
Eine Schülerin taucht einen Eimer unter Wasser und schüttet die braune Brühe aus dem Graben. Sie ist dabei nicht alleine. Rund ein Dutzend Hände packt mit an. Mit roten oder gelben Eimern ausgestattet, wird Wasser aus dem Graben geschöpft, bis der endlich frei vom Regenwasser ist.
Erst jetzt beginnt die richtige Arbeit an einem der Stauwehre im Schwarzen Moor. Insgesamt 26 Kinder aus Mellrichstadt und Südafrika arbeiten dort Hand in Hand einem an Naturschutzprojekt. 13 davon sind Schüler und Schülerinnen der Southern Cross-Schule aus dem südafrikanischen Hoedspruit, die anderen 13 besuchen das Mellrichstädter Martin-Pollich-Gymnasium.
Seit knapp zehn Jahren gibt es bereits einen Austausch zwischen der deutschen und der südafrikanischen Schule. Und in dieser Zeit konnten bereits mehrere Naturschutzprojekte im Biosphärenreservat Rhön und bei Gegenbesuchen der Rhöner Schüler im südafrikanischen Partner-Biosphärenreservat Kruger to Canyons, das sich in der Nähe des Kruger-Nationalparks befindet, realisiert werden.

Moore leiden zunehmend unter Wassermangel. Mit Moorvernässungen will man dieser Entwicklung in der Rhön entgegensteuern – dieses Jahr unter anderem mit der Hilfe von den jungen Naturschützern, berichtet Michael Dohrmann, zuständig für die im Umweltbildung beim Verein Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön. Wie er betont, sollen die Teenager dabei nicht nur Naturschutzarbeit leisten, sondern interkulturelle Erfahrungen sammeln.
Schüler vom Martin-Pollich-Gymnasium und der südafrikanischen Southern Cross-Schule errichten Stauwehr
Ein Stauwehr, wie es die Gruppe nun erreichten soll, hält Wasser zurück und schützt das Moor vor dem Austrocknen. Dafür benötigt man lediglich Eichenbohlen, Sägemehl, Holzhackschnitzel und arbeitswillige Helfer. Ein solches Bauwerk zu errichten, ist nun die Aufgabe. Die Schülergruppe besteht aus 14- bis 16-jährigen, die in die neunte oder zehnte Klasse gehen. Knapp eine Woche haben sie Zeit. Einige Tage kampiert die Gruppe deshalb in der Nähe des Schwarzen Moores.

Die Stimmung unter den Jugendlichen scheint bestens. Es wird viel gelacht und herumgealbert. In diesen Tagen sind die Teenager offensichtlich immer näher zusammengerückt.
Neben der Arbeit ist Zeit zum gemeinsamen Herumalbern
Die Arbeit beginnt um 9 Uhr. Nur die Hälfte der 26-köpfigen Gruppe arbeitet heute am Stauwehr. Die jungen Leute sind ausgestattet mit Outdoorjacken und Gummistiefeln. Die Gruppe schöpft das Regenwasser aus dem Graben. Danach wird der Graben weiter ausgehoben. Es soll so lange gegraben werden, bis man an den Grund kommt. Die Jugendlichen werden noch einen weiteren Tag brauchen, bis sie ihn endlich erreichen.
Nicht jeder genießt die körperlich anstrengende Arbeit, aber die Mehrheit ist mit vollem Elan dabei. Jeder Spatenstich im feuchten, aber festen Boden bringt sie näher ans Ziel. "Es ist sehr dreckig und nass, aber es ist sehr schön, in der Gruppe zu arbeiten", erzählt die 14-jährige Clara Fatt aus Bastheim. Der 15-jährige Reha Mukawevo von der Southern Cross-Schule findet die Arbeit hart, aber gleichzeitig spaßig. "Es ist eine gute Sache", sagt der Jugendliche mit einem stolzen Ausdruck im Gesicht. Künftige Generationen werden von dem Graben profitieren, ist er sich sicher.
Danach soll der ausgehobene Graben mit Holzhackschnitzeln befüllt werden. Mit Schaufeln wird der Naturstoff in Schubkarren gefüllt und zum Graben gefahren. Man braucht rund zweieinhalb Minuten für den Weg. Die Teenager haben daraus ein Spiel gemacht: Wer kommt schneller ans Ziel? Francois Coetzee, der Geografielehrer der Southern Cross-Schule macht mit, gegen die flinken, ehrgeizigen Schüler hat er allerdings keine Chance.

Schülern aus Südafrika und der Rhön liegt Klimaschutz am Herzen
Die 15 Jahre alte Schülerin Helena Reuß findet die Arbeit am Stauwehr bereichernd: "Es ist wichtig, das Moor zu bewahren." Die Arbeit sei zwar anstrengend, aber auch sehr lohnend, meint die Gymnasiastin. Sie freue sich auch, wenn ihre Gruppe nächstes Jahr nach Südafrika fliegt und sie dort das Biosphärenreservat erkunden wird.
Die 16 Jahre alte Südafrikanerin Karli Ackermann liebt es, körperlich hart zu arbeiten, erzählt sie. Deswegen macht ihr die Arbeit Spaß. Am liebsten ist sie draußen in der Natur unterwegs. Sie ist von der Natur in der Rhön begeistert. "Hier in Deutschland sieht man keine Wildtiere am Tag", ist Ackermann allerdings aufgefallen. Das ist in Südafrika ganz anders.

Nächstes Jahr gehts für die Mellrichstädter Schüler ins Kruger to Canyons-Biosphärenreservat in Südafrika
In ihrer Heimat ist man von Tieren ständig umgeben. Auf dem Schulgelände ihrer Schule laufen Affen, Giraffen und Antilopen herum. Leoparden haben sich auch schon mal auf dem Gelände blicken lassen – zum großen Schreck der Kinder und Lehrer. Die Kleinstadt Hoedspruit liegt im Norden des Landes und ist umgeben vom Busch.
Die 16-jährige Südafrikanerin Janne Van der Ploeg ist ebenfalls ganz angetan vom Projekt. Auch sie interessiert sich für Naturschutz. Manche Maßnahmen, wie das Stauwehr, sind einfache, aber effektive Maßnahmen, sagt sie. "Aber die Menschen sind sehr komplex in ihrem Handeln." Dies verhindere, dass der Naturschutz die nötige Aufmerksamkeit erhalte, meint das Mädchen.
Nach knapp drei Stunden werden die Arme der Helfer schwer und der Hunger immer größer. So allmählich packen sie ihr Material zusammen. Schön säuberlich werden die Schaufeln, die Schubkarren und Eimer mit einer Plane bedeckt. Die Socken sind allerdings ziemlich nass geworden, klagen die Schüler, als sie in ihre Wanderschuhe schlüpfen. Genau die Bedingungen, die in einem gesunden Moor herrschen sollen.