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Bad Königshofen
Archäologisches Museum: Von der Steinzeit bis zu den Konfessionskriegen
Das Begleitbuch zur Dauerausstellung in der Bad Königshöfer Schranne erklärt die Fundstücke aus der Region und ordnet sie zeitlich ein. So kann man ein Stück Museum mit nach Hause nehmen.
Freuen sich über das Erscheinen des interessanten Begleitbuchs zur Ausstellung: Bürgermeister Thomas Helbling (rechts) vor der Großeibstädter Tontrommel und Museumsleiter Andreas Rottmann mit dem Nachbau einer Steinzeitaxt.
Foto: Regina Vossenkaul | Freuen sich über das Erscheinen des interessanten Begleitbuchs zur Ausstellung: Bürgermeister Thomas Helbling (rechts) vor der Großeibstädter Tontrommel und Museumsleiter Andreas Rottmann mit dem Nachbau einer ...
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 09.12.2021 02:20 Uhr

Das Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung München in Bad Königshofen verfügt jetzt über einen umfangreichen Begleitband zur Ausstellung. Die interessanten Fundstücke aus der Region, besonders aus den Landkreisen Bad Kissingen, Haßberge, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt, werden darin detailliert beschrieben und zeitlich sowie in ihren gesellschaftlichen Kontext eingeordnet.

Zwei Jahre nach der Wiedereröffnung des Museums mit neuem Konzept ist der Begleitband erschienen, er wurde verfasst von Konservator Dr. Mathias Will, Arno Rettner und Heiner Schwarzberg, enthalten sind Beiträge von Leitendem Sammlungsdirektor Prof. Dr. Rupert Gebhard, Doris Lettmann, Bernd Steidl und Bernward Ziegaus. Bereits 1988 entstand in der "Schranne", einem ehemaligen Getreidespeicher von 1693, das Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung.

Ein Streifzug durch die Geschichte der Vorfahren

Aufgrund der außergewöhnlich vielen Fundstücke in dem schon früh besiedelten nordöstlichen Unterfranken und des unermüdlichen ehrenamtlichen Engagements der Archäologischen Arbeitsgruppe rund um den bereits verstorbenen langjährigen Leiter Walter Jahn war dieser Standort in Bad Königshofen gewählt worden. Vor zwei Jahren wurde nun das Gebäude grundlegend renoviert – dafür waren der Landkreis Rhön-Grabfeld und die Stadt Bad Königshofen zuständig – und die Exponate mit einem neuen Konzept ergänzt und präsentiert. Die Gestaltung der Ausstellung lag in den Händen von "Space4" aus Stuttgart.

Das Buch zur Ausstellung kann auch als Streifzug durch die Geschichte der Vorfahren separat gelesen werden, so interessant und reich bebildert ist es, wie Bürgermeister Thomas Helbling bestätigte. Eigentlich sollte die Veröffentlichung mit einem Pressetermin gemeinsam mit den Herausgebern aus München stattfinden, wurde aber aus Coronagründen abgesagt. Vor einem Besuch im Museum gelesen, ist es besonders interessant, die erwähnten Fundstücke in natura zu sehen, um ihre Größe, Ausführung und Bedeutung einschätzen und bewundern zu können. Wer das Buch nach einem Besuch liest, erinnert sich an die einzelnen Exponate und kann sie in den großen Kontext der heimischen Geschichte besser einordnen.

Ein Mammut ernährte viele Menschen

Neben dem Nachbau des imposanten Wagens aus einem Wagengrab bei Großeibstadt mit zahlreichen Grabbeigaben, was von einer hochentwickelten Beerdigungskultur um 700 v. Chr. zeugt, gibt es viele kleine und größere Funde zu entdecken, die unter anderem zeigen, dass es in dieser Region schon lange Austausch und Wanderungen, Weiterentwicklungen und technische Neuheiten gab, immer beeinflusst von Kalt- und Warmzeiten, die sich seit der Steinzeit abwechselten.

