Film einlegen, fotografieren, Negative in der Dunkelkammer entwickeln und Abzüge machen, das war Jürgen Baudenbachers Metier, als er von 1979 bis 1988 als freier Mitarbeiter für den damaligen Boten vom Grabfeld berichtete. Heute lebt und arbeitet er bei Orlando im US-Bundesstaat Florida. Bei einem Besuch in seiner alten Heimatstadt Bad Königshofen berichtet er von den Riesensprüngen, die die Fotografie in den letzten 30 Jahren gemacht hat.
Wie fotografierte man früher?
Als ihm während seines Heimatbesuchs ein alter Zeitungsband des Boten vom Grabfeld in die Hände fiel, war die Erinnerung an diese Zeit sofort wieder präsent. Die Arbeit bei der Zeitung hat ihn zur Fotografie geführt. Noch heute ist das Fotografieren mehr als nur ein Hobby. Spezialisiert ist Baudenbacher auf Wildlife-, Reise- und Veranstaltungsthemen. Er war mit seinen Bildern auf Ausstellungen vertreten und hat diese dort verkauft.
Nach Bad Königshofen kam seine Familie aus Waldmünchen, weil sein Vater, Peter Baudenbacher, Zollbeamter im Grenzdienst war. Jürgen Baudenbacher besuchte in Bad Königshofen das Gymnasium und arbeitete für den Boten vom Grabfeld. Schmunzelnd erzählt er vom Fotografieren Anno dazumal: "Von wegen auf den Auslöser drücken und gleich das Bild anschauen. Damals mussten die Reporter warten, bis ich die Filme entwickelte, die Negative vorlegte und die Fotos erstellte."
Jede Aufnahme wollte überlegt sein
Man habe damals deutlich bewusster fotografiert. Meist waren 36 Bilder auf der Filmrolle in der Kamera. Die Dunkelkammer war ein kleiner Raum mit Tanks für die Filmentwicklung und einem Apparat zur Bildentwicklung.
Gerne erinnert sich Jürgen Baudenbacher an die Sprüche, die er auf Terminen zu hören bekam, wie "Hast du überhaupt einen Film in der Kamera?" Gar keine so dumme Frage, denn das konnte durchaus mal passieren. "Heutzutage kann man hunderte von Bildern machen, sucht sich eines raus und löscht den Rest." Das gab es damals nicht. Filmmaterial war teuer, man musste mit Bedacht fotografieren. Viele der Fotografen, die in der digitalen Welt aufgewachsen sind, können sich das heute nicht mehr vorstellen.
Erfahrungen mit der ersten Digitalkamera
1998 kaufte Jürgen Baudenbacher seine erste Digitalkamera. "Die damalige Qualität und das Design kann man aus heutiger Sicht nur als katastrophal bezeichnen." Aber plötzlich wurde das Fotografieren zu einem günstigen Hobby. Seit 2002 fotografiert er fast ausschließlich mit einer Digitalkamera, manchmal auch mit dem Handy. "Wenn es aber um Hochglanz-Produkte oder Poster geht, kommt bei mir immer noch die große DSLR-Kamera (Spiegelreflexkameras mit digitalem Aufnahme-Sensor) zum Einsatz", sagt Baudenbacher. Auch im Studio oder für Wildlife-Fotos taugen Handys nicht.
Dank der digitalen Kameras wächst Baudenbachers Bildarchiv im Durchschnitt um etwa 15 000 Bilder pro Jahr. Digitalisiert hat er in den vergangenen Jahren auch die Negative aus seiner Zeitungszeit mit etwa 20 000 Fotos, 12 000 davon noch in schwarz-weiß.
Florida hat viele Vorzüge
Wie verschlug es Jürgen Baudenbacher nach Amerika? 1994 bekam er das Angebot, als EDV-Leiter nach New Jersey zu gehen. Der IT-Fachmann wechselte 2008 zu einer großen US-amerikanischen Firma und zog nach Florida.
Was fasziniert ihn an Amerika? Die Arbeit ist herausfordernd, interessant und macht ihm Spaß. Und dann sind da noch das Meer, der Strand, die Wildnis, in der tolle Fotografien entstehen, und - ganz wichtig - die sommerlichen Temperaturen und das Lebensgefühl in Florida. Will er jemals zurück nach Deutschland? Jürgen Baudenbacher überlegt nur kurz und meint dann: "Sicher besteht die Möglichkeit, aber die Umstellung auf das Wetter in Deutschland und einiges mehr im Vergleich zu Florida – mal sehen."