Liebe Leserin, lieber Leser.
„Der du die Zeit in Händen hast, Herr, nimm auch dieses Jahres Last und wandle sie in Segen.“ So beginnt, das „Neujahrslied“ von Jochen Klepper, 1938 geschrieben und aus evangelischen Gottesdiensten zur Jahreswende nicht wegzudenken. Jochen Klepper wusste genau, was Last ist, als Schriftsteller mit Berufsverbot und Ehemann einer jüdischen Frau in dieser Zeit. Und viel Hoffnung auf Änderung konnte er damals eigentlich nicht haben…
Auch das Jahr 2016 hatte eine Menge Last, im großen Weltgeschehen zuerst, aber auch vor Ort in unserem Land und sicher auch in manchem kleinen Leben. Ob 2017 besser wird? Ich wünsche es mir…
Wie wandelt sich denn Last in Segen? Geht das überhaupt? Mit einem Fingerschnipsen sicher nicht.
Darum heißt es ja auch „wandeln“. „Wandeln“ braucht Zeit. In unserem kleinen Leben haben wir oft die Erfahrung gemacht, dass Schweres sich mit den Jahren auch in etwas verwandeln kann, das weiter trägt. Aber in der großen Welt? Wie soll sich ein Krieg in Segen wandeln? Wie religiöser Wahn? Wie Hunger?
An der Schwelle zum Jahr 2017 begegnet uns die Jahreslosung aus dem Buch des Propheten Hesekiel: „Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“ Keine leichte Aufgabe, bestand doch Gottes Volk damals, so Hesekiel, aus Leuten „mit trotzigem Gesicht und hartem Herzen“.
Dennoch wagt sich Gott an seine Menschen heran – und traut ihnen zu, dass sie sich wandeln. Anders geht es ja auch nicht. Wenn Gott uns nicht verwandelt und wir uns nicht verwandeln lassen – was soll werden aus dieser Welt?
„Neujahrslied“ hat Jochen Klepper seine Worte genannt. Nicht „Abgesang“. Da steckt Zukunft drin und Hoffnung, Mut und Gottvertrauen. Und viel neues Herz. Ein gesegnetes neues Jahr wünscht
Tina Mertten Pfarrerin in Bad Königshofen Foto: Evangelisches Pfarramt