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Unterweißenbrunn
Aufstand der Feuerwehr in Unterweißenbrunn: Die komplette Führungsriege tritt zurück
Die Kameraden klagen bei der Suche nach einem neuen Domizil über mangelnde Unterstützung durch die Stadt Bischofsheim. Nun sind Neuwahlen erforderlich.
Die Feuerwehr Unterweißenbrunn sucht ein neues Domizil. Das bestehende Gerätehaus ist zu klein.
Foto: Marion Eckert | Die Feuerwehr Unterweißenbrunn sucht ein neues Domizil. Das bestehende Gerätehaus ist zu klein.
Eckhard Heise
 |  aktualisiert: 09.02.2024 08:36 Uhr

Schon ein ganze Weile schwelt wegen fehlender Fortschritte bei der Standortsuche für eine neue Unterkunft der Konflikt zwischen der Feuerwehr Unterweißenbrunn und der Stadt Bischofsheim. Bei der Jahreshauptversammlung kam er nun zum Ausbruch, als die komplette Führung geschlossen nicht mehr zur Wahl antrat.

Schon in seinem Bericht stellte Kommandant und Feuerwehrvereinsvorsitzender Andreas Schröder das Thema Feuerwehrgerätehaus in den Mittelpunkt und ließ die Vorgänge darum chronologisch Revue passieren. Danach beschäftigen sich die Floriansjünger seit sieben Jahren mit den Vorarbeiten für ein neues Domizil, das auch von der Stadt in Aussicht gestellt worden ist. Vor eineinhalb Jahren hatte die Stadt auch den Kauf eines neuen Löschfahrzeugs beschlossen, woraufhin die Feuerwehr mit der Ausbildung von Atemschutzträger begonnen hatte. Dann sei der Rückzieher erfolgt, weil kein Stellplatz für das Fahrzeug vorhanden war, was als Voraussetzung zur Förderung galt.

Immer wieder gab es Differenzen

Parallel dazu habe es immer wieder neue Differenzen gegeben: Mal mussten für Übungen Atemschutzgeräte von außerhalb ausgeliehen werden. Mal habe es lange Wartezeiten für bestellte Kleidung gegeben. Dann mussten Mitglieder der Wehr das vorhandene Feuerwehrauto selbst schweißen, damit es überhaupt noch das TÜV-Siegel erhält. Schließlich sei auch die Zusage für eine neue Pumpe mit Hinweis auf eine fehlende geeignete Unterkunft zurückgezogen worden.

Zu alle dem geselle sich der schlechte Zustand im Feuerwehrgerätehaus. Beispielsweise müssen Spinde doppelt belegt werden, Ausrüstung kann nur schlecht verstaut werden, neuerdings sei auch noch das Dach undicht.

Erst Freude, dann Ernüchterung

Vor gut einem Jahr habe sich dann jedoch eine Lösung mit dem Standort am Dorfplatz abgezeichnet. Im Herbst sei dann die "Ernüchterung" gefolgt, weil die Stadt mit Hinweis auf einen angeblichen Widerstand im Dorf zurückruderte. Ähnlich die Entwicklung um einen weiteren Vorschlag am Pfarrhaus, der auch wieder aufgegeben worden war.

Und immer wieder hätten die Verantwortlichen der Feuerwehr nur zögerlich oder gar nicht Auskunft um die Vorgänge erhalten, sodass "bei uns jetzt gänzlich die Luft heraus ist". Ultimativ forderte Schröder vom Bürgermeister, dass in den nächsten acht Wochen eine Bürgerversammlung angesetzt und im Stadtrat ein Entscheid über einen Standort herbeigeführt wird.

Standortsuche erweist sich als schwierig

Bürgermeister Georg Seiffert nahm unmittelbar Stellung zu den Vorwürfen und wies vor allem auf die schwierigen Umstände bei der Standortsuche hin. Der Dorfplatz sei nicht optimal und es gebe kein eindeutiges Stimmungsbild in der Bevölkerung, sodass nach Alternativen gesucht worden sei. Im Herbst des Vorjahres sei der Bereich ums Pfarrheim untersucht, dann aber wieder verworfen worden. Zwischenzeitlich habe er eine ganze Reihe von Grundstücksverhandlungen geführt, die aber ergebnislos geblieben seien.

Er habe sogar im Gemeindeblatt eine Suchanzeige aufgegeben, doch kein Angebot erhalten. "Es gibt genügend Grundstücke, die geeignet sind, aber wir kommen nicht dran", beteuerte das Stadtoberhaupt. Zuletzt sei eine Fläche beim Friedhof als Alternative übrig geblieben, die allerdings auch Nachteile aufweise. Die beiden Vorschläge sollen nun aber bei einer Bürgerversammlung am 4. April vorgestellt werden. Danach soll der Stadtrat eine Entscheidung treffen.

Bürgermeister steht in der Pflicht

Gleichwohl allen Anwesenden anzumerken war, wie sehr sie das Thema bewegt, blieb die anschließende Diskussion weitgehend sachlich. Mehrere Teilnehmer verdeutlichten dem Bürgermeister ihre Position und forderten eine baldige Lösung – wobei sie den Dorfplatz als Favorit handeln, weil er kaum noch zu Festen genutzt werde.

Kreisbrandinspektor Michael Omert versuchte, etwas Wasser ins Feuer zu gießen und wies darauf hin, dass lange Vorlaufzeiten für solche Projekte nicht ungewöhnlich seien und die Stadt nachweislich Anstrengungen unternommen habe, um eine Lösung herbeizuführen.

