
Vor 150 Jahren ging der Deutsch-Französische Krieg zu Ende, auf den das Armeseelenfest in Wülfershausen zurückgeht, deshalb wurde es wieder gebührend gefeiert. Es erinnert an alle Opfer von Krieg und Gewalt. Für die Gemeinde ist das Armenseelenfest nach eineinhalb Jahren der Einschränkung wieder ein kultureller Höhepunkt.
Ein Zeichen der Toleranz und des Erinnerns an die Schrecken und das Elend der Kriege, die durch eine verfehlte und menschenverachtende Politik ausgelöst wurden, nannte Bürgermeister Wolfgang Seifert das Begehen des Gedenktags. Das Fest erinnere an das Leid, das frühere Generationen erfahren mussten. Mit einer Kirchenparade begann das Armeseelenfest, daran nahmen die Musikkapelle, Ehrenabordnungen der Vereine, die Trachtengruppen, Ehrengäste und Gemeinderäte teil. In der Kirche hielt Prälat Bernold Rauch den Festgottesdienst, anschließend lief der Festzug zum Kriegerdenkmal, wo die übliche Kranzniederlegung durch Ehrengast Dorothee Bär und den Bürgermeister vorgenommen wurde.
Staatsministerin Bär lobte die Gemeinde, die seit über 100 Jahren die Tradition des Armeseelenfestes aufrecht hält. 1919 gestiftet von Sabrina Koob, Gertrud und Marianne Weber, wurde damals festgelegt, dass in jedem Jahr ein Gottesdienst für die Verstorbenen gefeiert wird. So erinnert das jährliche Fest an alle Kriege und die Familien, die ihre Liebsten verloren haben, gleichzeitig sei dies ein Tag der Aufarbeitung der Geschichte und ein Tag, um Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen.
Wie Bär ausführte, habe die heutige Verfassung, das 72 Jahre alte Grundgesetz, eine stabile Bundesrepublik hervorgebracht und man habe das deutsch-französische Gespann zur treibenden Kraft eines geeinten Europas gemacht. Durch immer mehr beitretende Partner entstand der europäische Gedanke, den Bär "tiefgreifend und weltverändernd" nannte. Es sollte nie wieder ein Krieg zwischen Europäern möglich sein. Man müsse sich immer bewusst machen, dass die Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs bald nicht mehr unter uns sind, sagte Bär. Deshalb seien alle, die nach dem Krieg geboren sind, verantwortlich und verpflichtet zuzuhören, zu erinnern und für Frieden einzustehen.