Für die vielen Freunde und Besucher der donnerstäglichen Marktplatzkonzerte im Sommer ist diese Nachricht eine traurige: Die Konzertreihe, die an lauen Sommerabenden immer wieder tausende Besucher in die Altstadt zog, kann aus Coronagründen auch in diesem Jahr nicht stattfinden. Einen mit Menschenmengen überfüllten Marktplatz will und kann die Stadt in den Sommermonaten nicht verantworten. Deshalb verlegt die städtische Kulturarbeit die Konzertreihe ins nächste Jahr. In der Hoffnung, dass bis dahin alles besser wird.
Konzertreihe zum zweiten Mal komplett abgesagt
"Wir können uns einen Marktplatzsommer in gewohnter Weise jetzt noch nicht erlauben", sagte Bürgermeister Michael Werner in einem Pressegespräch im Rathaus. "Solche Menschenmengen, die bestimmt zu den Konzerten kommen würden, lassen sich in diesem Sommer einfach nicht bewältigen", so Werner. Die Absage der Donnerstagskonzerte sei deshalb die logische Konsequenz, auch wenn es den Verantwortlichen im Rathaus sichtlich schwerfällt, zum zweiten Mal nach 2020 die Veranstaltungsreihe in Folge der Coronapandemie komplett abzusagen.
Über einen Marktplatzsommer mit Hygienekonzept, Besucherlenkung, Abständen, Tests, Masken etc. wurde zwar seitens der Stadt nachgedacht, funktionieren könnten solche Donnerstagskonzerte aber nicht wirklich. Zumindest nicht in gewohnter Art und Weise. Eine Begrenzung der Publikumszahlen auf einen kleineren Besucherkreis sei nicht vermittelbar, gab Geschäftsleiter Christoph Neubauer zu bedenken. "Wir würden Besucher, die nicht in die Altstadt rein dürften, ja vor den Kopf stoßen", sagte Michael Werner. "Unter Umständen würden sich die Menschen in den Seitenstraßen ansammeln, und das können wir in diesem Jahr nicht verantworten", so der Bürgermeister.
Für den Leiter der städtischen Kulturarbeit, Dr. Kai Uwe Tapken, bleibt so nur die Verlegung auf das kommende Jahr. "Die Bands haben Verständnis für die Absage", bestätigt Tapken, "wenn auch mit großem Bedauern". Eine Übertragung des Programms auf das kommende Jahr ist indes gar nicht so einfach: Die Bands stehen für einen Auftritt auf dem Bad Neustädter Markplatz nämlich Schlange, die Nachfrage nach einem Auftritt ist groß. Auch die Bands, die 2020 hätten spielen sollen, warten noch auf einen sonnigen Donnerstagabend auf dem Marktplatz.
Harter Schlag für die Gastronomie
Die Marktplatzkonzerte mit teils mehreren tausend Besuchern waren in den letzten Jahren ein gesellschaftliches Ereignis in der Stadt. Mit Freunden treffen, einen lauen Sommerabend genießen, Musik hören und einfach mal entspannen. Das Konzept Donnerstagskonzerte funktioniert seit 2001, als der damalige Leiter der Volkshochschule, Dr. Hans-Christoph Baigger die ersten Konzerte veranstaltete. Die Musik spielt heute in Anbetracht tausender Gäste meist nur noch eine ergänzende Rolle, das gesellige Miteinander steht eindeutig im Vordergrund. Sehr zur Freude auch der lokalen Gastronomie, die sich stets auf stattliche Umsätze verlassen konnte. Auch sie geht in diesem Sommer leer aus.
Michael Weiß, früherer geschäftsleitender Beamte der Stadt, Marktplatzanwohner und bekennender Fan der Marktplatzkonzerte, äußerte sein Bedauern über die Absage. "Mir persönlich haben die Donnerstagsabende immer sehr gutgetan", so Weiß. "In den letzten Jahren hat sich der Marktplatzsommer zu einem gesellschaftlichen Ereignis mit überregionalem Charakter entwickelt." Kulturreferentin Anne Zeisner äußerte sich gegenüber dieser Zeitung enttäuscht über die komplette Absage der Konzertreihe. Für den kulturellen Konzertteil hätte man vielleicht eine andere Auftrittsmöglichkeit erarbeiten können, so die Kulturreferentin. An einem anderen Ort, im kleineren Rahmen, mit machbarem Hygienekonzept. "Was mich stört, ist die Alternativlosigkeit solch vollständiger Absagen", sagte Zeisner.
Bleibt zu hoffen, dass die Menschen im kommenden Jahr wieder zu den Konzerten strömen dürfen. "Wenn wir im nächsten Jahr rufen, kommen die Besucher bestimmt wieder", zeigt sich Christoph Neubauer überzeugt.