Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Regelmäßigkeit gibt
Sicherheit. Wenn sich etwas ständig wiederholt, redet sich der menschliche Geist gerne ein, dass das schon in Ordnung ist. Man gewöhnt sich sogar an Dinge, die einem nicht passen.
Zum Beispiel an den Anblick des Wasserdampfs, der jahrzehntelang aus den Kühltürmen des Kernkraftwerks bei Grafenrheinfeld quoll. Jetzt ist Schluss damit. Ich bin mir ganz sicher, anfangs wird es vielen, die an der Autobahn daran vorbeibrummen, genauso gehen wie mir. Man wird den gewohnten Wasserdampf im ersten Moment vermissen, bevor einem vielleicht dann doch wieder einfällt, dass das eigentlich ein gutes Zeichen dafür ist, dass wenigstens ein Teil der Menschheit diese gefährliche Art der Energieerzeugung hinter sich lässt.
Wobei die Gefahr natürlich bleibt. Das hätten damals schon die Politiker wissen müssen, die so vehement auf die Atomkraft setzten. Die sogar davon träumten, es werde Traktoren geben, die statt mit Diesel mit der Energie eines kleinen Reaktors an Bord auf den Acker fahren und hurtig die Krume umbrechen.
Haben die damals in der Schule denn alle in Physik nicht aufgepasst? Hätten sie dass, dann hätten sie zum Beispiel gewusst, dass Uran 238 rund 4,5 Milliarden Jahre braucht, bis es die Hälfte seiner Radioaktivität verliert, bei Uran 235 sind es immerhin noch 704 Millionen Jahre. Und dass Atommüll übrig bleiben würde war klar.
Welches atomare Endlager kann so konzipiert sein, dass es Hunderttausende, gar Millionen von Jahren besteht. Seit rund zwei Millionen Jahren gibt es den Menschen und seine vormenschlichen Vorfahren auf der Erde. Das ist so grob der Zeitraum für den ein Endlager gebraucht wird. Kein Wunder, dass sich keines findet. Aber wir haben ja noch die Zwischenlager an den Kernkraftwerken, auch an den abgeschalteten. Da kann der Atommüll ja noch ne ganze Weile liegen bleiben. So ein paar Tausende von Generationen vielleicht?
So geht das halt, wenn man die Dinge nicht zu Ende denkt und Mahner als ewig Gestrige abtut.