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Arbeiten zur Rettung des Schwarzen Moores: Schüler aus Südafrika und Mellrichstadt gemeinsam im Einsatz
Junge Leute aus der Rhön und dem Partner-Biosphärenreservat Kruger to Canyons arbeiten an einem Stauwehr. Was die Natur in der Rhön von Südafrika unterscheidet.
Der südafrikanische Schüler Reha Mukwevo (mitte) von der Southern Cross School aus Hoedspruit ist mit vollem Eifer beim Bau des Stauwehres im Schwarzen Moor dabei. Auch Clara Fatt (links) vom Martin-Pollich-Gymnasium packt kräftig mit an. 
Foto: Natalia Mleczko | Der südafrikanische Schüler Reha Mukwevo (mitte) von der Southern Cross School aus Hoedspruit ist mit vollem Eifer beim Bau des Stauwehres im Schwarzen Moor dabei.
Natalia Mleczko       -  Natalia Mleczko ist in Polen aufgewachsen und lebte dann in Rostock. Nach einer Ausbildung und diversen Jobs studiere sie auf dem Zweiten Bildungsweg Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen im Master an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Seit 2022 arbeitete sie als freie Journalistin. Natalia Mleczko ist seit April 2024 Volontärin bei der Main-Post.
Natalia Mleczko
 |  aktualisiert: 09.08.2024 02:44 Uhr

Eine Schülerin taucht einen Eimer unter Wasser und schüttet die braune Brühe aus dem Graben. Sie ist dabei nicht alleine. Rund ein Dutzend Hände packt mit an. Mit roten oder gelben Eimern ausgestattet, wird Wasser aus dem Graben geschöpft, bis der endlich frei vom Regenwasser ist.

Erst jetzt beginnt die richtige Arbeit an einem der Stauwehre im Schwarzen Moor. Insgesamt 26 Kinder aus Mellrichstadt und Südafrika arbeiten dort Hand in Hand einem an Naturschutzprojekt. 13  davon sind Schüler und Schülerinnen der Southern Cross-Schule aus dem südafrikanischen Hoedspruit, die anderen 13 besuchen das Mellrichstädter Martin-Pollich-Gymnasium. 

Seit knapp zehn Jahren gibt es bereits einen Austausch zwischen der deutschen und der südafrikanischen Schule. Und in dieser Zeit konnten bereits mehrere Naturschutzprojekte im Biosphärenreservat Rhön und bei Gegenbesuchen der Rhöner Schüler im südafrikanischen Partner-Biosphärenreservat Kruger to Canyons, das sich in der Nähe des Kruger-Nationalparks befindet, realisiert werden.

Michael Dohrmann vom Verein Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön zeigt die Auswirkungen eines intakten Stauwehrs auf die Natur im Moor.
Foto: Natalia Mleczko | Michael Dohrmann vom Verein Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön zeigt die Auswirkungen eines intakten Stauwehrs auf die Natur im Moor.

Moore leiden zunehmend unter Wassermangel. Mit Moorvernässungen will man dieser Entwicklung in der Rhön entgegensteuern – dieses Jahr unter anderem mit der Hilfe von den jungen Naturschützern, berichtet Michael Dohrmann, zuständig für die im Umweltbildung beim Verein Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön. Wie er betont, sollen die Teenager dabei nicht nur Naturschutzarbeit leisten, sondern interkulturelle Erfahrungen sammeln.

Schüler vom Martin-Pollich-Gymnasium und der südafrikanischen Southern Cross-Schule errichten Stauwehr 

Ein Stauwehr, wie es die Gruppe nun erreichten soll, hält Wasser zurück und schützt das Moor vor dem Austrocknen. Dafür benötigt man lediglich Eichenbohlen, Sägemehl, Holzhackschnitzel und arbeitswillige Helfer. Ein solches Bauwerk zu errichten, ist nun die Aufgabe. Die Schülergruppe besteht aus 14- bis 16-jährigen, die in die neunte oder zehnte Klasse gehen. Knapp eine Woche haben sie Zeit. Einige Tage kampiert die Gruppe deshalb in der Nähe des Schwarzen Moores.

Ausgestattet mit Eimern, Spaten und Gummistiefeln errichten die Schüler des Martin-Pollich-Gymnasiums und der südafrikanischen Southern Cross Schule aus Hoedspruit das neue Stauwehr.
Foto: Natalia Mleczko | Ausgestattet mit Eimern, Spaten und Gummistiefeln errichten die Schüler des Martin-Pollich-Gymnasiums und der südafrikanischen Southern Cross Schule aus Hoedspruit das neue Stauwehr.

Die Stimmung unter den Jugendlichen scheint bestens. Es wird viel gelacht und herumgealbert. In diesen Tagen sind die Teenager offensichtlich immer näher zusammengerückt.

