Dienstag ist Tag der gesunden Ernährung – ein Anlass, zu fragen: „Wer bestimmt eigentlich, was wir essen?“ Entscheidet wirklich der Verbraucher durch sein Konsumverhalten, was in den Regalen steht oder hat der nur die Illusion der Wahl? Weiß er wirklich, was in Fertigprodukten drin ist? Wer stellt die entscheidenden Weichen – die EU mit ihren Verordnungen, der Großhandel, die Lebensmittelkonzerne? Was sagen die Menschen dazu, die täglich damit zu tun haben?
Handelskette bestimmt Sortiment im Groben
Angebot und Nachfrage bestimmen den Markt. Nur was sich gut verkauft, wird produziert – diese Logik stimmt nur bedingt. René Hirn, Marktleiter von „tegut“ in Bad Königshofen, hat ein bestimmtes Sortiment, aus dem er Waren bestellen kann. Das ist zuvor von der Handelskette durch Preis- und Liefervereinbarungen mit Großhändlern und Molkereien zusammengestellt worden. Kleine Freiheiten hat der Marktleiter, er kann weglassen, was nicht gut läuft oder mehr davon bestellen, was gut geht. „Auf Kundenwünsche gehen wir gern ein, was möglich ist, wird gemacht“, sagt Hirn.
Bauern richten sich auch nach Verbraucherverhalten
Auch die Bauern haben nur ein bestimmtes Spektrum, das sie anbieten können, das richtet sich nach den jeweiligen Boden- und Wetterverhältnissen, den Lieferrechten und den Absatzmöglichkeiten.
„Das Verbraucherverhalten verändert sich ständig. Plötzlich wird mehr Dinkel gegessen, dann bauen wir mehr davon an, wird viel Bio nachgefragt, erhöht sich das Angebot“, sagt BBV-Kreisobmann Mathias Klöffel. „Wir haben eine große Auswahl bezüglich des Saatguts, sind aber nicht ganz frei. Dazu gibt es die Selbstverpflichtung vieler Landwirte gentechnikfrei zu arbeiten und man ist den Verträgen mit dem Großhandel unterworfen.“
Wer kennt knubbelige Kartoffeln?
Er bedauert, dass der Trend zur Einheitsware geht. Überall gebe es dieselben Wurst- und Apfelsorten. Viele Kinder haben noch nie eine krumme Gurke oder eine knubbelige Kartoffel gesehen. Die Landwirtschaft will dem entgegenwirken, durch Direktvermarktung – der „höchsten Form der Wertschöpfung in der Region“, wie es Klöffel formuliert. Da müsste der Verbraucher aber mitziehen. Viele Kunden könnten sich Qualitätslebensmittel leisten, davon ist er überzeugt.
Konsumverhalten liegt an jedem persönlich
„Es liegt an mir, wo ich meine Lebensmittel herbekomme“, sagt Helmut Bär, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz und umweltbewusster Konsument. Er verweist auf die Tipps des BUND, der unter anderem empfiehlt, Fleisch nur dann zu kaufen, wenn es von Tieren stammt, die artgerecht gehalten, aus der Region stammen und am besten nach Bio-Richtlinien aufgezogen wurden. Außerdem sollte man eher weniger Fleisch essen. „Mir ist klar: Das erfordert einigen Aufwand, sich zu informieren – beim Verkäufer oder auf der Verpackung.“ Er schaue auch immer nach der Kennzeichnung „Ohne Gentechnik“. Die finde man leider nur selten, sie ist für ihn auf jeden Fall eine Kauf-Empfehlung. Auch die Hersteller der Lebensmittel und die Gesamtheit der Geschäfte vor Ort würden bestimmen, was auf den Tisch kommt. „Ich werde nicht ohne Weiteres Fahrten unternehmen, um bestimmte gute Lebensmittel zu kaufen“, so Bär. Der Preis sollte nach seiner Meinung nicht das alleinige Kriterium für den Einkauf sein. „Wenn ich zum Beispiel wenig Fleisch esse, kann ich mir auch Hochwertiges leisten. Und ich gebe lieber weniger für das Auto aus und leiste mir dafür etwas Gutes zum Essen.“
Monika Leu kauft Produkte aus der Region
Monika Leu, Erzieherin aus Bad Königshofen, verzichtet möglichst auf Fertigprodukte. „Ich koche gerne mit frischen, unbehandelten Lebensmitteln, so weiß ich genau, was ich esse.“ Kräuter und Salat pflanze sie selbst an. Bevorzugt kaufe sie Produkte aus der Region. Kartoffeln, Honig, Eier hole sie vom Direktvermarkter.„Im Markt schaue ich vor allem nach Bio-Produkten und lese genau die Liste der Inhaltsstoffe, um zu viel Fett, Zucker und Zusatzstoffe zu vermeiden. Ich freue mich, dass ich in Bad Königshofen die Möglichkeit habe, nach meinen Wünschen einzukaufen. Durch mein Kaufverhalten möchte ich ein Zeichen gegen lange Transportwege setzen und die Geschäfte unterstützen, die saisonale, regionale frische Ware, sowie Biolebensmittel anbieten.“
Mehr solcher Kunden, die informiert und konsequent sind, wünscht sich der Verband für Ernährung und Diätetik, der den „Tag der gesunden Ernährung“ zum 20. Mal veranstaltet. Heuer lautet das Thema: „Ernährung im Alter: gesund alt werden – gesund bleiben!“