Älteste Funde aus dem Gebiet des heutigen Unterfrankens wie Keilmesser stammen aus der Steinzeit um rund 100 000 v. Chr. Aus der mittleren Steinzeit (8 800 bis 5 500 v. Chr.) stammen Pfeil- und Harpunenspitzen von Jagd- und Verteidigungswaffen. Zähne und Knochen des Wollhaarmammuts, gefunden in Bad Königshofen, sind Überreste aus einer Zeit, als die erfolgreiche Jagd auf ein Mammut ausreichte, um eine kleine Gemeinschaft lange zu ernähren. Infolge der Klimaerwärmung starben die Mammuts vor rund 12 000 Jahren aus.

Bernsteincollier mit über 400 Einzelperlen

Der nachgebaute Wagen fällt sofort ins Auge, interessant ist auch das Bernsteincollier am unteren Bildrand, ein Hortfund aus Oberstreu.
Foto: Hanns Friedrich | Der nachgebaute Wagen fällt sofort ins Auge, interessant ist auch das Bernsteincollier am unteren Bildrand, ein Hortfund aus Oberstreu.

Ein gutes Beispiel für die Handwerkskunst im 16. bis 14. Jahrhundert v. Chr. ist das ausgestellte Bernsteincollier, ein Hortfund aus der Mittelbronzezeit, entdeckt in Oberstreu 2016. Ein Hort ist ein Versteck in der Erde, um besonders Wertvolles sicher aufzubewahren. Es kann sich um den "Tresor" eines Händlers handeln, um ein Versteck vor Feinden oder – wenn es an markanten Plätzen lag – um ein Weiheopfer. Im Waldboden in Oberstreu entdeckte man ein zerbrochenes Keramikgefäß, darin lag das aufwendig hergestellte Collier mit mehr als 400 Einzelperlen, Bronzedraht und Spiralröllchen.

Auch die Tontrommel aus der Jungsteinzeit, die in einem Großeibstädter Grab gefunden wurde, hat eine besondere Bedeutung, sie zeugt von Ritualen bei Beerdigungen mit Trommelbegleitung oder geselligen Ereignissen zu Lebzeiten, bei denen man musizierte.

Alle Zeichnungen und Erklärungen über die 1000 Einzelobjekte in 13 Themenblöcken, die im Museum zu finden sind, kann man in dem Begleitbuch finden, erfährt etwas über Luftbilderarchäologie, Bestimmungsmethoden und vieles mehr. "Man kann ein Stück Museum mit nach Hause nehmen", sagte Museumsleiter Andreas Rottmann. Band I und II beziehen sich auf das Burgenmuseum in Grünwald und das Archäologische Museum in Bad Windsheim.

Das Begleitbuch zur Archäologischen Ausstellung in Bad Königshofen (Band III) ist im Museum Bad Königshofen zu erhalten. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr, montags ist Ruhetag.

 
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  • maximosi
    Das Museum ist wunderbar, denn es könnte sein, dass in den Räumlichkeiten noch Schriftstücke aus dem 14. Jahrhundert zur Pandemiebekämpfung (Pest) zu finden sind.

    Schon damals hat man die Kranken (Infizierte) von den Gesunden (Nichtinfizierte) isoliert, damit die Infektionsketten unterbrochen werden konnten.

    Im 21. Jahrhundert werden die Nichtgeimpften von den Geimpften isoliert, obwohl mittlerweile bekannt ist, dass beide Gruppen infektiös sein können.

    Entweder waren die Mediziner damals schlauer oder wird jetzt bewusst etwas gemacht, was gar nicht zur Eindämmung der Pandemie führen soll.

    Die jetzigen Maßnahmen können logischerweise die Welle nicht brechen.

    Die beiden Herren sollten mal schauen, ob noch Dokumente vom 14. Jahrhundert zu finden sind. Diese Dokumente sollten dann dem Landratsamt und der Bayerischen Staatskanzlei zur Verfügung gestellt werden.

    Mit der Lektüre könnte man dann die optimale Strategie zur Bekämpfung der Pandemie auf den Weg bringen.

    Euer Maximosi
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