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Nordheim
Armenisches Paar: Dramatische Abschiebung in Nordheim
Seda M. und Hakob A. waren seit Jahren im Ort integriert. Manfred Rohe vom Helferkreis kritisiert Vorgehen der Behörden scharf.
Armenisches Paar: Dramatische Abschiebung in Nordheim
Foto: Carsten Rehder (dpa)
Martina Harasim
Martina Harasim
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:32 Uhr

Eine dramatische Nacht hat Manfred Rohe aus Nordheim/Rhön hinter sich: Seit vielen Jahren betreut er zusammen mit dem örtlichen Helferkreis das Ehepaar Seda M. und Hakob A. aus Armenien. Am Montag um 22 Uhr musste er miterleben, wie die beiden "mit einem großen Polizeiaufgebot sowie Rettungswagen" in Abschiebehaft genommen wurden.

"Die lange Geschichte dieser Familie beginnt im Jahr 2013, als sie voller Hoffnung auf ein neues Leben in Sicherheit und dem eisernen Willen, sich vollkommen zu integrieren, in Nordheim  Unterkunft und Freunde gefunden hat", berichtet Manfred Rohe. "Eine Geschichte, die das Leid und die Entbehrungen von Menschen widerspiegelt, die ihre Heimat verlassen und unter großen Strapazen einen friedlichen Neubeginn suchen", so sein frustriertes Fazit.

Ehefrau hat Depressionen

Besonders um Seda. M macht Rohe sich Sorgen. Die an einer schweren Depression erkrankte 53-Jährige habe, als sie abgeführt wurde, vollkommen hysterisch reagiert. Wie Rohe am Dienstagmorgen gegenüber dieser Redaktion berichtete, wollte er intervenieren und erhielt in der Folge einen Platzverweis von der Polizei.  Der inzwischen erwachsene Sohn des Ehepaares war von der Maßnahme nicht betroffen, er habe vor Kurzem einen Aufenthaltstitel erhalten.

Die Regierung von Unterfranken bestätigte auf Nachfrage die Abschiebung. "Die Betroffenen waren vollziehbar ausreisepflichtig und hatten auch mit mehreren gerichtlichen Verfahren keinen Erfolg. Noch heute (Dienstag, Anm. der Redaktion) hatte das Verwaltungsgericht Würzburg eine einstweilige Anordnung auf Aussetzung der Abschiebung abgelehnt. Eine aktuelle Reiseunfähigkeit konnte nicht belegt werden. Die Betroffenen wurden heute im Rahmen einer Sammelabschiebung vom Flughafen München nach Armenien abgeschoben", heißt es in der Stellungnahme der Behörde.

Welche juristischen Möglichkeiten dem abgeschobenen Ehepaar nun aus dem Ausland noch offen stehen, weiß Manfred Rohe im Moment noch nicht. Seine ganze Aufmerksamkeit will er nun darauf richten, dem Sohn, der die Abschiebung seiner Eltern miterleben musste und nun ganz auf sich alleine gestellt ist, unterstützend zur Seite zu stehen.

 
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  • H. S.
    Armenien mag als sicheres Herkunftsland gelten, dies gilt aber auch für Afghanistan. Reisewarnungen der höchsten Stufe verschiedener Länder für Armenien sind nicht durch Covid 19 begründet, sondern durch die aktuelle Auseinandersetzung mit Aserbaidschan und der explosiven Stimmung, die sich durch den von Putin erzwungenen Gebietsverzicht der Armenier ergibt. Da ich sowohl den Sohn wie auch den Vater kenne bin ich mehr als schockiert, denn ihr Integrationswunsch ging weit über den Integrationswunsch einiger Deutscher hinaus, die sich vollkommen auf den Sozialstaat eingerichtet haben.
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    Es ist schlimm, wenn durch solche Vorkommnisse Familien vmtl. sogar auf Dauer getrennt werden. Doch musste den Betroffenen und Unterstützern eigentlich von Anfang an klar gewesen sein, dass ein Bleiberecht unwahrscheinlich ist. Armenien gehört zu den sicheren Herkunftsstaaten, Asyl wird diesen Staatsangehörigen nur ganz selten gewährt. Da gibt es andere Länder, deren Staatsbürger eher ein Anrecht auf Schutz haben.
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  • T. H.
    Ich verstehe ehrlich gesagt die ganze Aufregung nicht. Hier wurde einfach nur das geltende Recht und Gesetz umgesetzt. Letztendlich führte dies dazu, dass es nunmehr zur Abschiebung gekommen ist.

    Es wurde sich ja auch auf das geltende Gesetz verwiesen, als die Familie nach Deutschland gekommen ist und hier 8 Jahre bleiben konnte.

