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Salz
Auch hier muss das Runde ins Eckige
Tischfußball ist in Deutschland immer noch ein Exot. Marcus Schulz und Stefan Weigand wollen das ändern.Bundesligaspieler Jens Uhlemann zeigt, was alles geht.
Auch im Doppel macht Tischfußball viel Spaß (von links): Stefan Weigand, Fynn Drees, Katja Mattausch und Marcus Schulz.
Foto: Björn Hein | Auch im Doppel macht Tischfußball viel Spaß (von links): Stefan Weigand, Fynn Drees, Katja Mattausch und Marcus Schulz.
Björn Hein
 |  aktualisiert: 16.06.2019 02:10 Uhr

Es ist Montagabend, kurz nach 18.30 Uhr im Sälzer Sportheim. Marcus Schulz und Stefan Weigand stehen sich gegenüber, beide sind über einen Kickertisch gebeugt. Marcus legt den Ball in die Spielhälfte von Stefan, auf die Frage "Fertig?" bejaht Marcus kurz. Stefan tippt die kleine Kugel mit seinen Kickern dreimal an, dann geht es los. Taktisch versucht er, den kleinen Ball nach vorne zu bugsieren, von Reihe zu Reihe wird er vorsichtig bewegt. Dann ein rascher Schuss – doch Marcus' Keeper hat den Ball pariert. Jetzt versucht er, die Kontrolle zu gewinnen und spielt den Ball seinerseits nach vorne. Eine gekonnte Drehung aus dem Handgelenk, ein schneller Schuss und Tor! Gelöstes Lachen und weiter geht es.

Marcus Schulz und Stefan Weigand sind Abteilungsleiter der neu gegründeten Abteilung "Tischfussball" bei der DJK Salz. Die eigenen Ansprüche sind dabei hoch. "Im professionellen Bereich gibt es einen Anstoß, die Löcher an der Seite werden von uns nicht genutzt", erläutert Marcus Schulz. Und noch eine Sache ist verboten: nämlich das bei Amateuren so beliebte "Trillern". Die Figuren dürfen vor und nach dem Ballkontakt um nicht mehr als 360 Grad gedreht werden, so steht es im Regelwerk. Dennoch wirkt es bei beiden unheimlich kraftvoll, wenn sie auf das gegnerische Tor schießen. Kontrolle ist dabei sehr wichtig. Nicht nur beim Spiel, sondern auch bei den eigenen Emotionen.

Auf dem Spielfeld wird um jeden einzelnen Punkt gekämpft.
Foto: Björn Hein | Auf dem Spielfeld wird um jeden einzelnen Punkt gekämpft.

Marcus Schulz ist vor knapp zwei Jahren zu diesem Sport gekommen und hat dabei Feuer gefangen. Doch nicht nur privat, auch in seinem Beruf ist der Tischfußball nicht mehr wegzudenken. Als Professor für Marketing und Vertrieb an der FH Würzburg-Schweinfurt arbeitet er eng mit Firmen zusammen und ihm ist es ein Anliegen, hier praktische Dinge zu vermitteln. So haben seine Studenten bereits erforscht, wie man einen Kickertisch am besten konstruiert, damit er nicht nur stabil, sondern gleichzeitig transportabel ist. Andererseits kann man beim Spielen aber auch erkennen, wie die Rollenverteilung in einem Team ist. Der Sport zeigt zudem, ob man frustrationstolerant ist und vieles mehr. Seit mittlerweile 17 Jahren spielt der 2. Abteilungsleiter, Stefan Weigand, Tischfussball. Er ist ebenso vom Kickervirus infiziert wie Marcus Schulz.

Neue Sportarten sind immer willkommen

Der DJK Salz ist mit den beiden ein echter Glücksgriff gelungen. Denn es sei immer wichtig, auch neue Sportarten einzuführen, um sich breit aufzustellen, betont Vorsitzender Heiko Müller: "Marcus und Stefan haben mich angesprochen, ob wir nicht eine Tischfußballabteilung gründen wollen. Ich habe gleich die Euphorie der beiden erkannt und so haben wir beschlossen, dass wir das einfach einmal ausprobieren." Mit der Resonanz, die dieser Schritt auslöste, war er sehr zufrieden. Viele kamen bereits zu den Übungsabenden, um diesen doch etwas anderen Sport auszuprobieren.

