Wetter ist bekanntlich immer und überall. Nach mehreren Mai-Sommertagen sind wir nun witterungsmäßig wieder im Frühling gelandet. Viele Menschen fragen sich jetzt, wie das Wetter im Juni wird.
Seinen Namen hat dieser Monat von den alten Römern bekommen, war als „Iunius“ im altrömischen Kalender der Göttin Juno gewidmet, der Beschützerin des Lichts und des Ehebündnisses. Unsere Vorfahren nannten den sechsten Jahresmonat „Brachet“ oder „Brachmond“, da in der Dreifelderwirtschaft des Mittelalters zu jener Zeit die Bearbeitung der Brache begann. Auch „Johannismond“, „Rosenmonat“ sowie „Sommermonat“ sind Bezeichnungen für den Monat, ist doch am 1. Juni der meteorologische Som-merbeginn und dann am 21. Juni kalendarischer Sommeranfang.
Juni-Wettersprüche und Weisheiten
Der Wunsch, das Wetter vorherzusagen, ist seit Generationen ungebrochen und die Methoden der Voraussage sind vielfältig. Noch ohne Nutzung moderner Technik entwickelte früher vor allem die bäuerliche Bevölkerung über Jahrhunderte hinweg anhand ihrer Beobachtungen des Wettergeschehens und der Natur dazu Merkregeln. Diese alten Wetterweisheiten und Witterungserfahrungen sind als so genannte „Bauernregel“ bekannt.
Landwirte und Gärtner wünschen sich das Wetter im Juni warm und feucht, denn nach den jahrhundertealten Witterungserfahrungen ist damit eine gute Ernte gewiss: „Auf den Juni kommt es an, ob die Ernte soll bestan.“ Weitere alte Bauernregeln lauten: „Ist der Juni warm und naß, haben Bauer und Gärtner Spaß“, „Im Juni ein Gewitterschauer macht das Herz gar froh dem Bauer“, „Juni feucht und warm macht den Bauer nicht arm“, aber: „Bleibt der Juni kühl, wird`s dem Bauern schwül“ sowie „Reif in der Juninacht dem Bauern Sorgen macht.“ Allgemein hieß es: „Der Juni muß den Ausschlag geben für den künft’gen Erntesegen“. Und wohl auch nicht von ungefähr sagt der Volksmund: „Menschen und Juniwind ändern sich oft recht geschwind.“
Woher kommt der Name "Schafskälte"?
In der ersten Junihälfte müssen besonders die Landwirte und Gärtner mit dem Wetterphänomen der „Schafskälte“ rechnen. Häufig gibt es zwischen dem 4. und 20. Juni noch einen merklichen Temperaturrückgang, wenn nämlich Tiefdruckgebiete über Nord- und Osteuropa gelegene kühle Luftmassen arktischen Ursprungs nach Mitteleuropa lenken. Dabei sind durchaus wenig sommerliche Tagestemperaturen von stellenweise nur 13 bis 19 Grad Celsius an der Tagesordnung und windiges sowie kühles Schauerwetter kann die Szenerie bestimmen. Diese Wetterlage hat ihren Namen daher bekommen, dass frisch geschorenen Schafe ohne ihr dickes Wollkleid „frieren". Angesichts der kühlen Witterung an diesen letzten Maitagen scheint es, dass sich wohl infolge des aktuellen Klimawandels die „Schafskälte“ schon zwei Wochen eher eingestellt hat. Oder handelt es sich etwa um die verspäteten „Eisheiligen“?
Was es mit dem Siebenschläfertag auf sich hat
Besonders beliebt waren in früheren Jahrhunderten die Lostagsregeln, die sich auf be-stimmte Namenstage von katholischen Kirchenheiligen bezogen, an denen angeblich das „Los“, also das künftige Wetterschicksal bestimmt würde. So soll für den 8. Juni, den Tag des Heiligen Medardus, gelten: „Macht Medardus feucht und naß, regnets tagelang weiter ohne Unterlaß“. Für den 13. Juni, den Sankt-Antonius-Tag, soll gelten „Wenn Sankt Anton gut Wetter lacht, St. Peter (29. Juni) viel in Wasser macht.“
Wenn es jedoch um Regen geht, sollte man die Wünsche zurückstellen: „Vor Johannis (24. Juni) bet` um Regen, nachher kommt er ungelegen“. Und das Ende Juni vorherrschende Wetter soll für die folgenden sieben Wochen ausschlaggebend sein. Abergläubische Zeitgenossen blicken am 27. Juni, dem so genannten „Siebenschläfertag“, ängstlich zum Himmel auf: Regnet es an diesem Tag, soll es angeblich sieben Wochen lang kein passables Sommerwetter geben, aber: „Scheint am Siebenschläfertag die Sonne, hat der Landmann seine Wonne.“
Das sagt der Hundertjähriger Kalender
Im Mittelalter setzten sich aber nicht nur Bauern, Hirten und Schiffsleute mit dem Wetter auseinander, sondern auch Schriftgelehrte. Vor allem Mönche hielten ihre Beobachtungen zu Regen, Wind und Wolken auf Papier fest. Schenkt man zum Beispiel dem so genannten „Hundertjährigen Kalender“ des Abtes Mauritius Knauer (1613 - 1664) vom einstigen Kloster Langheim bei Lichtenfels Glauben, soll der diesjährige Juni mit einem schönen Tag beginnen, es vom 2. bis 6. Juni Regenschauer geben, am 7. Juni schön warm sein, vom 8. bis 14. Juni wechselhafte Witterung herrschen, dann vom 15. bis 20. Juni vorwiegend regnerisches Wetter geben, am 21. und 22. Juni sommerlich warm sein und es danach ab dem 23. Juni bis zum Monatsende wieder feuchte Tage geben.
Schauen wir einmal, welche Trefferquote die alten Wetterprognosen Mal haben werden - und das nicht zuletzt auch angesichts der sich im Lauf der letzten Jahrzehnte durch die menschengemachte Erderwärmung vollziehende Klimaveränderung mit all ihren Wetter-kapriolen und -extremen. Lassen wir uns also einfach vom diesjährigen Juniwetter über-raschen, am Monatsende werden wir wieder schlauer sein.
Nichts über Schafskälte, Siebenschläfertag und alte Bauernregeln schrieb der humoristische Dichter Wilhelm Busch (1832 - 1908) in einem Jahreszeiten-Gedicht über den Juni (Auszug):
„Mir gefällt am besten
das, was der Sommer bringt,
wenn auf belaubten Ästen
die Schar der Vöglein singt.
Wenn Rosen, zahm und wilde,
in vollster Blüte stehn,
wenn über Lustgebilde
Zephire kosend wehn.
Und wollt' mich Einer fragen,
wann's mir im Sommer dann
besonders tät behagen,
den Juni gäb ich an.“