Bombe platzte bei der Wahl

Die "Bombe" platzte dann bei der Wahl, als Schröder bekanntgab, dass sich mit Absprache aller Feuerwehrmitglieder die komplette Führung nicht mehr zur Wahl stellt. Kommentarlos nahm der Bürgermeister die Nachricht auf, musste nach den Regularien jedoch eine Wahl ansetzen, die er dann jedoch abbrach, weil alle Anwesenden den Regieanweisungen folgten und weder Wahlvorschläge machten noch gültige Stimmzettel abgaben.

Somit bleibt die gesamte Führung noch bis zu drei Monaten im Amt. In dieser Zeit muss eine neue Wahl angesetzt werden. Bleibt sie weiterhin ergebnislos, kann die Stadt Verantwortliche bestimmen. Zu guter Letzt forderte Schröder die Teilnehmer auf, möglichst zahlreich zur Bürgerversammlung zu erscheinen und dort ruhig und sachlich die Haltung der Feuerwehr zu vertreten.

 
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  • G. Z.
    stell Dir vor es brennt und keiner geht hin! Das scheint es in Bischofsheim schon zu geben. Da brennt ein Wohnhaus im benachbarten Wegfurt und aus Unterweißenbrunn geht keiner (mehr ?) hin. Oder wurde die Nachbarwehr erst gar nicht alarmiert? Auch noch die gleiche Gemeinde. Hätte man die nicht gebrauchen können oder gebrauchen müssen? Da hat die Stadt Bischofsheim in und an der Rhön aber gewaltige Probleme. Darüber sollte man mal berichten: Feuerschutz in Unterweißenbrunn? Eine halbe Mio Schaden beim Einfamilienhaus in Wegfurt ist Realität. Da sollte sich der Bürgermeister mal mehr drum kümmern als um seine Ortsstraße am Kreuzberg.
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  • P. v.
    Kann man von Presse-Medien Gesunden Menschenverstand erwarten??Man sollte sachlich neutral ohne eigenprotz berichten!!
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  • S. K.
    Liebe Wehrführung, willkommen in der Realität. Wenn keine Geräte zum Üben vorhanden sind, kann man diese ja nicht einfach von im Einsatzdienst stehenden Fahrzeugen entnehmen. Da ist man nunmal gezwungen, diese evtl im Landkreis zu leihen.
    Dass in der heutigen Zeit auch die Feuerwehr auf bestellte Einsatzkleidung warten muss…ist auch kein Bischofsheimer Problem, sondern betrifft auch große Wehren.
    Bezüglich der Grundstücksfindung wären weitere Infos interessant.
    Einfach auf eine grüne Wiese neu bauen ist neunmal nicht mehr so einfach wie früher. Es werden teilweise Gutachten benötigt, Bauen nach heutigem Standort ist aktuell sehr teuer und die Anforderungen an ein Feuerwehrgerätehaus auch nicht zu vernachlässigen.
    Privatperson möchten gerne bauen u d finden keine Grundstücke, warum sollten nun Grundbesitzer ausgerechnet an die Gemeinde verkaufen?
    Ein Bedarfsgutachten würde Klarheit schaffen und beiden Seiten Klarheit verschaffen, was soll ist muss wenn kann.
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  • I. W.
    In den letzten Jahren war die Feuerwehr mit dem Bürgermeister sehr eng. Jetzt der Bruch, was ist passiert? Dauert die Entscheidung zu lange oder ist für die Einrichtungen kein Geld da. Mit dem Geld könnte auch darin liegen, dass man in den letzten Jahren evtl. zu wenig in diesen Bereichen investiert hat. Ist ein Aufstand die richtige Lösung oder erreicht man damit das Gegenteil. Die Stadt hätte ja auch noch andere Möglichkeiten. Man darf gespannt sein.
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  • R. B.
    Tja, eine Stadt oder Gemeinde glänzt mit einem Kindergarten, Spielplätzen, Schulen und ähnlich öffentlichkeitswirksamen Einrichtungen. Dass eine funktionierende Feuerwehr präsent ist, scheint selbstverständlich. Wer nach einem geeigneten Bauplatz auf dem Land Umschau hält, für den sind die oben genannten Faktoren ein Entscheidungskriterium, keiner macht sich Gedanken darüber, ob eine funktionierende Feuerwehr vor Ort ist, darüber macht sich Niemand Gedanken. Aus eigener Erfahrung weiß ich, in welch traurigen und teilweise unzulässigen Zustand viele dörfliche Feuerwehren sind. Aber damit kann man als Bürgermeister oder Gemeinde/Stadtrat eben nicht glänzen. Dass sich die komplette Riege von Unterweißenbrunn nicht mehr zu Wahl stellt kann ich nur begrüßen, denn jetzt sollen die Damen und Herren der Gemeinde bzw. Stad dafür Sorge tragen, dass im Ernstfall eine Feuerwehr ausrückt.
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  • G. Z.
    Aufstand ist da wohl das falsche Wort. Die sind ja alle sitzen geblieben. Weshalb das Thema nun in der Bürgerversammlung Thema werden soll ist unklar. Das ist doch was für den Stadtrat und den Bürgermeister und nichts für die Bürgerversammlung. Da hat der Bürgermeister seine Hausaufgaben nicht gemacht. Das hört sich verdammt danach an, als ob es wieder "die anderen" waren. Tatsächlich schildert der Bericht ausschließlich Fehler, Versäumnisse und Mißstände der Stadt Bischofsheim. Es weiß ja ein jeder: wenn man will geht alles. Aber wenn man nicht will waren es die anderen?
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  • A. B.
    Zitat aus dem Artikel: "......... weil alle Anwesenden den Regieanweisungen folgten und weder Wahlvorschläge machten noch gültige Stimmzettel abgaben." Da lehnt sich der Verfasser des Artikels aber weit aus dem Fenster, weil er damit suggeriert, dass es solche "Regieanweisungen" gegeben hat.
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