Die Pläne von Marcus Schulz und Stefan Weigand sind sehr ambitioniert: "Wir würden gern im Ligabetrieb spielen", sagen beide. Die Hersteller der Kickertische kennt Schulz bereits durch die Zusammenarbeit an der FH. Die Firma Leonhart hat für den Proberaum bereits zwei Profi-Fußballtische gesponsert, bei Kosten für ein Exemplar von mindestens 1400 Euro.

Schnell zu erlernen, schwer zu meistern

Und ein solcher Tisch hat es im wahrsten Sinne des Wortes in sich: zur Stabilität sind seine Beine mit Beton verstärkt und er bringt 120 Kilogramm auf die Waage. Selbst Anfänger könnte das Spiel schnell erlernen. Doch um es meisterlich zu beherrschen, braucht es viele Jahre.

"Was uns noch fehlt sind professionelle Trainer. Wenn hier einer Lust und Erfahrung hat ist er bei uns jederzeit willkommen", so Weigand. Mitspielen kann in Salz jeder, sowohl Männer als auch Frauen sind gerne gesehen. Der jüngste Spieler ist derzeit 18 Jahre alt, der älteste 59. Beim Übungsabend zeigt sich, wie konzentriert alle bei der Sache sind. Und das ist auch nötig, denn mit einfachem "Gebolze" kommt man schon als Anfänger nicht weit.

"Ich finde, dass Tischfußball wie eine Kombination aus Tischtennis und Schach ist. Denn auch Taktieren und Psychologie gehören dazu, wenn man sich von Stange zu Stange nach vorne spielt“, beschreibt Schulz diesen Sport. Und Stefan Weigand hat auch Unterschiede beim Spiel von Frauen und Männern ausgemacht: "Frauen haben oft mehr Ausdauer und spielen überlegter, Männer wollen am Anfang eher nur bolzen."

Konzentration und Nervenstärke sind wichtig

Am Nebentisch spielen gerade Katja Mattausch aus Salz und Fynn Drees aus Bad Neustadt gegeneinander. "Mich reizt am Tischfußball besonders die Herausforderung, den Ball zu beherrschen", sagt Mattausch. Auch wenn sie derzeit die einzige Frau ist, die mitspielt: sie will auf jeden Fall weitermachen.

"Ich finde es faszinierend, dass man beim Tischfußball Sport und Freizeit kombinieren kann", findet Fynn Drees. Auch für ihn ist darüber hinaus die Gemeinschaft ein wichtiges Element. Die Atmosphäre empfindet er als sehr angenehm. "Die Lernkurve ist schon hoch, es ist spannend zu sehen, wie sich die eigenen Fähigkeiten hier entwickeln", findet er.

Bundesligaspieler Jens Uhlemann hat sicherlich noch den ein oder anderen Trick auf Lager.
Foto: Jan Weckelmann | Bundesligaspieler Jens Uhlemann hat sicherlich noch den ein oder anderen Trick auf Lager.

Die beiden Abteilungsleiter haben sich noch etwas ganz besonderes einfallen lassen. Am Montag, 17. Juni, kommt um 18.30 Uhr Jens Uhlemann ins Sportheim nach Salz. Er ist Bundesligaspieler im Tischfußball. Natürlich sind auch bei diesem Termin Gäste jederzeit willkommen. Training ist übrigens immer montags um 18.30 Uhr. "Jeder, der mal hineinschnuppern will, kann gerne kommen", so Marcus Schulz.

Nach dem Training kommt das Gemeinschaftserlebnis natürlich nicht zu kurz: Marcus Schulz hat schon einmal den Grill angeworfen. Denn auch der ganz normale Austausch über alltägliche Dinge gehört beim Tischfußball in Salz einfach mit dazu.

Die Trainingsabende sind immer gut besucht.
Foto: Marcus Schulz | Die Trainingsabende sind immer gut besucht.
 
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