„Daumen hoch für die hier gelebte Ökumene“, sagte ein sichtlich begeisterter Heinrich Bedford-Strohm beim Empfang im evangelischen Gemeindehaus Bad Königshofen am Donnerstagnachmittag. Es war die letzte Station seiner Visite durch das evangelische Dekanat Bad Neustadt. Mit dem evangelischen Landesbischof waren Dekan Matthias Büttner und Pfarrer Andreas Werner aus Mellrichstadt, der Beauftragter für Ökumene des Kirchenkreises Ansbach-Würzburg ist, gekommen. Gerade mal eine Stunde Zeit hatte Bedford-Strohm, weil er um 16.30 Uhr schon wieder in München sein musste. „Ich danke Dir, lieber Gott, für diese Stunde hier in Bad Königshofen und die Tage im Dekanat Bad Neustadt“, rief er nach einer kurzen Andacht in der evangelischen Kirche aus.
Für das Pfarrerehepaar Tina und Lutz Mertten war der Besuch des höchsten Vertreters der evangelischen Kirche ein herausragendes Ereignis. „Wann kommt schon einmal ein Landesbischof, der gleichzeitig Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschlands ist, zu uns?“ Das Thema der Visitation war Ökumene. Deshalb stellten sich die Mennoniten, die Pfarreiengemeinschaft Grabfeldbrücke, die „christlichen Flüchtlinge“ sowie die evangelische Kirchengemeinde Bad Königshofen vor. „Schön, dass wir für dieses Thema ausgewählt wurden, denn hier in Bad Königshofen und im Grabfeld wird die Ökumene schon über viele Jahre gelebt“, sagte Pfarrer Lutz Mertten.
Deshalb war der Landesbischof zu Gesprächen an den einzelnen Tischen eingeladen. Acht Minuten Zeit hatte er pro Tisch. Darauf achtete Pfarrer Lutz Mertten mit der Stoppuhr in der Hand. Die Mennoniten berichteten, dass sie keine eigenen Räumlichkeiten haben und im evangelischen Gemeindehaus gut aufgenommen werden. Es sei in der Gemeinde ein Aufeinanderzugehen. „Das zeigt deutlich, dass hier bei uns Christus im Zentrum steht“, sagte Lenemarie Funck von der Mennoniten-Gemeinde.
Der katholische Pfarrer Karl Feser sprach die gelebte Ökumene in Bad Königshofen an und bekam von Heinrich Bedford-Strohm „zwei Daumen nach oben“. Bei den christlichen Flüchtlingen verwies der Landesbischof auf zehn Millionen Euro, die die Landeskirche zur Verfügung stellt. Dafür werde auch im Landkreis Rhön-Grabfeld, konkret in Sondheim/Rhön, Wohnraum geschaffen, stellte Dekan Matthias Büttner fest. Zur Ökumene meinte der Landesbischof: Die eigentlichen Helden sind Sie alle, denn sie leben die Liebe Jesu Christi!“
Katholiken und evangelische Christen im Grabfeld sind kaum noch zu unterscheiden, findet Pfarrerin Tina Mertten. Es sei lediglich das Kreuzzeichen, das bei Gottesdiensten die katholischen Mitchristen hervorhebe. Sie selbst, so stellte die Pfarrerin fest, bekreuzige sich aber auch. „Das mache ich auch ab und zu“, gab der Landesbischof zu und sagte, dass auch Martin Luther sich bekreuzigte. „Es ist das äußere Zeichen einer christlichen Grundhaltung.“
In der evangelischen Kirche sei die Pflege der Liturgie wichtig und auch die Entschlossenheit, vor Ort Neues zu wagen. „Zum Beispiel könnten wir auch Ministranten haben, wie unser katholischen Mitchristen.“ Nicht schlecht staunte der Landesbischof als Pfarrer Lutz Mertten sagte: „Die haben wir schon lange, und auch eigene Gewänder.“ Da könne man ja noch von der evangelischen Kirchengemeinde Bad Königshofen lernen, lachte Bedford-Strohm
Bürgermeister Thomas Helbling begrüßte danach den Landesbischof im Namen der Stadt und konnte im Goldenen Buch der Stadt nachweisen, dass 1957 mit Hermann Dietzfelbinger letztmals ein Landesbischof in der Stadt war. „Na, da trage ich mich doch gerne mit ein, vor allem weil Hermann Dietzfelbinger wie ich, auch Ratsvorsitzender der evangelischen Kirche Deutschlands war.“