aus Amerika
Der endgültige Beweis, dass Joseph Sachs in Kleinbardorf beerdigt ist, brachte aber ein Dokument aus Amerika. Dort ist ein Geburtsdatum genannt, das identisch mit dem von Elisabeth Böhrer herausgefunden Datum, dem 4. August 1868, ist.
Doch zur ganzen Forschungsgeschichte: Elisabeth Böhrer gehört seit 26 Jahren dem historischen Verein in Schweinfurt an. Über den Kleinbardorfer Erwin Hermann kam sie auf die Spur von Joseph Sachs. Der bat im vergangenen Jahr die Historikerin um Unterstützung, nachdem er das Grab von Joseph Sachs gefunden hatte.
Cordula Kappner hatte herausgefunden, dass Joseph Sachs mit Markus Goldman befreundet war und dass zwei Töchter von Goldman mit Söhnen von Joseph Sachs verheiratet waren. So war es für Elisabeth Böhrer wichtig, auch einmal den Grabstein vor Ort zu sehen, nachdem sie sich zuvor anhand von digitalen Fotos informiert hatte. Darauf konnte sie lediglich Grußformeln erkennen.
Mittlerweile steht fest, dass es sich bei dem Stein am Judenfriedhof nicht nur um einen Gedenkstein für Joseph Sachs handelt, sondern dass er wirklich dort beerdigt ist. Das bestätigen zwei hebräische Übersetzer.
Weiteres fand Elisabeth Böhrer in der Publikation „Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817 - Bearbeiter: Dr. Dirk Rosenstock, heraus. Dort entdeckte sie acht Ortschaften, in deren Zusammenhang der Name Sachs verzeichnet ist. Wichtig war bei der Suche nach dem richtigen Joseph Sachs der „Vatersname“, nämlich „Joseph ben Naphtali“, was übersetzt in etwa „Josef, der Sohn des Hirsch“ bedeutet.
Recherche im Staatsarchiv
Im Staatsarchiv Würzburg fand die Forscherin dann die Namen von Sohn und Vater, wobei herauskam, dass Joseph Sachs zehn Jahre früher geboren wurde, als bisher angenommen. Hilfe kam aus Alsleben und zwar von Rosi und Kurt Mauer. Beide waren bekanntlich 2008 in Amerika und auch in der Goldman Sachs Bank in New York zu Gast. Von dort hatten sie Unterlagen mitgebracht, die nun sehr hilfreich waren: In diesem Buch sind die Namen sämtlicher Goldman- und Sachs Kinder zu finden.
Dadurch, dass auf dem Grabstein Kissingen genannt ist, wurde sie auf die heutige Kurstadt aufmerksam und konnte dort Einblick in die Kurlisten im Stadtarchiv nehmen. In den Unterlagen fand sie dann den Namen „Karoline Oberbrunner aus Trappstadt“ und stellte damit die Verbindung zu Markus Goldman in Trappstadt her. Eine Karoline Oberbrunner war nämlich die Halbschwester von Markus Goldmann.
Sie besuchte Joseph Sachs an dessen Geburtstag in Kissingen. Nach und nach wurde klar, dass Joseph Sachs in Kissingen gestorben, dort aber nicht begraben wurde, obwohl es dort einen jüdischen Friedhof gibt. Den Grund fand die Historikerin schnell heraus: Joseph Sachs musste aus einem Ort stammen, dessen Verstorbene auf dem Friedhof in Kleinbardorf beerdigt sind. Elisabeth Böhrer: „Im Judentum ist es so, dass man sich gerne in der Erde der Väter bestatten lässt.“ Spuren fand sie auch im Stadtarchiv Würzburg, wo Sachs vom 19. November 1840 bis 2. September1841 als Schulpräparant war. Vom August 1844 bis Mai 1846 war er als Religionslehrer in Miltenberg und dort auch Vorsänger in der Synagoge. Für die Historikerin Elisabeth Böhrer hat eine lange Suche zu einem glücklichen Ende geführt.