Die Rhön hat seit Freitagabend einen Verein weniger. Im Biobauernhof Mültner in Nordheim trafen sich die Mitglieder des Vereins mit dem sperrigen Namen „Anbietergemeinschaft bayerische Rhön Direktvermarktung und Landurlaub“ zum letzten Male, denn seit der Jahreshauptversammlung Anfang März stand fest, dass der Verein aufgelöst werden soll. Laut Satzung war dafür eine „außerordentliche Mitgliederversammlung“ einzuberufen.
Die amtierende Vorsitzende Daniela Mültner begrüßte in der hofeigenen Bauernstube. Die letzten Vorbereitungsarbeiten für die Abwicklung waren erledigt worden. Weil der kleine Förderverein weder Schulden noch externe Verbindlichkeiten hat, das Finanzamt keine Ansprüche stellt, und weil er kein „eingetragener Verein“ ist, waren nur noch zwei Beschlüsse zu fassen für eine unkomplizierte Liquidation.
Neun von 35 stimmberechtigten Mitgliedern waren anwesend, allesamt Landwirte, die „Urlaub auf dem Bauernhof“ anbieten. Und weil alle mit ihrem Berufsalltag als Landwirte und Gastgeber reichlich ausgelastet sind und von immer mehr gesetzlichen Auflagen und damit einhergehender Bürokratie behördlich vereinnahmt werden, und weil der Verein nach nunmehr 24 Jahren seinen ursprünglichen Zweck erfüllt hatte, sah keiner mehr die Notwendigkeit, den Verein fortzuführen.
Der Verein war 1994 als „AGOS“ (Arbeitsgemeinschaft Oberes Streutal) gegründet worden, um Fördermittel für den strukturschwachen ländlichen Raum zu erschließen. Die Rhön gehörte zum LEADER-Fördergebiet und durch eigenständige Entwicklungskonzepte und innovative gemeinschaftliche Aktionen eröffneten sich Entwicklungsmöglichkeiten für die ländliche Wirtschaft.
Die wichtigsten Vereinsziele waren Direktvermarktung, Urlaub auf dem Bauernhof, kommunale Zusammenarbeit und zeitweise die Förderung der Museumsbahn und des Bauernladens am Freilandmuseum. Im Laufe der Zeit konnte vieles realisiert werden durch die entstandenen Gemeinschaftsinitiativen, die sich weit über das Gebiet des Oberen Streutals hinaus ausweiteten, was letztlich auch zu einer Umbenennung des Vereins führte.
Weil sich unter den Mitgliedern ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut hat, wollen sie sich künftig mindestens einmal im Jahr zu einem Vermieter-Stammtisch treffen.
