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Aufgeschlossen: Der große Fußball ist ethisch fragwürdig geworden
Redaktion
 |  aktualisiert: 03.07.2014 12:27 Uhr

Liebe Leserin, lieber Leser – für Fußball sein oder nicht sein, das ist derzeit die Frage. Sie wird uns von der Fußball-Industrie so vorgelegt, ist aber in Wirklichkeit viel differenzierter zu betrachten.

Es steht völlig außer Frage, dass der Fußball-Sport etwas Gutes und Richtiges und Hilfreiches, Völker-verbindendes und Ertüchtigendes ist, … wenn er auf dem Bolzplatz hinter dem Haus oder auf dem Sportplatz im Dorf stattfindet. Mädchen wie Jungen wären ärmer, gäbe es den Fußball mit großen und kleinen Bällen, mit Bierdosen und Kieselsteinen nicht mehr.

Aber das, was da als sogenannte Weltmeisterschaft stattfindet hat doch sehr viele andere Gesichter, die gern von den Geldmachern aus-geblendet, verharmlost, verleugnet oder verniedlicht werden. Und nur zu gern in Werbe-Bildern einzuordnen versucht werden in den Fußball hinterm Haus. Ist es aber nicht.

Der „große“ Fußball ist ethisch fragwürdig geworden, die Geldmacherei auf Kosten der kleinen Leute verwerflich, die Ignoranz in einem Land wie Brasilien himmelschreiend und die Verlogenheit von angeblichem Fair-Play kaum zu ertragen.

Und das finde ich das Bedauerliche: Dass davon nicht in gleicher Weise und Wucht berichtet wird, wie mit der Reklame für den Weltfußball.

Ja, das würde die FIFA sicher nicht wollen. Die verdient an den Übertragungsrechten und will hohe Einschaltquote. Ja, das wollen die Fans angeblich nicht hören.

STOPP! Ich bin Fußball-Fan und will die verlogene und aufgeblähte Werbung nicht sehen.

Mir blutet das Herz und ich weiß, dass es vielen anderen auch so geht, weil wir aus dem Zwiespalt nicht rauskommen. Und genau das ist das Schlimme, dass das ausgenutzt wird. Wenn ich die Spiele anschaue beteilige ich mich an der Einschaltquote und stütze das System, in dem Geld vor Menschen kommt, in dem Betrug vor Ehrlichkeit kommt, in dem Mauscheleien über die Wahrhaftigkeit siegt …

Also sitze ich heimlich vor dem Fernseher mit schlechtem Gewissen. Kann es das aber sein? Sicher nicht. Ich suche Mitstreiter, die einem Steuerbetrug in der Fußballwelt als solchen auch bezeichnen und nicht stehend applaudieren. Ich suche Gleichgesinnte, die sich für den Fußball aber genauso für die Armen vor dem Stadion einsetzen. Ich suche Menschen, denen es um ein schönes Spiel und nicht ums Gewinnen um jeden Preis geht. Macht bitte mit mir den Mund auf. Unser Fußball ist es wert!

Joachim Pennig, Evangelischer Pfarrer in Münnerstadt

 
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