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BAD NEUSTADT
Antworten und Rätsel am Veitsberg
Blick von oben: Das Grabungsfeld auf dem Veitsberg bei Hohenroth.
Foto: Pfeuffer | Blick von oben: Das Grabungsfeld auf dem Veitsberg bei Hohenroth.
Von unserem Mitarbeiter Eckhard Heise
 |  aktualisiert: 11.08.2012 12:02 Uhr

Ist sie es oder ist sie es nicht? Auch nach drei Wochen erneuten Grabens am Veitsberg kann Archäologin Petra Wolters nicht die Antwort auf die Frage geben, ob die Siedlungsreste oberhalb des Saaletals tatsächlich das Zentrum der Pfalz Karls des Großen darstellen. Indizien sprächen inzwischen dafür, auf jeden Fall werde immer deutlicher, dass es sich bei der Siedlung um eine äußerst bedeutende Stätte handelt. Unterstrichen wird diese Tatsache dadurch, dass das Projekt nun auch noch durch das Leader-Programm finanziell unterstützt wird. Den Bescheid erhielt die „Grabungsallianz“ aus Bad Neustadt, Salz und Hohenroth jetzt überreicht.

Sauber geputzt waren die Knochen, Scherben und Steinchen, die die Grabungsleiterin zum Termin ins Bad Neustädter Rathaus mitgebracht hatte. Der Acker in der Nähe des Hohenrother Hundesportplatzes erweist sich als wahre Fundgrube für Archäologen. Er hat nur einen Nachteil, erklärt die Wissenschaftlerin der Uni Jena: Die Deckschicht, unter denen die Relikte der Vergangenheit verborgen war, sei nur sehr dünn. Das habe zur Folge, dass durch die Feldbearbeitung vieles zerstört worden sei. Trotzdem konnten über die noch erhaltenen Gebäudefundamente wesentliche Erkenntnisse gewonnen werden – sie gaben aber auch neue Rätsel auf. Eines ist der 15 Meter dicke Turm am Außenwall.

Seine einstige Höhe kann nicht abgeschätzt werden, sagt die Wissenschaftlerin. Doch gibt die Lage noch mehr Rätsel auf. Der Turm befinde sich genau in der Flucht der Schutzmauer, womit er zu Verteidigungszwecken eher ungeeignet sei. Vielmehr lasse sich der Standort dahin deuten, dass er nur zur Repräsentation diene. Das wiederum lasse den Schluss zu, dass es sich um das Zentrum der Pfalz Salz handele, wo Könige logiert und hochrangige Gesandtschaften empfangen wurden.

Die Fundstücke datieren aus der Zeit Kaiser Karls des Großen, aus dem 10. Jahrhundert gibt es schon keine Hinweise mehr. Das heißt, die Siedlung ist in dieser Periode aufgegeben worden, als die Pfalz durch neue Verteilung des Besitzes in Franken an Bedeutung verloren habe.

Ziel der bis Oktober andauernden Grabungen sei die Rekonstruktion der Gesamtform der Anlage und die zeitliche Anordnung, fährt die Akademikerin fort. Dafür stehen zehn Mitarbeiter zur Verfügung, darunter acht Studenten aus Deutschland und dem Ausland. Dazu sei erst kürzlich ein Vertrag mit der Uni Jena geschlossen worden, der die Finanzierung bis zum Jahr 2015 sichert und Kosten von 110 000 Euro für die drei beteiligten Kommunen verursacht.

Parallel dazu soll angesichts der Bedeutung der Anlage die Öffentlichkeit über die Vorgänge auf dem Laufenden gehalten werden. Diesen Part unterstützt das Leader-Programm. Vorgesehen sind unter anderem ein Internetauftritt, Informationstafeln, das Ausarbeiten einer Wanderausstellung sowie eine Fachtagung. Die Kosten liegen bei rund 80 000 Euro, die zur Hälfte aus dem EU-Topf bezahlt werden.

Den entsprechenden Bescheid übergab jetzt Karl-Heinz Suhl vom zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gemeinsam mit Regionalmanagerin Ursula Schneider und stellvertretendem Landrat Helmut Will an die Vertreter der drei beteiligten Kommunen, Bürgermeister Bruno Altrichter, Hohenroths Oberhaupt Georg Straub und dem Sälzer stellvertretenden Bürgermeister Martin Schmitt.

Führungen sollen zu Mariä Himmelfahrt am 15. August auf der Ausgrabungsstätte stattfinden. Jeweils um 11 und um 14 Uhr wird die Grabungsleiterin über die neueste Entwicklung der Arbeiten informieren.

Unterstützung durch die EU: Mit 40 000 Euro aus dem Leader-Programm wird die Öffentlichkeitsarbeit rund um die Ausgrabungen am Veitsberg mitfinanziert. Unser Foto zeigt (von links) Ursula Schneider, Martin Schmitt, Karl-Heinz Suhl, Bruno Altrichter, Georg Straub und Helmut Will.
Foto: Eckhard Heise | Unterstützung durch die EU: Mit 40 000 Euro aus dem Leader-Programm wird die Öffentlichkeitsarbeit rund um die Ausgrabungen am Veitsberg mitfinanziert.
 
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