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SCHWEINFURT
Arne Dahl: Schreiben ist die Belohnung
Sympathisch: Arne Dahl in der Buchhandlung Vogel.
Foto: Anders | Sympathisch: Arne Dahl in der Buchhandlung Vogel.
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 26.04.2023 21:27 Uhr

Arne Dahl, Schöpfer des A-Teams und der Opcop-Gruppe, ist nicht nur ein humorvoller, witziger, wahnsinnig sympathischer Mann. Er ist vor allem ein kluger Mann. Die Ganzheit ist größer als die Summe der einzelnen Individuen, sagt er bei seiner Lesung in der Vogel-Buchhandlung. Moderator und Tagblatt-Redakteur Mathias Wiedemann hatte ihn gefragt, warum seine Helden das Böse, verkörpert durch Großkonzerne und die Mafia, die weltumspannende, bestens vernetzte Interessengruppen bilden, im Kollektiv bekämpfen.

Kerstin, Paul, Jorge, Gunnar, Sara, Viggo, Arto – das A-Team ist eigentlich ein chaotischer Haufen. Aber seine Mitglieder ergänzen sich perfekt. Jeder bleibt sich treu, ist im Kollektiv die beste Version seiner selbst. Und der Chef ist nicht schrecklich, oder erschreckend, sagt Dahl. „Er ist mehr Vater oder Mutter.“

Die vielen Charaktere, die er geschaffen hat, ermöglichen es ihm auch, die Geschehnisse aus immer neuen Perspektiven zu schildern, sagt er. Der Leser muss sich da immer wieder neu einstellen. Manchmal ist die Spannung kaum auszuhalten in den Dahl-Büchern. Nicht nur, weil man die Auflösung erfahren will. Nein, weil man endlich wissen will, in wessen Gedanken oder Seele man sich gerade befindet.

Olof Palme – ein Trauma

Dahls Krimis, allesamt Bestseller, die in über 20 Sprachen übersetzt werden, sind tiefschwarz, aber nie hoffnungslos. „Es gibt so viel Dunkel, da muss es auch Licht geben“, sagt Dahl. Die Bücher sind ernst, gesellschaftskritisch, oft politisch. Sie sind philosophisch. Warum leben wir? Was machen wir mit unserer Zeit? Diese Fragen beschäftigen Dahl. Die Bücher sind auch humorvoll, leben von witzigen Dialogen. Und sie sind brillant geschrieben.

Zum Denken anregen, nicht nur unterhalten will Dahl. „Das Lesen soll Spaß machen, aber auch ein bisschen wehtun.“ Das sieht er auch als Markenzeichen der so erfolgreichen schwedischen Krimis. Ein eigenes Genre, mit eigenen Regeln.

Später, nachdem Renate Blume einige Passagen aus dem neuesten Buch „Neid“ vorgestellt und Dahl selbst auf schwedisch vorgelesen hat („Damit Sie ein Gefühl für das Original kriegen“) fragt eine Frau, warum die Schweden so eine innige Beziehung zu Krimis haben. Dahl spricht von einer besonderen Tradition gesellschaftskritischer Krimis, die im Gegensatz zu den eher unterhaltenden aus England/USA in den 60er Jahren entstanden ist. Nach dem bis heute ungeklärten Mord an Olof Palme 1986 „war die ganze Nation plötzlich Polizist“, sagt er. Die Krimi-Leidenschaft in Schweden sieht er auch als Versuch, dieses National-Trauma zu bewältigen.

Und er hat noch eine Erklärung für die schwedische Krimibegeisterung. Sie könnte von Paul Hjelm stammen: „Man kann viel Geld damit verdienen.“

Wie entstehen seine Bücher? Erst eine Skizze der Handlung, dazu Recherchen. „Erst das Skelett, dann das Fleisch“, sagt er, und man spürt die Freude und die Leidenschaft, mit der er sich ans Werk macht. „Schreiben ist dann die Belohnung.“ Wie sein Held Paul Hjelm braucht er ein bisschen Ordnung, eine Pinnwand, um alles grob zu skizzieren. „Struktur schafft Freiheit“, sagt Dahl. Er erzählt von den Nächten, in denen er durchschreibt, den viel zu vielen Büchern, die er liest.

Und von seinen damals noch kleinen Kindern, die ihm bei der Vorbereitung zum ersten A-Team-Band „Misterioso“ seine Post-it-Zettel mit den Skizzen auf dem Boden des Arbeitszimmers kräftig durcheinandergewirbelt haben. „Jeden Morgen war die Handlung wieder anders.“

Mit dabei in Schweinfurt hat er das Manuskript für den vierten Band der Opcop-Serie, der demnächst auf Schwedisch erscheint. Die deutschen Fans müssen sich noch gedulden, bis „Hass“ auch hier rauskommt. Buchhändlerin Franziska Bickel versucht alles, um Arne Dahl zu bewegen, etwas drüber zu verraten, wie's denn weitergeht. „So kann man ein Buch doch nicht aufhören lassen“, meint sie. Aber Dahl verrät nichts. Nur so viel: „Sie sterben nicht.“ Erleichterung unter den Fans. Bis er sagt: „Aber vielleicht ein paar.“ Eines steht aber fest: Nach diesem vierten Band sagt er auf Wiedersehen zu Kerstin Holm und Paul Hjelm. „Nicht Adieu. Ich schreibe zwei neue, andere Krimis, dann kehre ich zu ihnen zurück. Sie sind mir ans Herz gewachsen.“

ONLINE-TIPP

Mehr Bilder von der Lesung unter schweinfurt.mainpost.de

 
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