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Ginolfs
Auf der Weide oberhalb von Ginolfs die Sonne genießen
Nadine und Klaus Manger aus Ginolfs halten Gelbvieh auf den Wiesen oberhalb ihres Heimatortes.
Foto: Marion Eckert | Nadine und Klaus Manger aus Ginolfs halten Gelbvieh auf den Wiesen oberhalb ihres Heimatortes.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 28.06.2020 02:10 Uhr

Quälerei in Massentierhaltung und Massenschlachterei. Ist das der Preis für Billigfleisch? Und nun noch Corona. Verschiedene Medien haben in den letzten Wochen Umfragen gestartet, ob Fleisch in Deutschland zu billig ist. Sind die Verbraucher bereit, einen höheren Preis für Tierwohl, artgerechte Haltung und Schlachtung und regionale Produkte zu zahlen? Dass Tierhaltung auch anders funktioniert, als in großen Massenbetrieben mit Fließbandschlachtung, das zeigen Klaus und Nadine Manger aus Ginolfs.

Idyllisch gelegen ist der Leitenberg oberhalb des Ortes. Die Kühe der Familie Manger genießen hier ihre Sommerfrische. Seit Ende Mai sind 20 Mutterkühe und ihre Kälber auf der Weide. Klaus und Nadine Manger freuen sich Tag für Tag, wenn sie ihre gesunden Tiere sehen. Für die Kälbchen war es ein Abenteuer, auf die Weide zu kommen. Sie wurden in den Wintermonaten und zeitigem Frühjahr im Stall geboren. "Für sie war es der erste Regen", freuten sich die Mangers mit den Tieren über die neuen Erfahrungen, die sie auf der Weide machen konnten.  

Durch die Weidehaltung robust und vital

Wer genau hinschaut nimmt wahr, dass an einer Kuh zwei Kälbchen gleichzeitig säugen. "Manche Kühe lassen auch andere Kälber ran", erklärt Nadine Manger. Diese Kälbchen, die bei ihrer eigenen Mutter und einer anderen Kuh trinken, werden besonders stattlich. Die doppelte Zufuhr an Nährstoffen macht sich im Wachstum schnell bemerkbar. "Eine Ammenkuh zu haben, ist ein Glücksfall, sollte es bei einer Geburt doch einmal zu Problemen kommen." Doch die Manger'schen Kühe sind aufgrund der Weidehaltung robust und vital.

Aber nicht nur die Weidehaltung macht den Unterschied, sondern auch die Rasse. Mangers halten Gelbvieh. Das ist eine alte Hausrindrasse, die in früherer Zeit in der Rhön aufgrund ihrer Doppel- und Dreifachnutzung beliebt war. Mit dem gelben Frankenvieh konnte auf dem Feld gearbeitet werden, es wurde vor den Wagen gespannt, war aber zugleich auch Milch- und Fleischlieferant. "Das Gelbvieh ist das Rhönschaf unter den Rindern. Eine alte Rasse. Es ist kleiner und hat weniger Leistung. Das geringere Gewicht ist für die Weidehaltung ideal", fasst Klaus Manger zusammen.

Die Herde möglichst naturnah halten

Doch die Leistung, ob nun Milch oder Fleisch, ist für Mangers nicht ausschlaggebend. Sie wollen die alte Rasse erhalten und zugleich eine robuste und gesunde Herde möglichst naturnah halten, um ihren landwirtschaftlichen Betrieb auf breiter Basis zu betreiben. Angeführt wird die Herde von der Leitkuh beziehungsweise den beiden Leitkühen Elisa und Becky. Der sechsjährige Bulle Bommel hat in Sachen Führung nichts zu sagen. Er ist fürs Decken zuständig. "Bommel umwirbt seine Damen regelrecht", staunt Nadine Manger über die Werbungsaktivitäten von Bommel. "Er ist ein ganz lieber. Wir können ihn bedenkenlos in der Herde halten." Derzeit sind die meisten Kühe schon wieder trächtig, so dass Bommel ein ruhiges und entspanntes Leben unter seinen Damen führen kann.

Die Weide am Leitenberg umfasst gut 20 Hektar mit einem sehr abwechslungsreichen Gelände. Freiland wechselt mit Wald und Büschen ab. Eine naturnahe Quelle speist die Tränke. Unterstand finden die Tiere im Wald und unter den Hecken. Die Kälbchen trinken bei ihren Müttern bis in den Herbst hinein. Doch nicht ausschließlich. Je älter sie werden, desto mehr Gras fressen sie. Fürs Trockenstellen sind die Kühe selbst zuständig. Irgendwann im Laufe des Herbstes lassen sie ihren Nachwuchs nicht mehr ran. Sollten sie nach dem Weideabtrieb Mitte Oktober noch immer trinken wollen, kommen die Kälber in einen separaten Stall, dann dauert es ein paar Tage bis sie sich dran gewöhnt haben. Für die Kühe ist es wichtig, über den Winter trocken zu stehen, damit sie ihre Energie für das neue Kälbchen zur Verfügung stellen können, die dann in der Regel zwischen Dezember und Februar geboren werden.

Möglichst kurze Transportwege für die Tiere

Auch wenn die Kälbchen noch so goldig sind. Mangers züchten das Gelbvieh nicht als Streicheltiere. Der Nachwuchs wird geschlachtet und das Fleisch über heimische Metzgereien und Direktvermarktung vom Hof aus vermarktet. Doch nicht nur bei der Aufzucht, sondern auch beim Schlachten achten Mangers auf das Tierwohl und möglichst kurze Transportwege. Der Bio-Rhönbauer Joachim Schmidt hat in Oberweißenbrunn ein modernes Schlachthaus. "Wir haben eine Fahrtzeit von zehn Minuten", sagt Klaus Manger, der jedes Tier selbst begleitet. "Es entspricht nicht unserer Philosophie, die Tiere gesund und naturnah aufzuziehen und sie dann zum Schlachten an einen großen Fabrikanten zu verkaufen."

Eine Kuh darf bei Mangers viele schöne Jahre auf der Weide verbringen. Wer es nicht mehr auf die Weide schafft und auch keinen Nachwuchs mehr bekommen kann, wie die 18-jährige Mutterkuh, bekommt auf dem Hof ihr Gnadenbrot.

2004 stellten Mangers von Fleckvieh auf Gelbvieh um. Nach und nach wurde die eigene Gelbvieh-Nachzucht in die Herde aufgenommen. Damals war Klaus Vater Gerd Manger noch in der Verantwortung. Nadine und Klaus Manger haben den Hof 2012 übernommen. Sie betreiben den Hof im Nebenerwerb. Im Hauptberuf ist Klaus Manger Metzger, Nadine Manger arbeitet als Fleischereifachverkäuferin.

Berühungsängste haben die Mangerschen Kühe keine. Sie kommen neugierig herbei um zu schauen, wer denn da auf der Weide zu Besuch gekommen ist.
Foto: Marion Eckert | Berühungsängste haben die Mangerschen Kühe keine. Sie kommen neugierig herbei um zu schauen, wer denn da auf der Weide zu Besuch gekommen ist.
 
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