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Bad Königshofen
Aubstädter sagt: Ohne die Einheit gäbe es unsere Kinder nicht
Volksbank-Raiffeisenbank-Vorstand Markus Merz hat seine Janine, die für die SPD mittlerweile im thüringischen Landtag sitzt, nach der Wende kennengelernt.
Wenn die Familie an manchen Abenden in den Sommermonaten im Garten sitzt, dann kommt, gerade in diesen Tagen, immer wieder das Gespräch auf die Zeit vor 1989, als Mutter Janine gerade so alt war, wie ihre jüngste Tochter. Vater Markus lebte in Aubstadt und berichtet seinen Kindern von Zaun, Minen und Stacheldraht, die die Menschen damals trennten.
Foto: Hanns Friedrich | Wenn die Familie an manchen Abenden in den Sommermonaten im Garten sitzt, dann kommt, gerade in diesen Tagen, immer wieder das Gespräch auf die Zeit vor 1989, als Mutter Janine gerade so alt war, wie ihre jüngste ...
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 14.02.2024 16:12 Uhr

An so manchen Abenden haben Janine und Markus Merz zu Hause in Meiningen die Zeit für ihre Kinder Magdalena (10) und Elisabeth (14) zurück gedreht.  Vor allem Mutter Janine kann da einiges erzählen: "Als ich so alt war wie Magdalena, da gab es noch die DDR, also die Deutsche Demokratische Republik, allerdings waren im Jahr zuvor die Grenzen gefallen." "Was ist die DDR?" wollen die Kinder wissen und erfahren, dass es ein Staat war, der seine Grenzen nach Westdeutschland durch einen großen Zaun und Mauern abgeschottet hatte. Bis 1989 konnte man nicht einfach nach Bad Königshofen, Aubstadt oder Mellrichstadt fahren, sondern brauchte eine Genehmigung."  So war das damals. Dann hakt sich Vater Markus ein und erzählt, dass er im Westen, in Aubstadt, sehr nahe an den Grenzsperranlagen gewohnt hat, aber auch nicht einfach "mal rüber konnte." Bis die Öffnung dieser schlimmen Grenze kam. "Ja, und ohne diese Grenzöffnung gäbe es Euch beide nicht," fügt seine Frau Janine an.

Janine Merz war zum Zeitpunkt des Mauerfalls acht Jahre alt

Sie war damals gerade mal acht Jahre jung, wohnte mit ihren Eltern in Walldorf. "Vieles in der Schule war  anders als heute bei Euch", erzählt die Mutter ihren Töchtern. "Wir waren in der Grundschule automatisch Jungpioniere, voller Respekt und Ehrfurcht was Schule und Lehrer betraf." Ausflüge der Klassen führten in die Umgebung von Meiningen.  Man sei gar nicht auf die Idee gekommen, zu fragen, weiter wegzufahren. Bei einem Spaziergang mit ihrem Vater im Herbst 1989 in Berlin "Unter den Linden" sah sie die Mauer zum ersten Mal. Damit auch zum ersten Mal hautnah, wie streng diese Grenze im Osten bewacht wurde. Denn so nahe wie in Berlin kam man an die Grenze von Thüringen zu Bayern aufgrund der zahlreichen Absperrungen gar nicht erst. 

Den Kinder erzählt sie weiter: "Als wir nach den Ferien zurück zum Unterricht in die Schule kamen, wurden dort alle Bilder des Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker nach seinem Rücktritt abgenommen. In diesen Tagen nahm Janine mit ihren Eltern auch an einigen Demonstrationen teil, die in Meiningen immer dienstags stattfanden. Janine Merz erinnert dann besonders an den Morgen des 10. November 1989. Es sei für ihre Familie fast unfassbar gewesen, dass die Grenzen nach Westdeutschland seit der letzten Nacht offen seien. Danach ging es allerdings wie gewohnt in die Schule. Erst am 12. November reihte man sich in die lange Autoschlange Richtung Westen ein und stand im Stau bis nach Sülzfeld.

