Das Projekt Kindererholung steht für den Verein „Kinder aus Shitkowitschi – Hilfe nach Tschernobyl“ an allererster Stelle seiner Vereinstätigkeit. Seit 1992 holen die Verantwortlichen jedes Jahr Kinder aus verstrahlten Gebieten in Weißrussland in die Rhön. Bis heute konnten mehr als 1800 Kinder, die an den Spätfolgen der Reaktorkatastrophe in der benachbarten Ukraine 1986 leiden, an diesen Erholungsmaßnahmen teilnehmen. In frischer Luft und unverstrahlter Natur können das geschwächte Immunsystem der Kinder wieder gefestigt und dadurch vielen daraus resultierenden Krankheiten entgegengewirkt werden.
„Es ist nicht vorstellbar, in welcher Not die Menschen in den verstrahlten Gebieten ihr Leben meistern müssen“, sagt Stefan Zehfuß, der Vorsitzende des Vereins. Mit seinen zahlreichen Helfern ist er jedes Jahr einmal vor Ort, um Hilfsgüter und Medikamente zu verteilen. „Aber das ist alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, so Zehfuß. Inzwischen müssten bereits die Kinder aus der zweiten Generation nach dem Reaktorunfall mit der Immunschwäche und ihren gesundheitlichen Folgen kämpfen.
Auch in diesem Sommer will der Verein wieder für so viele Kinder wie möglich einen unbeschwerten Aufenthalt in der Rhön sorgen. „Es ist ein gutes Gefühl und es macht einfach Freude, den Kindern ihren sonst so trostlosen Alltag wenigstens für eine kurze Zeit zu verschönern“, sagt dazu Margit Benkert aus Wollbach, die sich mit ihrem Mann Gottfried seit Beginn der Aktion „Kindererholung“ als Gastgeber zur Verfügung stellt. Drei Wochen gehören die Kinder dann zur Familie, und sie werden darüber hinaus zu den vielen abwechslungsreichen Veranstaltungen gebracht, welche der Verein in dieser Zeit für sie organisiert. Da gehören Ausflüge in die benachbarten Schwimmbäder in Bad Königshofen, Mellrichstadt und Bad Neustadt dazu, aber auch der Besuch auf der Wasserkuppe mit der Rodelbahn ist ein Höhepunkt. Es werden Spielnachmittage veranstaltet und Tierparks besucht. „Dann kommen die Kinder am Abend zwar richtig müde, aber auch mit schönen Eindrücken zurück in die Familien“, erzählt Margit Benkert weiter, „dann schmeckt das Essen noch mal so gut“.
Am Anfang seien die Kinder zwar etwas vorsichtig, weil sie unsere Gerichte und ihre Zusammensetzung nicht kennen, aber „der Appetit kommt mit dem Essen“, fügt Ehemann Gottfried schmunzelnd hinzu. Da wird dann bei Kartoffelklöß' und Schweinebraten ordentlich hingelangt.
Stefan Zehfuß weiß natürlich auch, dass viele Familien bei der Nachfrage nach einer Aufnahme zögern, allein wegen der Verständigung. Das sei allerdings kein großes Problem, versichert er, den Familien stünden eine ganze Reihe von Betreuern zur Verfügung, welche über gute Deutschkenntnisse verfügten. „Auch wir als Organisatoren haben seit über 25 Jahren gute Erfahrungen gemacht, sodass niemand alleine gelassen wird, auch wenn sich etwas Außergewöhnliches ereignet“, versichert Zehfuß. Vor allem, so Zehfuß weiter, würden die Organisatoren ein paar Wochen vor der Ankunft der Kinder bei einem Informationsabend alle Einzelheiten des Aufenthalts mit den Gasteltern besprechen.
Wer sucht nun die Kinder eigentlich aus, die eingeladen werden? Auch hierüber gibt Zehfuß gerne Auskunft. Es sind vor allem Ärzte und Lehrer, die dem Verein die Kinder für einen Aufenthalt empfehlen. Dabei würden diese vor ihrer Abreise daheim auch noch einmal untersucht. Die Betreuer, die die Kinder begleiten, sind in den meisten Fällen Lehrer. Da seien in den vielen Jahren schon regelrechte Freundschaften mit den Gasteltern in der Rhön entstanden. „Die besuchen sich dann auch hin und wieder sogar mal privat“, weiß Stefan Zehfuß.
Für den diesjährigen Aufenthalt sind die erforderlichen Maßnahmen seitens des Vereins längst angelaufen. Nun werden noch Gasteltern gesucht, die ein oder im Idealfall zwei Kinder für drei Wochen in ihren Familien aufnehmen. Man könne locker an die Sache herangehen, versichert Zehfuß, Vorurteile seien wirklich nicht angebracht.
Weitere Informationen und Anmeldungen unter Tel. (0 97 73) 61 04.