Diesen Prozess haben Klaus Schwertfeger und seine Mitarbeiter schon hinter sich. Ihr Ziel war unter anderem, Möglichkeiten zu finden, wie die Kläranlage am Palmsberg und das Kanalnetz in Bad Neustadt weiter entlastet werden können. Als Ergebnis ihrer Überlegungen entstanden Pläne für 20 Drosselbauwerke und als Herzstück ein Entlastungsbauwerk an der ehemaligen Kläranlage, das bereits im Bau ist (wir berichteten).
Aufgabe der 20 Bauwerke ist es, bei stärkeren Niederschlägen, nur das erste ankommende Mischwasser der Kläranlage zuzuführen. Denn nur die erste Regenflut ist durch einen höheren Schmutzanteil belastet. Was später durch die Kanäle fließt, sei weitgehend sauber und wird zum größten Teil direkt dem "Vorfluter", sprich Saale oder Brend, zugeführt.
Das geschieht mittels Sonden, die in den maximal sieben mal drei Meter großen Bauwerken das ankommende Wasser messen und ab einer gewissen Menge eine Drossel betätigen, die die Zufuhr zur Kläranlage regelt. Das überschüssige (saubere) Wasser muss nicht gereinigt werden.
Die Kläranlage benötigt nämlich gar nicht so viel Wasser. Im Gegenteil. Durch das viele Regenwasser wird das Abwasser dermaßen verdünnt, dass die Bakterienkulturen nicht mehr genug zu "fressen" haben, erklärt Schwertfeger. Eine geschwächte "Biologie" lässt aber die Reinigungsleistung sinken. Das wiederum kann sich auf die Abwasserabgabe auswirken, die der Verband für die Einleitung in ein Gewässer entrichten muss - je geringer die Belastung, desto geringer die Abgabe. "Unser gereinigtes Abwasser ist sauberer als die Saale", hebt Schwertfeger hervor. Nichtsdestotrotz sind die Betreiber daran interessiert, die Anlage weiter zu optimieren. Die Bauwerke haben außer einer verbesserten Reinigungsleistung zudem den Effekt eines geringeren Energieverbrauchs in der Kläranlage.
Beim größten Bauwerk am Rande des Gewerbegebiets in der Saalestraße, wo die Abwässer aus den meisten Teilen der Stadt zusammenfließen, ist zudem eine Vorrichtung angebracht, die verhindern soll, dass Hochwasser aus den Saalewiesen in die Kanäle zurückdrückt und Keller überschwemmt. Um welche Dimension es sich dabei handelt, unterstreicht die Zahl von bis zu sechs Kubikmetern pro Sekunde, die der Saale zugeführt werden.
Umstritten war allerdings der Standort am Rande des Naturschutzgebiets und im erweiterten Einzugsbereich der Heilquellen, räumt Schwertfeger ein. Doch aus wirtschaftlichen und hydraulischen Gründen sei den Planern keine andere Wahl geblieben. Nach Änderungen an den Entwürfen hätten Wasserwirtschaftsamt und Untere Naturschutzbehörde schließlich ihr Einverständnis erklärt.