Eine traumhafte Winterlandschaft mit Schneehöhen, wie man sie Jahre nicht erlebt hat. Wem kann man es verdenken, der sich da in die Rhön zum Schneewandern, Rodeln oder Ski fahren aufmacht. Unscheinbar aber gar nicht weit entfernt von den als "Hotspots" deklarierten Wanderparkplätzen am Kreuzberg, an der Thüringer Hütte oder der Schornhecke hat sich in den letzten beiden Wochen das Örtchen Ginolfs als echter "Geheimtipp" gemausert mit bestens präparierten Loipen und fantastischen Rundwegen inklusive unvergesslicher Aussichten. Für den hervorragenden Zustand auf den Strecken sorgt der Skiclub Ginolfs in ehrenamtlicher Arbeit. Und das nun schon seit Jahrzehnten.
"Es ist einfach ein tolles Gefühl zu sehen, mit wie viel Spaß und Freude die Leute draußen in der Natur aktiv sind", erklärt Florian Omert, der Vorsitzende des Skiclubs Ginolfs. "Da ein großes Stück dazu beizutragen, das macht einem selber richtig Spaß", strahlt Omert. Der Skiclub Ginolfs ist seit 1976 ein eingetragener Verein und hat sich dem Wintersport verschrieben. Noch bekannter ist der Skiclub für das traditionelle Backhausfest in der Ortsmitte in Ginolfs, das im vergangen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie seit über 30 Jahren das erste Mal pausieren musste. Skipisten wurden seit der Vereinsgründung bereits regelmäßig präpariert: Zunächst mit einem Motorschlitten, was durchaus Kräfte zehrend war, vor 25 Jahren wurde dann eine professionelle Pistenraupe mit Loipenspurgerät beschafft. Im Sommer wird die Pistenraupe von Andreas Omert und Daniel Mildenberger gewartet. Im Winter kümmern sich Stefan Omert, Reiner Göpfert, Daniel Mildenberger und Florian Omert um das Spuren von drei Loipenrundstrecken – eine schöner als die andere. Stets unter der Voraussetzung, es fällt genügend Schnee am Fuße der Hochrhön. "Im letzten Jahr ging gar nichts", stellt Omert fest.
Mehrere Strecken zur Auswahl
Die blaue Loipe, die über die Rothbrücke führt, ist gut drei Kilometer lang und zeichnet sich durch geringe Steigungen aus und ist somit für Anfänger und Skiwanderer bestens geeignet. Die rote Loipe ist durch ihre Steigungen und acht Kilometern Länge für fortgeschrittene Fahrer gedacht. Sie lässt die Ginolfser Jungviehweide rechts liegen und führt in einer schönen Hochtour schließlich wieder links vom Leitenberg hinunter. Kondition ist hierbei erforderlich. Die Mühen werden jedoch entlohnt durch eine malerische Strecke über den Rothberg mit einer wunderschönen Aussicht, die bei Sonnenschein über die Rhön bis nach Schweinfurt reicht. Die grüne Loipe ist rund vier Kilometer lang und verbindet Ginolfs und Weisbach. Alternativ kann man hierbei auch in Weisbach gegenüber der Bushaltestelle der Schule einsteigen. Sogar eine Nachtloipe wird vom Skiclub auf dem Festplatz gespurt, die mindestens donnerstags von 18 bis 21 Uhr beleuchtet ist.
Die Loipen- und Pisteninfos stehen schon lange gesammelt auf der Plattform www.rhoen.de. So viele Besucher wie in diesem Jahr zählte der Skiclub jedoch noch nie. Die Besucher kommen querbeet von überall her. "Mehr fremde Kennzeichen als Einheimische", stellt Florian Omert fest. Zu spüren ist, dass auch viele junge Leute gerade in diesem Corona-Jahr das Langlaufen als Trendsport entdecken. "Ich finde es fantastisch", erklärt der Oberelsbacher Matthias Martin, eigentlich Fußballer, aber jetzt auch zum ersten Mal mit Begeisterung zum Langlaufen unterwegs.
Am frühen Morgen geht die Arbeit los
"Bisher haben wir nur Lob für eine hervorragende Arbeit bekommen", ist Omert stolz auf sein Team. Wenn Schnee kommt, müsse sich natürlich erst so einiges einspielen, Dienstpläne müssen gefertigt werden, frühmorgens geht die Arbeit los und auch spontan muss gehandelt werden. So hat jüngst ein umgestürzter Baum die Loipe am Rothberg durchschnitten. Kaum gemeldet, war das Problem erledigt. Am Berg selbst ist auch stets mit einem weiteren Pistenfahrzeug, die selbst ernannte "Gaudicrew" um Philipp und Jonas Herbert, André Schrenk und Florian Janz, unterwegs, die für spontane Hilfen wie Schlitten- und Gepäcktransport oder Schadensmeldungen sorgt.
Neben den Langlauf-Loipen kümmert sich der Skiclub um die Präparierung einiger schöner Winterwanderwege rund um Ginolfs, darunter ein Winterwanderweg von Ginolfs über den Gänsebrunnen nach Oberelsbach oder ein anderer in Richtung der Hochrhön. Erstmals wurde in diesem Jahr eine kleine Abfahrtsstrecke hergerichtet, um den Kleinsten in Zeiten von Liftschließungen die Möglichkeit zu geben, das Skifahren zu erlernen, was bestens angenommen wurde.
Frische Luft und die Schönheit der Rhön
Der Skiclub verleiht auch Schneeschuhe, die am Wochenende mehrfach zum Einsatz kamen. Und natürlich wurde, wo es geht, Schlitten gefahren und gerodelt. "Wir waren beim Weideabtrieb mal da", berichtet eine kleine Familie aus Schweinfurt, die mit dem Schlitten angereist ist. "Wir haben uns damals geschworen, im Winter auch mal herzukommen. Wir sind begeistert!", strahlen sie. Das Rodelparadies schlechthin ist der Leitenberg, an dem es durchaus spektakulär zuging. Eigentlich veranstaltet der Skiclub auch hier einmal im Jahr eine Skigaudi mit Glühwein- und Bratwurstverkauf. Trotz der exzellenten winterlichen Verhältnisse musste dies wegen der Corona-Pandemie natürlich in diesem Jahr entfallen.
Insgesamt stellt der Vorsitzende des Skiclubs fest, dass sich die Leute insgesamt sehr vernünftig verhalten. Weder werden irgendwelche Abzweigungen oder Einfahrten zugeparkt, noch konnte man Verstöße gegen die allgemeinen Abstandsregeln beobachten. Die Menschen erfreuen sich einfach an der Bewegung an der frischen Luft und an der Schönheit der Rhönlandschaft. Viele stellen fest. "Hier ist das Paradies vor der Haustür."