Zur Eröffnung gab's Kaffee und Kuchen, gestiftet von der Stadt. Die frisch renovierte Asyl-Unterkunft in der Sondheimer Straße ist Montagmittag mit Vertretern von Stadt, Regierung von Unterfranken und Landrat Habermann eingeweiht worden. Einen Tag, bevor die ersten Bewohner kommen. Birgit Sauer, Jens Meyer, Michael Limpert und ein Diakonie-Mitarbeiter kümmern sich um die Ankömmlinge.
Mit der Verteilung von Flüchtlingen ist das so eine Sache. Meist wissen die Betreuer erst kurz vor knapp, wer wann in ihre Unterkunft einrückt. Gemessen daran ist Birgit Sauer gut informiert. Laut ihr belegen zunächst 17 Syrer die frühere Außenstelle der Kreisberufsschule. Sie reisen aus der Schweinfurter Erstaufnahmeeinrichtung an, haben aber wahrscheinlich mehrere andere (Not-)Unterkünfte hinter sich.
Dennoch fehlen bei einigen die Asylanträge. Die Menschen bekamen schlicht von den Behörden noch keine Gelegenheit, sie zu stellen.
Die vorläufige Zusammensetzung dürfte manchem Mellrichstädter einige Ängste nehmen. Die Gemeinschaftsunterkunft wird kein Hort alleinstehender junger Männer. Drei Familien wurden angekündigt: eine mit vier Kindern, eine mit einem ein- und einem dreijährigen Kind sowie eine Mutter, die ihren sechs- und siebenjährigen Nachwuchs mitbringt. Lediglich vier Flüchtlinge fallen unter die Kategorie männlich und alleinstehend.
Laut Thomas Weingart, für die Flüchtlingsunterbringung zuständiger Direktor bei der Regierung von Unterfranken, ist diese Mischung bewusst gewählt. Denn Alleinstehende würden sich da, wo sie mit Familien zusammenwohnen, gesitteter betragen. Das gilt nicht erst seit den Ausschreitungen von Köln.
Auch der schrittweise Bezug einer Einrichtung hat Methode. „Es hat sich bewährt, erst einmal vier bis fünf Zimmer zu belegen. Diejenigen, die schon da sind, können dann die anderen begrüßen“, sagt Weingart.
Allerdings: Niemand kann garantieren, dass die jetzige Zusammensetzung so bleibt. Bis Anfang Februar werden die 29 Zimmer aufgefüllt.
97 Betten stehen bereit. Dass die nur von Familien aus Syrien belegt werden, garantiert Weingart nicht. Im Gegenteil: Die Regierung setzt auf einen Mix der Nationen – auch in Mellrichstadt.
Diejenigen, die in Mellrichstadt einziehen, haben es recht gut getroffen. Die Zimmer wirken zwar schlicht, sind aber hell und geräumig. Für Betten, Tische und Stühle bleibt genug Platz; nur die Bundeswehrspinde versprühen spröden Charme.
Jede Etage verfügt über eine Küche mit mehreren Kombi-Herden. Denn die Erfahrung zeigt, dass die Flüchtlingsfamilien gern für sich kochen.
Noch mehr: Die sanitären Anlagen – also Duschen und Toiletten – sind nach Geschlechtern getrennt. So wird einkalkuliert, dass die meisten Bewohner Muslime sind.
Die frühere Hausmeisterwohnung im Dach bietet etwas Abgeschiedenheit für zwei größere Familien; der benachbarte Saal bleibt verschlossen. Er wurde nicht mit umgebaut.
Die vier Alleinstehenden kommen zunächst im Keller unter. Dort befindet sich auch die Waschküche. In Ordnung halten sollen die Flüchtlinge ihre Unterkunft übrigens selbst.
Bürgermeister Eberhard Streit wirkte etwas aufgeregt bei der Eröffnung – nach einigen einzelnen Asylsuchenden nun die lang erwartete größere Gruppe in Mellrichstadt. Er bedankte sich bei Weingart und der Regierung, dass die Stadt beim Standort der Gemeinschaftsunterkunft mitreden durfte. Er betonte, wie günstig und geeignet der jetzige Standort gegenüber dem zunächst diskutierten im Hainberg-Areal sei.
Auch Landrat Thomas Habermann lobte die umgebaute frühere Berufsschule: „Das Haus ist eines der schönsten im Landkreis.“ Die Asylsuchenden würden nicht an den Rand der Gesellschaft gerückt, sondern mittenrein. Nun müssten die Verantwortlichen darauf achten, dass sorgsam mit dem Bau verfahren werde. „Ich hoffe auf gutes Miteinander.“
Dafür werden auch Birgit Sauer, Jens Meyer und Michael Limpert zuständig sein. Mindestens einer der Regierungsleute wird tagsüber immer vor Ort sein. Sauer leitet nicht nur diese Unterkunft, sondern auch die in Bad Königshofen und Fladungen.
Sprechstunden in Mellrichstadt wird auch Lothar Schulz von der Diakonie Bad Neustadt abhalten. Er hilft bei Behördengängen, beim Organisieren von Sprachkursen und Schulbesuchen, bei der Koordination der Ehrenamtlichen.
Apropos Ehrenamtliche: Der Helferkreis wird die neuen Bewohner am Dienstag in Empfang nehmen. Ob es wieder Kaffee und Kuchen gibt, steht noch nicht fest.