Neben der Arbeit ist Zeit zum gemeinsamen Herumalbern

Die Arbeit beginnt um 9 Uhr. Nur die Hälfte der 26-köpfigen Gruppe arbeitet heute am Stauwehr. Die jungen Leute sind ausgestattet mit Outdoorjacken und Gummistiefeln. Die Gruppe schöpft das Regenwasser aus dem Graben. Danach wird der Graben weiter ausgehoben. Es soll so lange gegraben werden, bis man an den Grund kommt. Die Jugendlichen werden noch einen weiteren Tag brauchen, bis sie ihn endlich erreichen.  

Nicht jeder genießt die körperlich anstrengende Arbeit, aber die Mehrheit ist mit vollem Elan dabei. Jeder Spatenstich im feuchten, aber festen Boden bringt sie näher ans Ziel. "Es ist sehr dreckig und nass, aber es ist sehr schön, in der Gruppe zu arbeiten", erzählt die 14-jährige Clara Fatt aus Bastheim. Der 15-jährige Reha Mukawevo von der Southern Cross-Schule findet die Arbeit hart, aber gleichzeitig spaßig. "Es ist eine gute Sache", sagt der Jugendliche mit einem stolzen Ausdruck im Gesicht. Künftige Generationen werden von dem Graben profitieren, ist er sich sicher.

Danach soll der ausgehobene Graben mit Holzhackschnitzeln befüllt werden. Mit Schaufeln wird der Naturstoff in Schubkarren gefüllt und zum Graben gefahren. Man braucht rund zweieinhalb Minuten für den Weg. Die Teenager haben daraus ein Spiel gemacht: Wer kommt schneller ans Ziel? Francois Coetzee, der Geografielehrer der Southern Cross-Schule macht mit, gegen die flinken, ehrgeizigen Schüler hat er allerdings keine Chance. 

Die Schülerin des Martin-Pollich-Gymnasiums Helena Reuß ist der Umweltschutz immens wichtig. An diesem Tag transportierte Reuß Holzhackschnitzel zum Stauwehr. 
Foto: Natalia Mleczko | Die Schülerin des Martin-Pollich-Gymnasiums Helena Reuß ist der Umweltschutz immens wichtig. An diesem Tag transportierte Reuß Holzhackschnitzel zum Stauwehr. 

Schülern aus Südafrika und der Rhön liegt Klimaschutz am Herzen

Die 15 Jahre alte Schülerin Helena Reuß findet die Arbeit am Stauwehr bereichernd: "Es ist wichtig, das Moor zu bewahren." Die Arbeit sei zwar anstrengend, aber auch sehr lohnend, meint die Gymnasiastin. Sie freue sich auch, wenn ihre Gruppe nächstes Jahr nach Südafrika fliegt und sie dort das Biosphärenreservat erkunden wird. 

Die 16 Jahre alte Südafrikanerin Karli Ackermann liebt es, körperlich hart zu arbeiten, erzählt sie. Deswegen macht ihr die Arbeit Spaß. Am liebsten ist sie draußen in der Natur unterwegs. Sie ist von der Natur in der Rhön begeistert. "Hier in Deutschland sieht man keine Wildtiere am Tag", ist Ackermann allerdings aufgefallen. Das ist in Südafrika ganz anders. 

Die Schülerin Karli Ackermann findet die Rhön sehr schön. Anders als in ihrer Heimat Südafrika bekommt man hier allerdings keine Wildtiere am Tag zu Gesicht.
Foto: Natalia Mleczko | Die Schülerin Karli Ackermann findet die Rhön sehr schön. Anders als in ihrer Heimat Südafrika bekommt man hier allerdings keine Wildtiere am Tag zu Gesicht.

Nächstes Jahr gehts für die Mellrichstädter Schüler ins Kruger to Canyons-Biosphärenreservat in Südafrika

In ihrer Heimat ist man von Tieren ständig umgeben. Auf dem Schulgelände ihrer Schule laufen Affen, Giraffen und Antilopen herum. Leoparden haben sich auch schon mal auf dem Gelände blicken lassen –  zum großen Schreck der Kinder und Lehrer. Die Kleinstadt Hoedspruit liegt im Norden des Landes und ist umgeben vom Busch. 

Die 16-jährige Südafrikanerin Janne Van der Ploeg ist ebenfalls ganz angetan vom Projekt. Auch sie interessiert sich für Naturschutz. Manche Maßnahmen, wie das Stauwehr, sind einfache, aber effektive Maßnahmen, sagt sie. "Aber die Menschen sind sehr komplex in ihrem Handeln." Dies verhindere, dass der Naturschutz die nötige Aufmerksamkeit erhalte, meint das Mädchen. 

Nach knapp drei Stunden werden die Arme der Helfer schwer und der Hunger immer größer. So allmählich packen sie ihr Material zusammen. Schön säuberlich werden die Schaufeln, die Schubkarren und Eimer mit einer Plane bedeckt. Die Socken sind allerdings ziemlich nass geworden, klagen die Schüler, als sie in ihre Wanderschuhe schlüpfen. Genau die Bedingungen, die in einem gesunden Moor herrschen sollen. 

 
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