Die ersten Eindrücke waren überwältigend 

Erster Stop war in Mellrichstadt, um das Begrüßungsgeld abzuholen. Ihr ging es wie vielen in der damaligen DDR.  "Wir konnten das alles noch nicht fassen, was plötzlich an Eindrücken auf uns einstürmte." Anders als für die Erwachsenen im neuen Staat gab es für die Kinder aber zunächst keine größeren Veränderungen im Alltag.

Janine Merz erzählt, dass es nach der Wiedervereinigung plötzlich Religionsunterricht gab – und die Möglichkeit zum Besuch des Gymnasiums schon ab der 5. Klasse.  Sie selbst bezeichnet sich als ein "Glückskind" wegen der vielen Chancen, die es heute im wiedervereinigten Deutschland gibt. Den damals größeren Zusammenhalt in der dörflichen Gemeinschaft gebe es heute aber nicht mehr so oft.  Das sei wohl auch darauf zurück zu führen, dass viele nach der Wende mit sich selbst beschäftigt waren, auf Jobsuche, Umschulung, gar Umzug mit der ganzen Familie und sich in der veränderten Welt zurecht finden mussten. So auch ihre Eltern, die sich beruflich komplett neu orientiert und erfolgreich selbständig gemacht haben.

Sie selbst absolvierte von 1999 bis 2002 eine Ausbildung als Bankkauffrau und kam so auch zur Raiffeisenbank nach Mellrichstadt. Hier traf sie auf Markus Merz, damals Abteilungsleiter Controlling und im Bereich Rechnungswesen/Zahlungsverkehr. Aus den Kollegen wurden Freunde und später ein Paar. 2005 zogen Beide zusammen und heirateten. Die Kinder Magdalena und Elisabeth vervollständigten das Glück.

Am Grenzzaun gab es kein Durchkommen  

Wenn Markus Merz seinen Kindern von der einstigen DDR erzählt, kann er das nur aus westlicher Sicht tun. Die Ortschaften, wie Mendhausen, lagen nahe an seinem Heimatort Aubstadt. "Da war ein großer Zaun, Absperrrungen, Soldaten und einige Jahre lagen dort auch Minen," berichtet er. Meiningen habe ihn schon immer fasziniert und so kam es zu einem Abo im Meininger Theater und nach der Grenzöffnung gehörte der Besuch in der Disco in Meiningen einfach dazu.  "Wir waren viel im Osten unterwegs," lacht der Familienvater. Auch wenn er heute mit seiner Familie in Meiningen lebt, ist er , wie er sagt, im Herzen immer noch ein Abschter und das wird auch so bleiben." In der Volksbank-Raiffeisenbank ist Markus Merz seit mehr als 25 Jahren beschäftigt. Seit Anfang 2005 war er als Vertriebsleiter und Prokurist für das gesamte thüringische Marktgebiet zuständig. Im Januar 2008 hat der Aufsichtsrat Markus Merz dann in den Vorstand berufen.

Seine Frau Janine ist seit 2002 SPD-Mitglied und seit 2012 Vorsitzende des Ortsverbandes Meiningen. Seit 2014 gehört sie dem Stadtrat und dem Kreistag an. Hier ist sie Beigeordnete, das heißt zweite stellvertretende Landrätin. Seit Juni 2020 ist Janine Merz Mitglied im Thüringer Landtag und Haushaltssprecherin ihrer Fraktion. Politik, so sagt sie, habe sie seit der Wende und Wiedervereinigung interessiert und so wuchs sie nach und nach hinein.

In verschiedenen Verbänden ist sie aktiv und engagiert sich vor allem für bessere Bedingungen in Kinderkrippen und Kindergärten. Ein weiteres Arbeitsfeld ist das Erfolgsmodell "Thüringer Gemeinschaftsschule".  Zeit für die Familie? Die ist oft knapp bemessen, vor allem jetzt als Abgeordnete. Familie, und hier ist sie sich mit ihrem Mann Markus einig, muss aber bei allem an erster Stelle stehen.

 
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