    Ob Deutschland hier andere Gesetze und Regelungen braucht, muss ich das bejahen, denn hier eine Familie so rauszureisen ist schon etwas befremdlich, wenn zeitgleich Kriminelle es schaffen, dauerhaft im Land zu bleiben.
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  • S. K.
    wir behalten scheinbar nur die Ganoven...
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    So schlimm es im jeweiligen Einzelfall auch ist, aber "Asyl" bedeutet nunmal einen im Normalfall zeitlich befristeten Aufenthalt. Alternativ könnte man ansonsten das Asylrecht abschaffen (was juristisch aber nicht geht) und dieses gleich in Einwanderungsrecht umwandeln. Oder es derart verschärfen, dass kaum noch Bedürftige Schutz erhalten.
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  • D. E.
    Und warum nicht die Möglichkeit schaffen, wenn der Asylantrag von Menschen, die sich gut integriert haben, tatsächlich abgelehnt wird, eben aufgrund gelungener Integration sich um Einbürgerung zu bemühen?
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    Weil dann aus Asyl faktisch Einwanderung wird. Auch wenn die Realität manchmal anders aussieht, haben ja auch die Menschen, die einen Antrag stellen oder bereits Asyl genießen, prinzipiell ein Interesse daran, sich zu integrieren, also an gesellschaftlichen Prozessen teilzunehmen oder die Sprache zu lernen, auch um Ihre eigenen Belange zu vertreten. Bzw. auch die Gesellschaft hat ein Interesse, dass auch Asylanten sich integrieren. Wenn dies aber dann automatisch zum Recht auf Einbürgerung führt - siehe meinen Anfangssatz. Asyl ist nunmal prinzipiell ein Aufenthalt/Schutz auf Zeit. Das sollte allen Beteiligten klar sein.
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  • D. E.
    Und was wäre so schlimm daran? Auch hier im Thread: Hinweis auf Fachkräftemangel, auf Überalterung der Gesellschaft, etc.
    Warum macht es die Poltik Menschen, die hier leben und arbeiten *wollen*, die sich bemühen, Teil der Gesellschaft zu werden und das Gemeinwesen zu unterstützen, so schwer bis unnmöglich, sich einzubringen?
    Weil man lieber wenige, alt und kartoffeldeutsch ist und bleibt? Das macht (schon kurz- bis mittelfristig) überhaupt keinen Sinn.
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    Ich habe auch erst Mitleid bekommen, aber am Ende liegt es daran, dass unser Rechtsstaat alle Möglichkeiten bietet und sich dann alles hinauszieht. Das betrifft jegliches Recht, oder besser gesagt Unrecht. Man muß innerhalb kürzester Zeit entscheiden und die Entscheidung durchsetzten, was hier im Land aber leider nicht passiert. Jeder hat alle Rechte und nutzt das aus, das dauert hier halt dann etwas und so wird eine Entscheidung halt immer unverständlicher.
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    "Weil man lieber wenige, alt und kartoffeldeutsch ist und bleibt? Das macht (schon kurz- bis mittelfristig) überhaupt keinen Sinn."
    Ob das Sinn macht oder nicht, ist erst einmal völlig irrelevant. Für "wenige, alt" ist die deutsche Gesellschaft letztendlich zunächst selbst verantwortlich und ob eine mutmaßlich entsprechend benötigte Einwanderung von Außen diese selbstverschuldeten Defizite evtl. wettmachen kann, ist eine andere Frage. Die Frage ist auch, ob man eine solche Einwanderung in diesem Maße letzendlich auch will, mit all ihren Vor- und Nachteilen und massiven Veränderung der Gesellschaft. Apropos - als "kartoffeldeutsch" möchte ich bitte nicht bezeichnet werden. Wenn dann bitte "grumbirnsfränkisch" oder "Ardöpfelsfränkisch", danke!
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  • E. B.
    An alle, die mich unterstützt haben und noch tun wollen... ein großer Dank, das tut gut.
    Noch ein Hinweis: Die Familie ist christlich, waren nie Moslems. Und sie wussten auch nichts von ihrer Abschiebung.
    Lassen Sie sich mal schildern, wie das ganze vor sich ging. Ich möchte es hier unterlassen, weil ich nicht weiß, ob ich der Familie dann irgendwann schade.
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  • H. S.
    Die Familie wußte nichts von ihrer Abschiebung?
    ..."Die Betroffenen waren vollziehbar ausreisepflichtig und hatten auch mit mehreren gerichtlichen Verfahren keinen Erfolg."...
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  • B. L.
    @Lebenhan1965 Abgelehnte Personen, brauchen keinen Arbeitsplatz. Die haben sofort, zu gehen.
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  • C. B.
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • M. S.
    dumm nur wenn abgelehnte Menschen möglicherweise in der Pflege arbeiten oder in ähnlichen Berufen die benötigt sind!

    Schauen sie sich um in den Altenheimen! Schauen sie sich um in den Krankenhäusern was die Herkunft der Ärzte angeht!

    Deutschland fehlt seit Jahrzehnten ein vernünftiges Einwanderungsgesetz!

    Manchen sehr links stehenden Menschen genügt ja ein "Appell ans Herz" was die Bleibepersepktive betrifft.

    Ich denke es würde dem sozialen Frieden gut tun, wenn der Staat sich auch verstärkt fragt ob eine bleibewillige Person auch einen Mehrwert für den Staat bringt. In anderen Ländern (Australien, Neuseeland) stehen solche Dingen an oberster Stelle.
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  • R. D.
    Dann muss man eben konsequent unterscheiden zwischen Asyl und Einwanderung und darf die beiden Themen nicht nach eigenem Gusto willkürlich vermischen oder wechseln.
    Asyl ist temporärer Schutz, im Grundgesetz verankert und jedem zu gewähren.
    Einwanderung hingegen steht nicht jedem zu und gehört endlich geregelt. Einwandern läßt man nur jemanden der unser Land, unsere Gesellschaft voranbringen, den wir benötigen, der sich integrieren und anpassen möchte und sich an unsere Gesetze und Regeln hält und für sich selbst sorgt.
    Das sind zwei völlig verschiedene Dinge.
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  • K. K.
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
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    Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • B. L.
    Warum sind diese Leute, so lang bei uns. Würden sie nach der ersten Ablehnung verschwinden, hätten wir nicht das Problem, dass sie jahrelang bei uns sind.
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  • H. S.
    Ganz einfach: Nach der Ablehnung kommt der Einspruch, nach der Ablehung des Einspruchs kommt der Einspruch gegen die Ablehnung des Einspruchs usw. Die Anwälte der Flüchtlinge verdienen dabei auch noch schön mit, alles auf Kosten des Steuerzahlers...
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