Im Vergleich mit anderen Regionen der Republik fristet die Alternative für Deutschland (AfD) im Wahlkreis 248 ein Mauerblümchendasein. Wahlkampfaktivitäten sind kaum wahrnehmbar, Infostände und Veranstaltungen rar. Da passt es ins Bild, dass die Direktkandidatin der Partei für den Wahlkreis nicht aus dessen Bereich, den Landkreisen Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge, stammt. Andrea Klingen wohnt in Markt Einersheim (Lkr. Kitzingen).

Im Kreisverband Unterfranken Nord, der dem Wahlkreis 248 entspricht, hat die AfD laut Klingen etwa 50 Mitglieder, von denen niemand kandidieren wollte, auch deshalb nicht, weil er Repressalien erwartete, etwa durch den Arbeitgeber. So kam es, dass die Parteimitglieder die 47-Jährige im Januar einstimmig zur Direktkandidatin wählten.

Seit 2013 bei der AfD

Der AfD gehört sie seit Mai 2013 an, ist der Partei also kurz nach deren Gründung beigetreten. „Es hat mich gereizt, eine neue Partei von Anfang an mitzugestalten, vor allem über die Parteitage.“ Zuvor war sie in keiner Partei. Die Forderung der AfD nach mehr Basisdemokratie, also direktes Mitspracherecht der Bürger durch Volksabstimmungen wie in der Schweiz, und Kritik an der Euro-Rettungspolitik – diese Themen hätten sie zur AfD geführt. „Die Partei hat meine Vorstellungen überwiegend erfüllt“, sagt Klingen. Für sie wäre es ein Weg, um Politikverdrossenheit zu begegnen, wenn Wähler nicht nur alle vier Jahr bei der Bundestagswahl abstimmen dürften. Die Gefahr populistischer Einflussnahme sieht sie nicht, denn es gäbe ja Mehrheitsquoten.

Europolitik und Staatssschulden

Die Euro-Politik und steigende Staatsschulden würden die Menschen, mit denen sie spricht, aktuell stark bewegen, ebenso die Zuwanderung und deren Folgen für Deutschland. Terroranschläge und der Verlust öffentlicher Sicherheit und Ordnung bereiteten den Menschen Sorgen. „Die Zuwanderung ist weder organisatorisch noch finanziell durchzuhalten“, sagt Klingen.

Deshalb befürworte sie Kontrollen an allen deutschen Grenzen und mehr Polizisten. Zudem mache sie sich stark für verbesserten Tier- und Umweltschutz, etwa die artgerechte Unterbringung von Nutztieren, eine bäuerliche Landwirtschaft statt Großbetrieben und die Förderung regionaler Vermarkter, auch mit staatlicher Regulierung.

Rechts von der Mitte

Klingen ordnet die AfD „rechts von der Mitte“ ein und sich selbst im „traditionell-konservativen Bereich“. Sollte die AfD im nächsten Bundestag vertreten sein, sieht sie deren Rolle klar in der Opposition. Als Koalitionspartner müsste ihre Partei zu viele Kompromisse eingehen und würde so Glaubwürdigkeit verlieren, wenn sie sich von ihrem Wahlprogramm entfernt. „Unsere Wähler sollen das bekommen, was sie versprochen bekommen haben.“

Welche Inhalte Klingen darunter versteht, zeigt auch ein Blick auf ihren Facebook-Auftritt im Internet. Dort teilt sie neben Fotos von AfD-Wahlplakaten überwiegend Inhalte, die sich gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Regierungsparteien und Flüchtlinge richten. Wer dort Klingens eigene politische Gedanken sucht, muss sehr lange suchen.