So war es auch zu erklären, dass Agrokraft-Geschäftsführer Thomas Balling am Unslebener Ratstisch saß und den Mandatsträgern bei ihrer Zusammenkunft das Vorhaben näher erläuterte. Balling erklärte, dass in der vorhandenen Anlage bisher Strom und Wärme aus Biogas produziert werden. Die Wärme wird an die Gärtnerei Förster und die Gemeinde Unsleben geliefert. Im Grunde werde damit eine ideale Abnahmekombination erreicht, allerdings werde im Sommer nicht so viel Wärme abgenommen, wie zur Verfügung stehe. Daher werde in der warmen Jahreszeit die Kapazität nicht ausgeschöpft und Wärme ginge verloren.
So sei die Frage entstanden, wie diese überflüssige Energie sinnvoll genutzt werden kann. Die Lösung fand sich schließlich in den Prozessbedingungen zur Umwandlung von Bio- in Erdgas.
Zur Aufbereitung von Biogas werden große Mengen von Wärme benötigt. In dem thermischen Prozess wird das Biogas so weit veredelt, dass es der Qualität von Erdgas entspricht und ins Netz der Rhöngas eingespeist werden kann. Um das Verfahren jedoch wirtschaftlich zu gestalten, reichen die Kapazitäten der vorhandenen Anlage nicht aus.
Damit die benötigte Wärme erzeugt werden kann, müssen nochmals drei Baukörper von der Größe der bereits vorhandenen Vergärungssilos errichtet werden. Ferner werden technische Anlagen zur Aufbereitung des Biogases installiert. Ein großer Vorteil, der auch bei der Festlegung des Standorts eine Rolle gespielt habe, sei das Vorhandensein einer Hauptgasleitung, was erhebliche Investitionen erspare.
Für die zusätzliche Produktion werde natürlich auch deutlich mehr Vergärungsrohstoff (Mais) benötigt. Balling beteuerte, dass der zusätzliche Bedarf nicht zu Monokulturen führe. Zum einen werde das Einzugsgebiet, aus dem der Mais angeliefert wird, von etwa zehn Kilometern auf zwölf ausgeweitet. Der Anbau auf den zur Verfügung stehenden Flächen in diesem Bereich werde auch nur minimal verdichtet, so dass höchsten zehn Prozent mit Mais bebaut würden.
Die Lagerung würde entweder auf dem Betriebsgelände stattfinden, was weitere bauliche Veränderungen erfordere. Es könnten aber auch mobile Silos bei den Anbauflächen eingerichtet werden. In diesem Fall erfolge die Anlieferung kontinuierlich mit etwa drei bis vier Fuhren pro Tag.
Etwas irritiert reagierte vor allem der stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Geisler auf den Vorschlag Ballings, die anfallende zusätzliche Gewerbesteuer etwas zu streuen. Unsleben solle zwar den Löwenanteil erhalten, aber auch Heustreu und Hollstadt könnten berücksichtigt werden, da von dort größere Mengen Mais angeliefert werden.
Doch von dieser Überlegung wollten die Räte nichts wissen. Unsleben habe sich auf dem Gebiet erneuerbarer Energien als Vorreiter erwiesen und nehme auch die meisten Nachteile in Kauf. Dafür habe es ein Recht auf die Gewerbesteuer, beharrte das Gremium.
Balling wollte das Thema auch nicht weiter vertiefen und wies darauf hin, dass das eine Angelegenheit der Bürgermeister sei. Er gab vielmehr noch Auskunft über den aktuellen Stand des Vorhabens. Danach verhandle er derzeit intensiv mit der Rhöngas über den Abnahmepreis des Energieträgers. In acht Wochen könne er definitiv sagen, ob das Projekt umgesetzt werde oder nicht.
Bürgermeister Michael Gottwald begrüßte ausdrücklich das Vorhaben, das er als eine Fortsetzung der bisherigen Aktivitäten Unslebens auf dem Gebiet nachhaltiger Energiegewinnung betrachte. Das Gremium folgte seiner Meinung und segnete die Bauvoranfrage der Agrokraft für das Vorhaben einstimmig ab.